Bad Dürkheim Der Urvater aller Wurstmarktorden

Muss aus der Zeit vor 1939 stammen: Der Anstecker mit den bayrischen Landesfarben.

Zur Wurstmarkt-Pressekonferenz in gut zwei Wochen wird die Dürkheimer Designerin Dania Mayer ihren 17. Dubbeglasorden präsentieren. Es gab davor schon Anstecker, unter anderem mit dem „Polyp“. Jetzt hat Willi Allbach der RHEINPFALZ-Redaktion den Urvater aller Wurstmarktorden präsentiert: Er trägt noch die bayrischen Landesfarben ...

Die Szene hat er bis heute vor sich. Vor 20 Jahren etwa, auf dem Flohmarkt an der Saline. Zwei Frauen neben ihm, die eine aus Ungstein, wie er sich erinnert. „Guck mol, do steht druff: Dürkheimer Wurstmarkt“, hört er die eine sagen. Sofort schlägt sein Herz etwas höher, obwohl er selbst noch gar nicht sieht, was da liegt. Doch der Puls steigt nochmals leicht an, als die andere Frau meint: „Och, des interessiert mich net ...“ Aber de Allbache Willi! Die beiden sind noch keine zwei Schritte vom Stand, da steht er davor. Und sieht ihn: einen Anstecker, bevor jemals jemand an einen „Orden“ gedacht hat, aber schon in der heutigen Größe. „Er muss vor 1939 gefertigt worden sein“, sagt der echte Derkemer, der im Dezember 62 wird. Denn die Pfalz gehörte bis Kriegsende 1945 zu Bayern, und der letzte Wurstmarkt davor fand 1938 statt. Auf jeden Fall kostet er nur eine Mark! Zugleich also auch die Urmutter des Schnäppchens. „Wenn die Frau das heut’ wüsste ...“, schmunzelt der „Jäger“. Das Wappenschild ist aus Pappe, an der schmalsten Stelle leicht geknickt. Damit er nicht noch mehr ramponiert wird, bewahrt ihn sein Besitzer in einer Schatulle auf. Eine Kordel aus weißen und blauen Stofffäden hält eine Weinflasche aus Bakelit oder anderem Kunststoff, transparent, samt Etikett „Feuerberg“. Und der Clou: Der Korken ist aus echtem Kork geschnitzt. Es ist nicht die einzige Rarität in Allbachs Kabinett. Die zweite präsentiert er als Plakette, schweres Messing, 80 mal 65 Millimeter im Oval. Darauf geprägt eine Darstellung des Wurstmarkts mit dem, was ihn ausmacht (bis aufs Riesenrad). Allbach vermutet darin eine Sonderanfertigung des ADAC, vielleicht von einer Sternfahrt hierher. Von wann die Plakette stammt, weiß er nicht, erinnert sich aber, dass er sie als Bub mit etwa zehn Jahren vom damaligen Autohändler Wolfgang Freiermuth geschenkt bekommen hat, der mit seinem Geschäft in der Burgstraße Nachbar der Schreinerei von Richard Allbach war, Willis Vater. Würde er die beiden Souvenirs im Internet verscherbeln wollen, er könnte seine Familie wohl einige Male zum Essen auf den Wurstmarkt einladen, wie er das traditionell jedes Jahr einmal tut: mit seiner Frau Ingrid, den beiden erwachsenen Töchtern und dem ersten Enkel von zweieinhalb Jahren. In dem Alter hatte der Großpapa seinen ersten Wurstmarkt auch schon hinter sich. „Meine Mutter hat immer gesagt, ich sei mit anderthalb schon gelaufen. Also müssen sie mich 1956 das erste Mal mitgenommen haben.“ Das 600. wäre heuer also das 61. Fest für den Bankkaufmann. Nach wie vor geht er jeden Tag runter, wenn auch zu angepassteren Zeiten. Die „vollen“ Samstagabende überlässt er den Jüngeren, geht er halt früher hin und früher wieder heim. Inzwischen kommt man zum Familientreffen im Weindorf zusammen, wie er nach einem kleinen Moment des Zögerns eingesteht. „Am Anfang hab’ ich gesagt, in das Ding kriegst du mich nie ...“ Jetzt sei er zu 90 Prozent dort – andere vom Jahrgang 1954 ahnen, dass das ebenfalls eine Frage der Anpassung ist ... Natürlich gehört ein Abstecher zu den Schubkärchlern dazu, meist zu seinen Schulkameraden Gerd Jüllich und Wolfgang Hofmann. Und zumindest die jüngere Tochter hat den Virus vom Vater geerbt: „Eine Wurstmarktgängerin par excellence ...“ Jeder Dürkheimer weiß, dass da gerade ein wenig Stolz mitschwang ... Unser Album ... können auch Sie gerne füllen helfen, liebe Leserinnen und Leser. Wenn Sie selbst ein besonderes Wurstmarktfoto oder -stück mit einer Geschichte dazu haben, schreiben Sie uns oder kommen Sie damit zu uns. Aber zögern Sie nicht zu lange: Nur noch 34 Tage ...

Als echter Derkemer aus Leidenschaft noch täglich auf den Wurstmarkt: Willi Allbach.
Die alte Sonderplakette des ADAC ist undatiert.
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