Bad Dürkheim Begegnung mit dem Kunstlied

Von morgen bis Samstag, 9. August, bietet der Kirchheimer Liedersommer erneut Gelegenheit zur intensiven Begegnung mit dem deutschen Kunstlied. Zwei Konzerte und ein Meisterkurs für Liedgestaltung mit Kammersängerin Julie Kaufmann werden angeboten. Eröffnet wird der Liedersommer morgen um 18 Uhr in der evangelischen Kirche des Ortes. Die Mezzosopranistin Diana Haller und Barbara Baun am Klavier präsentieren Lieder von Robert Schumann und Hugo Wolf.

Zweifellos ist das deutsche Kunstlied zwischen Franz Schubert und Richard Strauss auch unter Klassikfreunden eher Minderheitenprogramm. Und doch verlangt kaum eine Gattung von den Interpreten eine solche Subtilität und Kunstfertigkeit im Ausdruck von Gedanken und Gefühlen. Denn der Liedkomponist lässt sich oft tief auf die Aussage des Textdichters ein, kommentiert sie in seiner Musik nicht immer nur verstärkend. Nicht selten fügt er zusätzliche Sinnebenen hinzu, so dass für den Interpreten vor dem ausdrucksstarken Vortrag interpretatorische Arbeit steht. Genau dieser gestalterischen Arbeit widmet sich der Kirchheimer Liedersommer. Er wendet sich an junge Sänger und Pianisten, die die technische Seite des Musizierens bereits hinreichend beherrschen und nun ihre Ausdruckskraft im Liedgesang entwickeln möchten. Für den Musikfreund ergibt sich dabei die seltene Gelegenheit, diesen Arbeitsprozess zu verfolgen und dabei nicht nur zu beobachten, wie Kreativität freigesetzt oder Anweisungen mehr oder weniger gut ausgeführt werden, sondern selbst tiefer einzutauchen in die Welt des Liedes. Dozentin des Meisterkurses ist die amerikanische Sopranistin Julie Kaufmann, ihres Zeichens Absolventin des Internationalen Opernstudios Zürich und der Hamburger Musikhochschule. Sie war Ensemblemitglied in Hagen, Frankfurt und zuletzt bis 1996 der Bayerischen Staatsoper in München, wo sie alle Hauptpartien des lyrischen Koloraturfachs sang. Als gefeierte Lied-Interpretin sang sie sowohl klassische als auch zeitgenössische Programme. Seitdem entfaltet sie eine weitgespannte musikpädagogische Tätigkeit, unter anderem am Münchner Konservatorium und an der Berliner Universität der Künste. Wie sie das macht, darf jeder bei freiem Eintritt von Montag bis Freitag während der Unterrichtsstunden erlauschen. Wichtig dabei: lautlos rein- und rausschleichen, mucksmäuschenstill sein. An jedem dieser Tage wird von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr unterrichtet. Während dieser Zeit sind auch die humoristisch-musikalischen Zeichnungen zu bewundern, welche die Französin Marie-Paule Hallard, Sängerin und Malerin, zum Liedersommer beiträgt. Eröffnet wird die Ausstellung nach dem Eröffnungskonzert, das morgen, ab 18 Uhr in der evangelischen Kirche die junge Sopranistin Diana Haller mit Liedern von Robert Schumann und Hugo Wolf gibt. Die „Opernwelt“ erklärte sie zur „Nachwuchssängerin des Jahres 2013“. In diesen Tagen singt sie die Cenerewntola in Salzburg. Diana Haller war erste Preisträgerin beim achten Internationalen Wettbewerb für Liedkunst 2012, demselben Wettbewerb, in dem Barbara Baun, die in Kirchheim am Flügel sitzen wird, im Jahre 1987 den ersten Preisträger begleitete. Die seit langem in Kirchheim ansässige Pianistin hat in der Region schon vielfältig bewiesen, dass sie eine ebenso präzise wie subtile und einfühlsame Pianistin ist. Das große Finale des Kirchheimer Liedersommers ist am Samstag, 9. August, um 18 Uhr in der protestantischen Kirche. Beim Abschlusskonzert zeigen acht Sängerinnen und fünf Pianisten, was sie in der Woche von Julie Kaufmann gelernt haben. Der Eintritt zu alledem ist frei, eine angemessen Spende indes Ehrensache. (hap)

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