Bad Dürkheim Quereinsteiger im Lehrerberuf: „Im ersten Leben war ich Soldat“

Verstehen sich als Team: Frank Schöfer, Simone Waldmann, BBS-Schulleiter Stephan Hardt, Birgit Krauß und Petra Ballnuß (von link
Verstehen sich als Team: Frank Schöfer, Simone Waldmann, BBS-Schulleiter Stephan Hardt, Birgit Krauß und Petra Ballnuß (von links) kommen aus verschiedenen Berufsfeldern und sitzen alle an einem Tisch.

An der Berufsbildenden Schule Bad Dürkheim gehören Berufswechsler bereits zum Alltag. Wir haben mit fünf Quereinsteigern über ihren Weg ins Klassenzimmer gesprochen.

„In meinem ersten Leben war ich Soldat“, sagt Schulleiter Stephan Hardt, der 13 Jahre als Fallschirmjägeroffizier bei der Bundeswehr war. Dort studierte er Maschinenbau. Weil er auch seine Kinder öfter sehen wollte, entschied er sich 1991 für den Quereinstieg ins Lehramt. Heute unterrichtet Hardt Maschinenbau, Metalltechnik und Informatik an der BBS. Zwischendurch war er auch im Ministerium und als Fachleiter tätig. „Nie stehenbleiben“, das sei sein Motto. Am Lehrerberuf schätzt er die Freiheit und dass er viel erleben und weitergeben kann. Nur die Bürokratie sei weniger sein Fall. „Die Schüler fordern einen jeden Tag aufs Neue“, beschreibt er seinen Job. Zwischen Militär und Lehramt sieht er einige Parallelen: „Meine Fähigkeiten in puncto Menschenführung helfen mir, meinen Unterricht zu reflektieren“, sagt er. Das Arbeiten an der BBS sei etwas besonderes, da man bei den etwa 1400 Schülern auf alle gesellschaftlichen Schichten treffe. „Aus dieser Herausforderung erwachsen viele Möglichkeiten und Perspektiven“, betont er. Als Lehrer müsse man gleichzeitig Kommunikationsprofi und Vorbild für lebenslanges Lernen sein. Es sei hilfreich, dass Quereinsteiger so nah an der Wirklichkeit seien. „Wir machen die BBS mit unseren verschiedenen Erfahrungen bunt“, so Hardt.

"Sich im Unterricht verwirklichen"

Birgit Krauß

arbeitet seit zwölf Jahren als Lehrerin für Metalltechnik und Sozialkunde, mittlerweile ist sie Studiendirektorin. Doch ursprünglich hatte sie einen anderen Plan: Nach ihrem Maschinenbau-Studium an der TU Kaiserslautern war sie zunächst zwei Jahre als Assistentin am Lehrstuhl der Universität tätig, bevor sie als „Application Engineer“ berufliche Erfahrungen sammelte. Nach sieben Jahren in der Wirtschaft fasste sie den Entschluss zu unterrichten: „Ich hatte einen guten Einblick in den Job, da mein Mann bereits als Berufsschullehrer arbeitete“, sagt Krauß. Außerdem wurde ihr als dreifache Mutter die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtiger. Krauß startete ins 24-monatige Referendariat und bereut die Entscheidung bis heute nicht: „Mir gefällt der Beruf sehr, da man die Möglichkeit hat, sich im Unterricht zu verwirklichen“, sagt sie.

"Schätze den Umgang mit den Schülern"

Geduld, ein langer Atem und auch mal Fünfe gerade sein lassen: So beschreibt Frank Schöfer die Anforderungen an Lehrkräfte. Der gelernte Industriemechaniker hat nach seiner Ausbildung bei der BASF und seiner Fachhochschulreife ein Maschinenbau-Studium an der FH Kaiserslautern angehängt. Anschließend war er neun Jahre lang als Entwicklungsingenieur tätig. Als die Firma 2009 von Kurzarbeit betroffen war, informierte sich Schöfer über andere berufliche Optionen. Er entschloss sich, über ein Referendariat in den Schuldienst zu wechseln. Seine Vorerfahrung in der Wirtschaft sieht er dabei als klaren Vorteil: „Man ist näher dran an den Schülern, wenn man mal in der Branche gearbeitet hat“, sagt er. Als Lehrer an der BBS könne er freier arbeiten und sich entfalten. „Außerdem schätze ich den Umgang mit den Schülern“, so Schöfer. „Ich wollte schon immer Lehrerin werden“, sagt Simone Waldmann. Als sie ihr Abitur in der Tasche hatte, waren allerdings viele arbeitslos. „Also habe ich mich für eine Lehre als Bankkauffrau entschieden und danach acht Jahre im Bankhandel gearbeitet“, erklärt sie. Dabei war sie auch im Ausland, etwa in Paris, tätig. Mit Ende 20 packte sie dann aber doch die Lust auf ein Studium: Sie entschied sich für einen Magister in BWL und Pädagogik und ging für sechs Jahre in die Unternehmensberatung.

"Mein Herz brennt für die Berufsschüler und deren Ausbildung"

Ihren Kindheitstraum vom Lehrerberuf konnte sie jedoch nicht vergessen. Während sie bereits Mutter war und nebenbei in BWL promovierte, fing sie 2005 mit ihrem Referendariat an. „Lehrersein ist anders, als ich es mir damals vorgestellt habe, anders, als es noch zu meinen Schulzeiten war“, sagt sie. „Heute werden im Unterricht realistische, betriebliche Situationen gelöst. Das finde ich genial“, erklärt die Studiendirektorin. Nach dem Abitur erst einmal eine Ausbildung machen – das erschien Petra Ballnuß als der richtige Weg. Während ihrer Arbeit in Hotels und in der Marketingbranche merkte die gelernte Hotelfachfrau aber schnell, dass sie ein Händchen für junge Leute hat: „Ich war immer die Ansprechpartnerin“, erklärt sie. Das habe sie motiviert, Wirtschaftspädagogik zu studieren und anschließend den Sprung an die BBS zu wagen. „Mein Herz brennt für die Berufsschüler und deren Ausbildung“, betont die Oberstudienrätin, die BWL und Deutsch unterrichtet. Manchmal denke sie an früher zurück, „weil die Flexibilität doch etwas fehlt seit der Verbeamtung“. Bereut habe Ballnuß ihre Entscheidung nie. Gerade den Kontakt zu den Betrieben finde sie an der BBS spannend. „In einer Einzelhandels-Klasse kommen verschiedene Branchen zusammen, das ist eine unglaubliche Bereicherung“, sagt sie.

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