Bad Dürkheim Klar, verständlich, klangvoll

Als Komponist stellte sich am Sonntag Jürgen E. Müller, seit Jahrzehnten Spezialist für anspruchsvolle und überzeugende Aufführungen geistlicher Musik, in der Dürkheimer Schlosskirche vor. Die Schlosskirchenkantorei sang seinen neunteiligen Motetten-Zyklus zur Passionszeit engagiert, klangmächtig und wohlklingend. Stefan Göttelmann war wie so oft ein verlässlicher, kompetenter Partner an der Orgel, und das durchaus stattliche Publikum zeigte sich am Ende von dem, was es gehört hatte, sehr angetan - der lange und herzliche Beifall bewies es.

Weil es keine für seine liturgischen Zwecke brauchbaren motettischen Vertonungen der liturgischen Lesungen aus den Apostelbriefen in der Passionszeit gab, begann Müller schon vor Jahren, solche selbst zu komponieren und komplettierte in jüngster Zeit die Reihe, zuletzt mit einer prachtvollen Palmsonntagmotette, die er im Gottesdienst kaum je brauchen wird, weil an diesem Tag die Konfirmation andere musikalische Akzente zu setzen pflegt.

Gleichwohl war diese letzte Motette ein besonders gelungener, prägnanter Abschluss der Reihe. Es sind Vertonungen von Bibeltexten in Prosa, bei denen Satzbau und Textsinn wesentlich die musikalische Form bestimmen. Müller komponiert wie seine Vorläufer im Barock, allen voran Heinrich Schütz, musikalische Klangrede. Wenn beispielsweise die Zahl 2 eine Rolle spielt, dann werden Männerstimmen gegen Frauenstimmen gesetzt, es wird zweistimmig gesungen. Wenn der Text von Einheit redet, singt der Chor unisono. Wenn es um Gebärden geht, malen die Chorkoloraturen ein Gefuchtel, wie es beispielsweise zu Zeiten ein Dirigent auszuführen pflegt. Müller hat Humor genug, gerade dieses Moment etwas mehr auszudehnen, als es der Textzusammenhang eigentlich nahelegt, an anderen Stellen hat er Spaß daran, das eine oder andere musikalische Zitat anzubringen. Insgesamt aber komponiert Jürgen E. Müller eine Musik, die die Tradition der Motette weiterführt in die ins Dissonante geweiteten Klangräume der Gegenwart, ohne sich dort allzu gerne länger aufzuhalten. Seine Kompositionen sind unmittelbar einleuchtend, aber keineswegs flach, sie lassen den Ernst der vom Apostel Paulus erörterten Glaubens- und Lebensfragen leuchten, sind dabei einfalls- und abwechslungsreich und lassen sich ohne größere Schwierigkeiten singen. Klar, dass Müller die Musik seiner Kantorei auf den Leib geschrieben hat. Daraus geht hervor, dass sie auch für andere bessere Kirchenchöre von Interesse sein kann. Der Dürkheimer Chor jedenfalls zeigte durch seine frische und leuchtende Darstellungsweise, dass er mit seinem Leiter einverstanden war. Viele bemerkenswerte Einzelheiten ließen sich hervorheben, etwa das variierende Zitat des neuen Kirchenliedes

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