Bad Dürkheim Busverkehr zeitweise eingestellt

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Der Wintereinbruch hat den öffentlichen Verkehr in der Region teilweise lahmgelegt. In Bad Dürkheim hatte der Betriebshof Schnee und Eis nicht so gut im Griff, wie das in der Verbandsgemeinde Freinsheim der Fall war. Besonders betroffen war auch die Sonnenwendstraße. Die Klinik war zwischenzeitlich nicht erreichbar. Taxifahrer waren genervt.

Fast 13 Stunden war der Winterdienst am Wochenende in der Verbandsgemeinde Freinsheim im Einsatz. Im Unterschied zu Bad Dürkheim übernimmt die Aufgabe dort nicht der Baubetriebshof, sondern ein damit beauftragtes Unternehmen – die Baufirma Schlatter mit Sitz in Freinsheim. Freddy Reinhardt und Steffen Frank bilden dort ein eingespieltes Team. „Er fährt viereinhalb Stunden, dann machen wir eine Pause und dann fahre ich viereinhalb Stunden. So geht das.“ Freddy Reinhardt ist Kolonnenführer Kanal- und Tiefbau bei der Firma Schlatter. Er kennt seine Route ganz genau: „Brennpunkt ist Weisenheim am Berg. Da muss als erstes frei sein“, sagt er. Über Dackenheim, Herxheim, Kallstadt, Freinsheim und Erpolzheim geht es dann noch nach Birkenheide. Wie gesagt 12,5 Stunden lang. Am Samstagmorgen ging es um 2 Uhr los. Gegen 4 Uhr sei es richtig kalt geworden. Alles Wasser sei gefroren. Probleme habe es dennoch nicht gegeben. „Weil wir früh dran waren“, so Reinhardt. Das bestätigt Ronald Becker, Ortsbürgermeister in Herxheim am Berg. Die Straßen seien schnell frei gewesen. Francesco, ein Mitarbeiter der Gemeinde, habe am Rathaus gestreut, nachdem Becker selbst beim Baubetriebshof in Freinsheim Salz besorgt habe. Nicht so früh und intensiv dran waren die Männer vom Dürkheimer Baubetriebshof. Darüber zeigten sich Taxi- und Busfahrer nicht eben glücklich. „Wir haben am Samstag von etwa 9.30 Uhr bis ungefähr 14 Uhr den Betrieb komplett einstellen müssen“, berichtete gestern Christian Guckert, Dispositionsmitglied bei Busverkehr Zipper, die auch in Bad Dürkheim die Buslinien bedienen. „Um 13.30 Uhr, als es aufgehört hatte zu schneien, haben wir die Fahrer angerufen, dass es weitergeht.“ Es habe allerdings noch einige Zeit gedauert, bis der Fahrplan in etwa wieder eingehalten werden konnte. „Die Straßen waren zwar befahrbar, aber trotzdem müssen unserer Fahrer auf glattem Untergrund vorsichtig sein, Verspätungen sind dann immer möglich.“ Gestern lief der Busbetrieb dann wieder normal. Auch die Taxiunternehmen in der Stadt mussten sich mit den Verhältnissen arrangieren. „Bis 10 Uhr war kein Streufahrzeug zu sehen, obwohl der Wintereinbruch am frühen Morgen ja vorhergesagt war“, kritisierte Stefan Krack, Fahrer bei Taxi Cusnick. „Ich selbst bin in der Hammelstalstraße hängengeblieben, es ging nichts mehr vorwärts und nichts mehr zurück.“ Erst ab etwa 12 Uhr hätten sich die Verhältnisse einigermaßen normalisiert. Es habe zwar viele Aufträge gegeben, da doch zahlreiche Menschen ihr Auto stehenließen. „Aber dafür brauchen wir für die einzelnen Fahrten auch länger, wir können bei glatten Straßen ja nicht schnell fahren“, so Krack. „Nach Freinsheim brauchen wir sonst um die zehn Minuten, bei Schneefall eine halbe Stunde.“ Aber: „Wir haben alles gut über die Bühne gebracht, es gab keine Blechschäden.“ Ohne Blechschäden ging es auch bei Taxi Kalker ab, wie Günter Best zu berichten weiß: „Wir sind ja Profis.“ Aber auch er kritisiert den Zustand der Straßen. „Vor allem die Straßen, die hochführen, nach Seebach zum Beispiel oder zur Sonnenwende, sind nicht geräumt oder gestreut.“ Die Sonnenwendeklinik sei am Samstag auch für Krankenwagen zeitweise nicht zu erreichen gewesen, auch gestern sei der Weg hinauf zum Krankenhaus nicht abgestreut worden. Die Karl-Raeder-Allee sei zwar gestern einigermaßen befahrbar gewesen, aber auf einer schlecht geräumten und gestreuten Fahrbahn „darf nichts passieren. Man weiß nie, wie sich das Auto etwa bei einer starken Bremsung verhält“, so Best. Der sich bei manchen Kunden etwas mehr Verständnis wünscht, wenn beispielsweise eine Anfahrt länger dauere, als bei normalen Verhältnissen. Warum der Winterdienst in der Kurstadt erst etwas spät „in die Gänge“ kam, ließ sich gestern nicht abschließend klären. Der Leiter des Baubetriebshofes, Andre Schuff, weilt in Urlaub und sein Stellvertreter, Wolfgang Schmitt, kehrte erst am Samstag aus selbigem zurück. Er tritt erst morgen wieder seinen Dienst an. „Ich kann nicht sagen, wer zuständig war“, sagte Schmitt gestern auf Anfrage der RHEINPFALZ. Die neuen Pächter des Forsthauses Lindemannsruhe, die Familie Noss, hatte durch den Wintereinbruch einen unerwartet ruhigen Tag, nachdem bei der Eröffnung am zweiten Weihnachtsfeiertag noch „die Hölle los“ gewesen war, wie Dietmar Noss sagt. „Am Samstag sind die Leute durch den Schnee überrascht worden, sind mit ihren Autos nicht zu uns hochgekommen, da sind etliche quer gestanden“, erzählte Noss gestern auf Anfrage. Die Straße sei einfach zu glatt gewesen. Die Stadt lasse eben nicht bis hoch zur Lindemannsruhe räumen, sondern nur bis zur Weilach. „Einmal sind sie Richtung Höningen durchgefahren.“ Nach dem „ausschließlich wetterbedingt“, so Noss, ruhigen Samstag war dann gestern wieder die Hütte brechend voll, nachdem sich die Straßenverhältnisse verbessert hatten. „Wir haben ja zwei Häuser geöffnet, auch die Fasanerie“, freut sich der neue Pächter über den Andrang bei herrlichstem Winterwetter. Auch sonst nutzen gestern einige die Sonnenstrahlen und machten sich per pedes auf in den Winterwald. Das hat es in einem der wärmsten Jahre seit der Witterungsaufzeichnung ja auch länger nicht gegeben. Freddy Reinhardt machte es anders. Er schrieb gestern Nachmittag erstmal seinen Stundenzettel nach dem nächtlichen Einsatz. (als/pes)

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