Bad Dürkheim Von Humperdinck bis Giordigiani

Marike Senft (Mitte) und Mila Küssner (rechts) überzeugten als Solistinnen und im Duett gleichermaßen.
Marike Senft (Mitte) und Mila Küssner (rechts) überzeugten als Solistinnen und im Duett gleichermaßen.

Die 20. Auflage des Seebacher Weihnachtssingens am Freitag war gleichzeitig eine Premiere: Zum ersten Mal lockte die Klosterkirche mit einem klassischen Weihnachtskonzert. Das Konzept ging auf, die Besucherschar war groß − und entsprechend stimmgewaltig der gemeinsame Abschlussgesang.

Das Konzert sei auch eine Würdigung der Verdienste des verstorbenen Ortsvorstehers Reinhard Steiniger, der vor 20 Jahren das Seebacher Weihnachtssingen aus der Taufe gehoben habe, unterstrich der Seebacher Kulturvereinsvorsitzende Günter Eymael. Alle Künstler der dreitägigen Veranstaltungsreihe treten ehrenamtlich auf, die eingehenden Spenden werden für die Unterstützung der Jugendarbeit der Seebacher Vereine verwendet. Gesangssolistinnen des Abends waren Mila Küssner und Marike Senft aus Bad Dürkheim, die Partien für Geige und Bratsche übernahm Regina van Lier aus Wachenheim. Die künstlerische Leitung sowie die pianistische Begleitung lag in den Händen von Gabriele Weiß-Wehmeyer, die auch das Dürkheimer Kammerorchester leitet. „Wir hatten viel Freude bei der Vorbereitung und Auswahl der Lieder, Duette und Arien. Dabei haben wir auch sehr schöne Weihnachtslieder von Humperdinck und Cornelius entdeckt“, erklärte sie. Zu Beginn interpretierte das Ensemble „Tochter Zion“ in der Bearbeitung von Georg Friedrich Händel. Die ausgezeichnete Akustik der Klosterkirche bildete den Rahmen für den berührenden Vortrag, der vor allem durch die begleitende Violine festlich wirkte. Ausdrucksstark die Arie „Bereite dich, Zion“ aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach von Mezzosopranistin Küssner. Senfts klarer Sopran machte das „Benedictus“ aus der Missa brevis von Joseph Haydn zu einem wunderbaren Hörerlebnis. Bei den Duetten beider Künstlerinnen trat die Harmonie ihrer Stimmen zutage. Die Zuhörer lauschten Felix Mendelssohn-Bartholdys „Denn in seiner Hand ist, was die Erde bringt“ aus dem 95. Psalm ebenso ergriffen wie dem „O wie selig ist das Kind“ aus seiner Schauspielmusik „Athalia“. Der Komponist und Lieddichter Peter Cornelius ist für seine geistlichen Werke wie „Stabat Mater“ bekannt. An diesem Abend waren seine Lieder aus dem „Vater unser“ op. 2 und aus den Weihnachtsliedern op. 8 eine hörenswerte Entdeckung. Auch der Spätromantiker Engelbert Humperdinck war mit zwei seiner vom Volkslied inspirierten Melodien zu hören. Ein weiterer Höhepunkt war der „Abendsegen“, das Duett aus seiner Oper „Hänsel und Gretel“, von beiden Sängerinnen inbrünstig vorgetragen. Als Küssner Johannes Brahms’ Wiegenlied „Guten Abend, gut’ Nacht“ vortrug, herrschte ansonsten andachtsvolle Stille. Vom gleichen Komponisten stand mit „Geistliches Wiegenlied“ op. 91 für Gesang, Bratsche und Klavier eine Besonderheit auf dem Programm. Brahms hat alternierend zu den dramatisch-lyrischen Gesangspassagen das alte Weihnachtslied „Joseph, lieber Joseph mein“ für die Bratsche verarbeitet. Zum Abschluss begeisterte das Ensemble mit dem fröhlichen neapolitanischen Weihnachtslied der Schalmeibläser „Quanno nascette Nino a Bettelemme“ und „O santissima Vergine Maria“ von Luigi Gordigiani in der Duett-Fassung von Modest Mussorgski, auf das Humperdincks „Weihnachten“ folgte. „Die Zugabe singen wir gemeinsam“, sagte Weiß-Wehmeyer und stimmte „O du fröhliche“ an. Die Zuhörer schlossen sich stimmgewaltig an.

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