Bad Dürkheim Nichtraucher mit Rockröhre

Vielseitig: Der Musiker Chris Stockert ist in vielen Genres zu Hause. Ein Höhepunkt seiner musikalischen Karriere war der Auftri
Vielseitig: Der Musiker Chris Stockert ist in vielen Genres zu Hause. Ein Höhepunkt seiner musikalischen Karriere war der Auftritt in Montreux Anfang des Monats.

Es gibt wohl kaum eine Bühne in der Pfalz, auf der er noch nicht stand. Auch deutschland- und europaweit ist Christian Stockert schon mächtig herumgekommen. Zu Monatsbeginn hat er mit seiner Band Brass Machine – eine der renommiertesten Soul-Coverbands der Pfalz – in einem umjubelten Auftritt das Jazz-Festival in Montreux (Schweiz) gerockt, wir berichteten. Er stand schon mit Laith Al-Deen, Andreas Bourani, Silly und Jan Josef Liefers auf der Bühne und hat die Hooters supportet. Vier Jahre lang hat seine Stimme morgens SWR3-Hörer geweckt, dort hatte er einen Jingle eingesungen. Zeit, ihn vorzustellen: Christian Stockert, ein echter „Pälzer Bu“, in Bobenheim-Roxheim aufgewachsen, jetzt in Freinsheim lebend und gefühlte 350 Tage im Jahr mit Musik beschäftigt. Der Auftritt der Pfälzer in Montreux auf einem alten Raddampfer vor knapp 3000 Leuten „zählt wirklich zum Besten, was wir als Band je erlebt haben“, so Stockert. Dennoch gibt er nun weiter Vollgas. Stockert hat neben Brass Machine mit 2Motion, Stockert & Friends und Tri Tone weitere feste Bands am Start. Dazu wird er als Gastsänger – unter anderem bei der SWR1 Big Band – gebucht. Mit Tri Tone fungiert er zudem einmal im Monat donnerstags im Gleis 4 in Frankenthal als Hausband. Stockerts Markenzeichen ist seine kraftvolle Soul-Röhre, die sich so anhört, als würde der Nichtraucher täglich eine Schachtel inhalieren und mit Whisky gurgeln. Dazu ist die Stimme facettenreich. Stockert kann sich jede Stilart aneignen und trotzdem noch authentisch nach sich klingen. Jahrelang hat er den Blues-Shouter gegeben. Heute noch kann er bellend-rotzig rocken, aber sein Organ auch samtig in Balladenwinkel kuscheln. Trotz aller Wandlungsfähigkeit klingt er nie beliebig. Was auch sein erklärtes Ziel ist. „Ich will mir die Songs, die ich singe, zu eigen machen, eigentlich immer was von mir reinpacken. Einfach nur nachsingen ist nicht meins, kann ich, wenn man das wünscht, aber ich will in die Lieder eigene Nuancen reinbringen.“ Stockert mischt mittlerweile auch andere Musiker-Kollegen ab, ist vor allem bei den Anonyme Giddarischde für den Ton verantwortlich. Und gibt seine geballte Erfahrung auch als Performance Coach weiter. „Ich habe mich schon immer sehr intensiv mit Musik beschäftigt und später auf der Bühne gemerkt, dass mir viele Dinge quasi in die Wiege gelegt wurden. Aber da ist auch sehr viel Handwerk dabei. Wie gehe ich aufs Publikum ein, in welchem Abstand muss ich das Mikro zum Mund halten, wie interagiere ich als Sänger mit der Band?“ Mit drei Jahren haben ihn seine Eltern in die musikalische Früherziehung gesteckt, autodidaktisch hat er sich über die Jahre neben Klavier Gitarre und Schlagzeug beigebracht. Mit 14 gründete er die erste Schülerband. Es folgten die obligatorischen Auftritten in der Frankenthaler Zuckerfabrik. Sieben Jahre lang war Stockert Frontmann des Blues-Boogie-Woogie Mundarttrios „Uffgschdummbd“ und spätestens nachdem er auch noch Soul und Funk für sich entdeckte, hatte er sich im Rhein-Neckar- Raum einen Namen gemacht. Stockert kennt keine Berührungsängste. Er macht noch nicht mal vor Schlager halt. Ein Musiker-Kollege rief ihn vor einigen Jahren an. Es sei dringend ein Background-Sänger für Beatrice Eglis Konzert in der Schweiz gesucht. Allerdings schon in vier Tagen und er müsse sich dafür mal eben knapp 20 Egli-Songs draufschaffen. Ob er sich das vorstellen könne? Konnte er. Hörte vier Tage lang nichts anderes als Lieder wie „Verliebt, verlobt, verflixt noch mal“ und sang die dann vor zigtausend Egli-Fans auf der Bühne. „Ich hab’ noch Wochen später von den Songs geträumt, bin nachts wach geworden, weil ich die nicht aus dem Kopf gekriegt habe“, erinnert er sich grinsend. „Aber Beatrice war ’ne ganz Liebe und die Band war klasse.“ Als Kontrastprogramm kann er mit Geschichten von der German Bike Week aufwarten, als während seines Auftritts genau gegenüber der Bühne das Damen-Schlammcatchen stattfand, was den damals noch recht jungen Sänger „durchaus ein bisschen irritiert hat“. Fehlt nur noch eine eigene Platte. „Ist in der Mache. Aber ich mach mir da keinen Druck, auch wenn ich schon Songs produziert habe. Ich will bei meinen eigenen Sachen genau das machen, was ich bei meinen Lieblingsliedern so mag. Den Spagat zwischen Kommerz und Authentizität hinkriegen, ohne sich zu verbiegen“. Langweilig dürfte Chris Stockert bis dahin nicht werden. Demnächst kann man Stockert am 1. August mit 2Motion beim Weingut Meurer in Großkarlbach erleben, mit Stockert & Friends spielt er am 3. August auf der Freilichtbühne in der Gartenschau Kaiserslautern und am 17. August mit Brass Machine auf dem „Feschd“ in Pirmasens. Im Netz https://christianstockert.de/

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