Bad Dürkheim Lieber Geschichten schreiben als eine sein

Sie ist bekannt aus der Party-Szene, aus In-Clubs in München, Berlin, Los Angeles und der Yellow Press, man erinnert sich vielleicht auch noch an das Bad ihres Alabasterkörpers in Mousse au Chocolat Ende des vergangenen Jahrtausends. Mittlerweile aber tritt Ariane Sommer eher als regelmäßige Kolumnistin für die „Welt“, die „Welt am Sonntag“, die „taz“ , das Hollywood-Magazin „Red Carpet“ oder die Internet-Plattform „NeuH“ auf. Dass das ehemalige „It-Girl“ und Model aus Los Angeles aber auch Neustadter Wurzeln hat, ist nur wenigen geläufig.

Einmal im Jahr besucht sie ihre in Neustadt lebenden Eltern, in diesem Herbst hat der regelmäßige Deutschland-Trip aber neben der Feier des 80. Geburtstags ihres Vaters durchaus auch berufliche Gründe: Sie ist auf Werbetour für ihr neues Buch „Lieben lassen“, das sie gemeinsam mit dem Münchener Autor Roman Libbertz verfasst hat, einen Liebesroman, der wechselnd aus der Perspektive der Protagonistin und des Protagonisten erzählt ist und den sie unter anderem schon auf der Frankfurter Buchmesse, bei Markus Lanz oder im Sat1-Frühstücksfernsehen vorgestellt hat. Irgendwo zwischen München, Berlin und einem Termin auf einem Charity-Golfturnier in Griechenland treffen wir die Autorin, Kolumnistin, Aktivistin – so beschreibt sich Sommer auf ihrer Internetseite – im Café Fridericus in der Neustadter Fußgängerzone. Und plaudern über ihr Buch, das Leben, Gott und die Welt und – Heißgetränke. Denn weil es keine vegane Milchalternative gibt, bestellt sie Pfefferminztee. Geschmackssache ... „Nein, ich bin nicht Mutter Theresa“, meint sie auf die Frage, warum sie „so vegan wie möglich“ lebe: Es sei vielmehr die logische Konsequenz daraus, Verantwortung zu übernehmen – für die eigene Gesundheit, aber auch für die Umwelt und die Menschlichkeit im Allgemeinen: Industriell hergestellte Lebensmittel empfinde sie schon länger als Problem, der Entschluss, auf tierische Produkte so gut es geht zu verzichten, sei dann letztlich auf einer China-Reise gefallen: „Da habe ich Sachen gesehen ...“ Die Designer-Handtasche ist folgerichtig ebenso wenig aus Leder wie die Schuhe – dass Sommer deswegen Einschränkungen in ihrer Erscheinung in Kauf nehmen müsste, kann man freilich nicht sagen. Womit wir zur eigentlich entscheidenden Frage kommen: „Was ist eigentlich ein It-Girl?“. „Ein weibliches Wesen, das über einen gewissen Magnetismus verfügt“, sagt Sommer nach kurzem Nachdenken. Ihre Medienkarriere sei unter anderem über ihre große Klappe und ihren tiefen Ausschnitt ins Rollen gekommen, eigentlich sei sie aber sehr behütet aufgewachsen: Als Tochter eines Botschafters verbrachte sie ihre Kindheit in Afrika, Indien, den USA, Spanien und Frankreich, wollte dann aber auf eigenen Beinen stehen und entschied sich für das Internat in Salem am Bodensee, bevor es sie zum Studium der Politikwissenschaften nach Berlin zog, wo es mit dem Party machen so richtig los ging. „Ich habe nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben, aber heute schreibe ich lieber Geschichten als eine zu sein“, sagt Sommer. Das Erlebte sei heute eine Inspirationsquelle, die vielen Menschen, die sie kennengelernt habe, ein Steinbruch für die Charaktere, die sie in ihren Büchern zeichnet. Die Geschichte, die sie zusammen mit Roman Libbertz in „Lieben lassen“ erzählt, sei das Resultat einer Reihe gemeinsamer Kurzgeschichten, die im Magazin „Face“ auf gute Resonanz gestoßen seien: So seien die einzelnen Kapitel wie beim Ping-Pong-Spiel per E-Mail von Hollywood, wo sie lebt, nach München, Libbertz’ Wohnort, und umgekehrt gewandert, bis das Buch fertig war. „Es war ein spannender Prozess, den Figuren Leben einzuhauchen“, sagt Sommer über den virtuellen Dialog mit Libbertz, einem früheren Münchener Partylöwen und Eventmanager, den sie vor 17 Jahren in einem angesagten Club kennenlernte. Die Liebesgeschichte zweier Alpha-Menschen spielt zwar in Rom, das Sommer’sche Leben seit elf Jahren hauptsächlich in den USA und dem Rest der Welt, doch im Herzen der 38-Jährigen ist durchaus auch noch jede Menge Platz für die Wahlheimat der Eltern, die Pfalz: „Ich liebe die Lebensart und den Menschenschlag hier“, sagt sie und lobt nicht zuletzt den Pfälzer Wein und die Winzersekte: „Wenn wir die in Los Angeles auspacken, sind unsere Gäste hin und weg und lassen alles andere stehen“, erklärt sie das schwere Gepäck, das mindestens einmal im Jahr zum Flughafen gefahren werden muss. Und weil ein Teil der behüteten Kindheit auch aus nächtlichen Elwetritschejagden bestand, hat sie auch die Pfälzer Fabelwesen ins Herz geschlossen, weswegen unser Foto auch am Elwetritschebrunnen entstanden ist: „Schöne Plätze gäbe es hier ja mehr als genug, aber diese Ecke passt zu mir“, findet Sommer. Lesezeichen Ariane Sommer und Roman Libbertz: „Lieben lassen“, Roman, Verlag Ars vivendi, Hardcover, 190 Seiten.

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