Bad Dürkheim Mit dem Fleischerbeil

Fleisch oder nicht Fleisch? Das war das Thema, zu dem der Münchner Kabarettist Holger Paetz vor leider kleinem Publikum mit seinem großen Programm „Auch Veganer welken“ im Haus Catoir auftrat. Nicht zum ersten Mal gastierte der Münchner Polit-Kabarettist in Bad Dürkheim.

Geprägt von der Mitarbeit bei der Lach- und Schießgesellschaft in München und als Autor und auch als Schauspieler beim Starkbieranstich am Münchner Nockherberg (da als Double von Guido Westerwelle und Charles’ Camilla) ist es ihm natürlich unmöglich, das Thema nur von der geschmacklichen Seite zu sehen, und provozierte gleich mit einer höchst politischen, evolutionären These: „Du aßest Fleisch, und wurdest Mensch.“ Nur so konnte das Horst Seehofer Hirn hervorgebracht werden und in einer etwas kleineren Form das von Ilse Aigner. Als er das Programm schrieb, war Aigner noch Ministerin für Landwirtschaft und Ernährung ... Politisch haute er präzise mal links, mal rechts mit dem scharfen zynischen „Fleischerbeil“. „Ein Veganer in der CSU? Dürfe der überhaupt zur Kommunion“, fragte Paetz provozierend. Paetz nahm alle Esser auf die Schippe, erklärt geduldig und überaus witzig die Varianten. Vom Pescetarier, der „noch“ Fisch ist. Bis hin zum Frutarier, der nicht mal dem Baum die Früchte entreißt, sondern wartet, bis er sie freiwillig fallen lässt. Rappend, singend, laut polternd und dann wieder leise sinnierend. Dann wieder lauter: Was, Besuch? Vegetarier? „Jeder soll essen, was er will, aber ich will ihm nicht in meiner Küche begegnen.“ Das Thema hat den eigenen Haushalt erreicht. Ein Vegetarier hat es in der Pfalz schon nicht leicht. In Bayern scheinen noch schwerere Umstände zu herrschen: Überlegungen, Petersilie aus den Weißwürsten als vegetarische Mahlzeit zu deklarieren. Er verfiel voller Leidenschaft in tiefes Bayrisch, da hatte manch einer im Publikum schon Schwierigkeiten, dem Inhalt zu folgen, aber seine Körpersprache machte das wieder wett. Wenn er dann mit seinen schlaksigen Armen lässig und mit den großen Händen gierig sich windend und erfolglos der Versuchung einer Leberkässemmel stellte, brauchte man nicht jedes Wort verstehen. Sein Humor ist bitterbös und kommt mitunter locker flockig daher und nimmt uns gleich die Antwort weg, wenn wir den Braten auf dem Teller haben und das Haustier streicheln. Da seien doch die Schweizer ehrlicher, die per Gesetz erlauben, Hund und Katz zu essen. Und schon machte Paetz sich Gedanken um eine geeignete vegetarische Beilage: Am besten seien „Bellkartoffeln“. Zum Schluss las er Gedichte aus seinem ersten Band „Pure Lyricks“ mit komischer Lyrik, dabei auch ein Gedicht über den Krokus, passend zum Frühling, und versuchte dazu verzweifelt den Plural zu bilden. Und er wird wiederkommen – er hat’s versprochen. Im nächsten Januar. Wer weiß, was dann serviert wird…

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