Bad Dürkheim Plädoyers für den Frieden

Ein buntes literarisches Panorama vermitteln im April die neun Bestseller der Dürkheimer Buchhandlungen. Keiner der Titel, darunter lesenswerte Romane, Sachbücher und zwei spannende Krimis, ist diesmal mehrfach zu entdecken. Nach der Lesung von Proschat Madani im Mehrgenerationenhaus war „Suche Heimat, biete Verwirrung“ bei „Ulrich“ der Favorit. In diesen Erinnerungen hält die aus dem Iran stammende Autorin und Schauspielerin ihre spannende Lebensgeschichte fest.

Für den Frieden in der Welt plädieren in ihren Büchern auf höchst unterschiedliche Weise drei Autoren aus Deutschland und Israel. „Texte zum Frieden“ ist der Untertitel des von Margot Käßmann und Konstantin Wecker herausgegebenen Buches „Entrüstet euch!“, das bei „Buchmarkt“ der Favorit war. Das ungleiche Herausgeber-Paar, die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende und der Liedermacher, Aktivist und Anarchist, sind sich einig in der Überzeugung, dass Pazifismus in der heutigen, von Kriegen erschütterten Welt keine naive Wohlfühl-Attitüde, sondern der einzige Weg ist, den Globus zu befrieden. Die vorgestellten Texte spiegeln verschiedene pazifistische Traditionen, aktuelle Beiträge lieferten unter anderem Arno Gruen und Friedrich Schorlemmer. Wie die beiden deutschen Pazifisten ist auch der israelische Schriftsteller Amos Oz überzeugt, dass Krieg kein Mittel zur Lösung von Konflikten ist. Um zum Ausgleich zwischen Israelis und Palästinensern beizutragen, beteiligte er sich an der Gründung der Friedensbewegung „Schalom achschaw“ („Peace Now“). 1992 wurde er mit dem „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels“ ausgezeichnet. In seinem neuen vielschichtigen Roman „Judas“, der bei „Frank“ vielgefragt war, lässt er neben den zentralen Themen Glaube, Verrat und Liebe auch Diskussionen um den politischen Konflikt zwischen beiden Ländern einfließen. Protagonist ist Schmuel Asch, dessen Leben 1959 eine verstörende Wendung nimmt. Er wird von seiner Freundin verlassen, seine Eltern melden Konkurs an, so dass er sein Studium abbrechen und seinen Lebensunterhalt als Gesellschafter eines vermögenden alten, behinderten Mannes verdienen muss. In Gerschom Walds Haus lernt er dessen Schwiegertochter Atalja, Witwe seines Sohnes Micha, kennen. Ihr Vater hatte die verhängnisvollen Konseqenzen aus der Aufteilung Palästinas nach der Staatsgründung Israels im Jahr 1948 vorausgesagt und war daher als Verräter stigmatisiert worden. In langen Gesprächen diskutieren die Hauptfiguren über die Rolle des Judas Ischariot, der Jesus – angeblich – verraten hatte. Im Verlauf seiner unglücklichen Liebe zu Atalja beginnt Schmuel sich erneut mit seiner Forschungsarbeit über „Jesus in der Perspektive der Juden“ zu beschäftigen. Diesen eindrücklichen Roman übertrug übrigens Mirjam Pressler ins Deutsche und wurde dafür auf der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Oz, 1939 in Jerusalem als Sohn des Literaturwissenschaftlers Arie Klausner geboren, nahm nach dem frühen Tod seiner Mutter den Namen Oz an, der „Stärke“ bedeutet. Er lebte in einem Kibbuz und studierte nach dem Wehrdienst an der Universität von Jerusalem Literatur und Philosophie. An der Ben-Gurion-Universität des Negev in Be’er Scheva war er Professor für hebräische Literatur. In deutscher Übersetzung sind Romane und Sachbücher erschienen, darunter „Ein anderer Ort“, „Mein Michael“, „Späte Liebe“, „Dem Tod entgegen“, „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ und „Plötzlich tief im Wald – Ein Märchen“. Heute lebt Oz in der Wüstenstadt Arad. (wss)

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