Bad Dürkheim Ein Mann, ein Cello und absolute Stille

Hochkonzentriert spielte Julian Steckel im Von-Busch-Hof.
Hochkonzentriert spielte Julian Steckel im Von-Busch-Hof.

Im Freinsheimer Von-Busch-Hof war am Samstagabend ein ganz besonderes Konzert zu erleben: Johann Sebastian Bach pur und Violoncello pur, Julian Steckel als Solist – großartig.

Bei der Planung dieses Konzerts hatte der Veranstalter, der Verein Von-Busch-Hof Konzertant, sich gefragt, ob wohl bei einer solchen Spezialität hundert Zuhörer kommen würden. Da hatten die Organisatoren sich verschätzt, es kamen mehr als zweihundert Besucher. Julian Steckel trat nicht zum ersten Mal in der Reihe Von-Busch-Hof Konzertant auf, er ist den Musikliebhabern ein Begriff. Er stammt aus Pirmasens, ist aber längst weit über seine Heimatregion hinausgewachsen, hat zahlreiche internationale Preise und den Klassik-Echo gewonnen, hat mit den besten Orchestern und in hervorragenden Ensembles der Kammermusik gespielt. Die sechs Suiten von Bach für Violoncello solo, die auf dem Programm standen, spielte Steckel in drei Gruppen von je zwei Suiten. Zwei Pausen waren zwischen dem Vortrag der Suiten nötig, sowohl fürs Publikum als auch für Steckel. Der Solist, in der Mitte der Bühne auf einem Podest sitzend, strahlte allerhöchste Konzentration aus. Diese Konzentration wirkte sich auch auf das Publikum aus, es herrschte absolute Stille und Aufmerksamkeit. Die sechs Suiten haben den gleichen Aufbau: Prélude – Allemande – Courante – Sarabande - Menuett I und II – Gigue. Statt des Menuetts gab es auch andere Tänze zu hören, so in der dritten Suite , eine Bourrée und in der fünften und sechsten Suite, eine Gavotte. Die Sorge, dass ein so ähnlicher Aufbau zu eintönig werden könnte, ist bei Bachs Ideen- und Gedankenreichtum völlig unbegründet. „Wie fünf ganz verschiedene Bücher“ seien die Suiten, erläuterte Steckel. Seine Spielweise war von einer unglaublichen Intensität und von größtem Variantenreichtum. Hat sein Cello ein enormes Volumen oder war es der Konzentration und der Stille im Publikum geschuldet, dass dessen Klang den ganzen Saal füllte? Wie kommt eine solche Klangschönheit und eine solche Klangveränderung zustande? Seine atemberaubende Virtuosität erlaubte es Steckel, besonders in der hoch komplizierten sechsten Suite, sein Cello fast wie eine rasante Sackpfeife oder eine Drehleier klingen zu lassen. Er breitete Klangteppiche aus, die man gewöhnlich nicht mit Bach assoziiert. Die von dunklen Tönen unterlegten Mollsuiten, die jeweils von zwei Dur-Suiten gerahmt werden, hatten melancholische, sogar düster schwermütige Passagen, die Gigues, die den Abschluss jeder Suite bilden, waren oft hüpfend, schnell, fast wild aufwallend. Die Tänze wirkten nicht immer tänzerisch, der Interpretation blieb ein weiter Raum. Das Spektrum der musikalischen Erzählung schien unendlich. Hat sich so die Musik zur Zeit Bachs angehört? Darum gehe es ihm nicht, so Steckel. Seine Interpretation des Bach’schen Werks sei eine moderne. Das Publikum war tief beeindruckt und begeistert, der Applaus wollte nicht enden. An eine Zugabe war nach dieser Hochleistung und Anspannung aber nicht zu denken.

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