Bad Dürkheim Feilte ein Dürkheimer am Fundament des Grundgesetzes mit?

Johann Georg Lehmann
Johann Georg Lehmann

Im Dezember 1848 ist in Frankfurt die Paulskirchenverfassung verabschiedet worden. Das historische Ereignis wirkte sich auf viele demokratische Verfassungen aus, darunter das Grundgesetz. Einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran hatte der evangelische Pfarrer und Historiker Johann Georg Lehmann.

Lehmann war in seiner Laufbahn in mehreren Ortschaften in der Region als Pfarrer tätig – darunter Ellerstadt und Weisenheim am Berg. Seine „Mündigkeitserklärung der Israeliten“ war – und ist immer noch – hochaktuell, er war damit seiner Zeit weit voraus. Helmut Meinhardt, selbst einst Pfarrer in Weisenheim am Berg, hat darüber einen Aufsatz verfasst.

Der 21. Dezember 1848 markiert ein wichtiges Datum in der jüngeren deutschen Geschichte, da an diesem Donnerstag die Mitglieder der Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche einen Grundrechtskatalog verabschiedeten, in dem zum ersten Mal individuelle Menschen- und Bürgerrechte Rechtskraft erlangten. Die darin formulierten Gesetze garantierten unter anderem die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz, gewährten Meinungs-, Presse und Religionsfreiheit und traten für die Abschaffung der Todesstrafe ein. 1849 verfasste Lehmann eine Denkschrift an das Paulskirchenparlament zugunsten der politischen Gleichberechtigung jüdischer Mitbürger.

Denkschrift Lehmanns: Für die Religionsfreiheit

Die Bestimmungen für die „volle Glaubens- und Gewissensfreiheit“ waren ein von den Abgeordneten vieldiskutiertes Thema. Es gibt keine eindeutigen Quellen dafür, ob und inwieweit der Pfälzer Pfarrer und Geschichtsforscher Einfluss darauf nehmen konnte. Immerhin hatte Lehmann sich mit seiner umfangreichen Denkschrift leidenschaftlich für die Religionsfreiheit allgemein, insbesondere aber für die der Juden eingesetzt. Sie wurde unter dem Titel „Mündigkeitserklärung der Israeliten im teutschen Völkerbunde und die Einsetzung derselben in alle bürgerlichen und staatlichen Rechte“ 1849 in Landau gedruckt, wo im Stadtteil Nußdorf eine Straße nach Lehmann benannt ist.

Im Vorwort heißt es: „Das Heil des vest zu gründenden teutschen Staatenbundes, die Beförderung des allgemeinen Menschenwohles, ... und die Aufmunterung zur Übung wahrer christlicher Bruderliebe, waren meine Grundgedanken, welche mich bei der Abfassung dieser Denkschrift beseelten.“ Und weiter: „An dem ältesten, merkwürdigsten und zugleich unglücklichsten Volke der Erde, an den jetzt überall zerstreuten Israeliten, ist in dieser Hinsicht auch großes Unrecht wieder gut zu machen.“ Das könne und müsse bei der geistigen Wiedergeburt und staatlichen Umgestaltung Deutschlands durch Einsetzen der Israeliten in alle ihnen gebührenden Menschenrechte sein, forderte Lehmann.

Dürkheimer studierte in Heidelberg Theologie

Alle kleinlichen Einwürfe, die man bisher gegen die Mündigkeitserklärung (Emancipation) der Juden vorbrachte, müssten in den Hintergrund treten, wenn Deutschlands Wohl, wenn Großes und Erhabenes begründet und geschaffen werden solle. Auch nicht der „leiseste Mißton“ dürfe den Einklang stören, der jetzt „alle teutschen Herzen durchbebt ... wenn wahrer , bleibender Segen für Alle aus dieser Neugestaltung der Dinge erblühen“ solle.

Lehmann war der Sohn eines aus Osthofen stammenden Pfarrers, hatte in seiner Heimatstadt Dürkheim das Gymnasium besucht und ab 1814 in Heidelberg protestantische Theologie studiert. Sein leidenschaftliches Interesse galt der Heimatgeschichte. Nach dem Zusammenschluss der Reformierten mit den Lutheranern zur Protestantischen Landeskirche Pfalz im Jahr 1818 wurde er Pfarrverweser beziehungsweise Vikar in Heuchelheim bei Frankenthal. 1822 wechselte er in gleicher Eigenschaft nach Ellerstadt. 1824 wurde er Pfarrer von Altleiningen, 1828 von Weisenheim am Berg und 1840 in Kerzenheim. 1846 kam er nach Nußdorf bei Landau, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Er liegt auf dem dortigen Friedhof begraben.

Lehmanns Denkschrift
Lehmanns Denkschrift
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