Bad Dürkheim Ein ganzer Familienclan

Heidi Langensiepen, ihres Zeichens Dürkheimer Kulturdezernentin, hat als Privatperson dem Stadtmuseum erneut einige historische Gemälde als Spende geschenkt. Das „Konvolut Gemälde und Zeichnungen“ von mehreren Künstlern, das ein privater Kunsthändler der Stadt bereits vor sechs Jahren angeboten hatte, hat nach Angaben der Verwaltung einen Schätzwert von 10.000 Euro. Es handelt sich unter anderem um vier Porträts und eine Ansicht von Ungstein um 1850.

Das frühere Heimatmuseum hatte im Juli 2009 von dem Sammler und Kunsthistoriker Patrick Heinstein aus Weinheim ein Bildnis von Marianne Leopold (Öl auf Leinwand, circa 75 auf 55 Zentimeter), gemalt von Carl Roux, gekauft. Das „Modell“ war die Tochter des Leiningischen Forstbeamten Christoph Eberstein und wurde um 1770 auf der Hardenburg geboren. Ihre Familie war eine der letzten, die auf der Burg lebten. 1790 heiratete Marianne Eberstein den Ungsteiner Pfarrer Georg Philipp Friedrich Leopold. Mit dem Kulturprojekt „QuArtier Heimatmuseum – Frau Leopold kommt zurück“ wurde das Gemälde im August 2010 dem Museum offiziell übergeben und ist seitdem dort zu sehen. Vier Monate später bot Heinstein dem Museum zusätzlich jenes Konvolut mit weiteren Familienporträts der Leopolds an. Da der städtische Haushalt dafür aber keine Mittel mehr hergab, die Stadt die Gemälde aber gerne gesichert hätte, erwarb Heidi Langensiepen das „Bündel“ privat. Jetzt hat sie es als Spende dem Stadtmuseum übertragen. „Die Arbeiten gehören ins Museum“, sagte Langensiepen vor dem Stadtrat. „Der Form halber müssen wir das noch herzlich gerne annehmen“, bekräftigte Bürgermeister Glogger den einstimmigen Ratsbeschluss. Die „großzügige und geschichtsträchtige Geste“ (Glogger) wurde vom Gremuim mit Beifall quittiert. Zwei Gemälde stammen von dem Maler Jakob Roux, geboren 1771 in Jena, gestorben 1830 in Heidelberg, ein gefragter Porträtist seiner Zeit: Die Bildnisse des Ungsteiner Pfarrers Leopold, gemalt um 1825, und eine der Enkeltöchter von ihm und seiner Frau Marianne, Henriette Cuny. Das Porträt zeigt die 1817 Geborene als Siebenjährige. Sie ist zugleich älteste Tochter von Dieudonné Cuny und Henriette Leopold. Ihr Vater war Salinendirektor in Dürkheim und ist auf dem dritten Porträt zu sehen, das von K. Bender um 1810 gemalt wurde, da war Cuny um die 30. Von Jakob Roux’ Sohn Carl wiederum stammt die Bleistiftskizze von Marianne Reiffel, der jüngsten Tochter des Pfarrerehepaars (das Bild ist bereits in Museumsbesitz). Er hat auch die Skizze mit der Ortsansicht von Ungstein gefertigt. Der Familienclan Leopold, Eberstein, Cuny hat in der Stadtgeschichte eine bedeutende Rolle gespielt, so steht in der Sitzungsvorlage des Kulturbüros. Die sehr umfangreichen Unterlagen über die Leopolds in Landes- und Kirchenarchiv Speyer sowie in den Ungsteiner Kirchenbüchern belegen deren Wirken. Pfarrer Georg Philipp Leopold (geboren 1759 in Kallstadt, gestorben 1830 in Ungstein), war von 1788 bis 1793 Pfarrer in Ungstein. In dieser Zeit beteiligte er sich nach der ersten Flucht der Leininger Familie nach Mannheim 1792 an der Einrichtung einer bürgerlichen Verwaltung. Bei der Rückkehr der Leininger 1793 forderten sie seine Auslieferung, er floh nach Mainz. Nach Fürsprache seiner Frau beim Fürsten zu Leiningen wurde ihm Haftverschonung zugesagt, doch verlor er mit der Rückkehr 1794 seine Pfarrstelle. Nach der zweiten und endgültigen Flucht der Leininger war er erneut treibende Kraft bei der Neustrukturierung des zivilen Lebens. Als die Ungsteiner Kirche 1806 repariert werden muss, bestreiten die Leopolds dies privat, und auch zur 100-Jahr-Feier der Kirche 1816 lässt er sie auf eigene Kosten für 356 Gulden neu herrichten. Dieudonné Cuny wurde im Januar 1787 in Lothringen geboren und war vermutlich schon dort an den Salinen tätig gewesen, bevor er nach Bad Dürkheim kam. Hier gehörte der Gradierbau gerade dem französischen Staat, als er Salinendirektor wurde. Nach dem Tod von Pfarrer Leopold übernahm er dessen Weingut in Ungstein. Neben Tochter Henriette hatte er einen Sohn, Heinrich Cuny, der später den Dürkheimer Gewerbeverein gründete. Mit der Leopoldtochter Marianne Reiffel (geboren 1804 in Ungstein) wird der Stammbaum innerhalb dieses Artiikels leicht verwirrend. Sie war jüngste Tochter von Pfarrer Leopold, ihr Sohn Georg Reiffel heiratete später die Schwester des Künstlers Carl Roux, also die Tochter des Malers Jakob Roux. Ergänzt wird das Konvolut (von lateinisch convolutum = „zusammengerollt“, steht für ein Bündel von Schriftstücken oder Drucksachen, aber auch für eine Gruppe von Gegenständen, die gemeinsam versteigert werden sollen) durch umfangreiches Recherchematerial des Kunsthändlers Heinstein. In der Vergangenheit hatte Heidi Langensiepen der Stadt bereits zwei Werke des Herxheimer Kunstmalers Werner Holz gestiftet. Was Christoph Glogger zu der Anmerkung veranlasste: „Wir möchten Sie auf keinen Fall bremsen, auf diesem Weg weiterzugehen.“ |psp

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