Bad Dürkheim Bad Dürkheim: Erstmals Lkw-Barrieren bei Wurstmarkt im Einsatz

Wassertonne als Fahrzeugbarriere: Der Dürkheimer Feuerwehrmann Thorsten Schacht zeigt einen 1,20 Meter hohen Behälter, wie er be
Wassertonne als Fahrzeugbarriere: Der Dürkheimer Feuerwehrmann Thorsten Schacht zeigt einen 1,20 Meter hohen Behälter, wie er beim Wurstmarkt an kritischen Punkten zum Einsatz kommen soll.

Ein Lkw kann zur tödlichen Waffe werden. Das haben IS-Terroristen seit dem schrecklichen Anschlag in Nizza im vergangenen Jahr gleich mehrfach unter Beweis gestellt. Gerade wieder in Barcelona. Einfluss hat diese abstrakte Gefährdungslage auch auf die vielen Volksfeste in Deutschland. Für den Dürkheimer Wurstmarkt bedeutet das, dass heuer erstmals Barrieren zum Einsatz kommen, die verhindern sollen, dass Fahrzeuge ungebremst in eine Menschenmenge rasen. Das hat Bürgermeister Christoph Glogger (SPD) gegenüber der RHEINPFALZ bestätigt.

Jahrelang musste die Gefahrenabwehrverordnung, die jeweils vom Stadtrat für die Tage des Wurstmarktes beschlossen wurde, nicht wesentlich verändert oder ergänzt werden. Weil keine Hinweise auf sogenannte abstrakte Gefahren vorlagen, beschlossen die Räte jeweils das mehr oder minder gleiche Papier. Seit dem vergangenen Jahr ist das anders. Erstmals fanden wegen jener abstrakten Terrorgefahr Taschen- und Rucksackkontrollen statt. Stichprobenartig wurden Besucher, die in ein gewisses Profil passten, von Sicherheitsdiensten kontrolliert. Immer mit dem Versuch, den Fluss der Menschen nicht signifikant zu stören und die Freuden des Festes nicht schon am Eingang zu trüben. Das wird sich nach den Worten von Bürgermeister Christoph Glogger auch in diesem Jahr fortsetzen – mit noch mehr Personal zu den Boom-Zeiten an den Wochenenden. Betonpoller unwirksam Noch sichtbarer werden die Bemühungen um Sicherheit an den neuralgischen Punkten. Wo es möglich ist, mit Fahrzeugen auf den Platz zu gelangen, sollen Barrieren zum Einsatz kommen, die das wirksam verhindern. Eine spezielle Empfehlung aus dem Bundesinnenministerium, welche Werkzeuge an diesen Stellen am effektivsten sind, gibt es laut Marktmeister Roland Poh bisher nicht. Aber es gibt spätestens seit März erste Versuche mit ganz unterschiedlichen technischen Herangehensweisen. So hat die Prüfgesellschaft Dekra, eine der führenden Expertenorganisationen weltweit, unter anderem die Effizienz von Betonpollern getestet und im Crashtest enttäuschende Ergebnisse zutage fördern, die man sich im Internet anschauen kann. Der MDR hat dazu bereits im April eine Sendung produziert. Zum Stehen gebracht haben die Betonpoller den Lkw, der mit Tempo 50 auf die Sperre raste, jedenfalls nicht. Er hat sie einfach beiseite geschoben, wie kleine Würfel. Weitere Versuche mit Rampen endeten nicht vielversprechender. Teilweise hoben die Lkw ab. Fokus auf Kurbrunnenstraße Am Wurstmarkt wird es keine Betonpoller geben, sondern 1,20 Meter hohe Plastiktonnen, die mit Sand, feinem Split und ähnlichem Schüttgut oder mit Wasser befüllt sind. Solche Tonnen schnitten im besagten Test besser ab als Betonpoller, weil sie Fahrzeuge tatsächlich recht schnell zum Stehen bringen, indem sie die Energie des Aufpralls aufnehmen. Nachteil: Die Fahrzeuge – das zeigte der Test – waren danach nicht fahruntauglich. 50 dieser Tonnen hat die Stadt besorgt, teilweise aus Frankenthal, wo einige bereits beim Strohhutfest zum Einsatz kamen. Nicht alle 50 sollen aufgestellt werden, aber eine ausreichende Anzahl an den entsprechenden Eingängen. Als größten Gefahrenpunkt sieht der Marktmeister übrigens den Zugang über die Kurbrunnenstraße von der Wirtschaft Waffenschmiede her kommend. Dort sollen die Barrieren – wie an anderen Eingängen auch – so aufgestellt werden, dass langsam rangierende Rettungsfahrzeuge durchmanövrieren können, nicht aber ein schnelles Fahrzeug. Ein Vorteil der Tonnen: Sie lassen sich schnell entleeren, sind schnell auf und abgebaut und sie sind nicht sehr teuer. Insgesamt opfert die Stadt hier einen vierstelligen Betrag zur Terrorabwehr. Mehr Arbeitsplätze stehen der Polizei, die laut Glogger noch mehr sogenannte Bodycams (Videokameras am Körper) tragen wird, in diesem Jahr auf der Wurstmarktwache zur Verfügung. Der Einsatz wird von der Direktion in Neustadt aus koordiniert. Zu taktischen Dingen und zur Anzahl der Einsatzkräfte möchte man dort allerdings keine Angaben machen. Noch mehr Lärmschutz Fest steht indessen, dass zwischen Vor- und Nachmarkt verstärkt darauf geachtet wird, dass zu den Nachtzeiten in den Schubkarchständen früher Ruhe einkehrt. Kurioserweise sei es beim jüngeren Publikum beispielsweise am Mittwoch oftmals so gewesen, dass die Stände gegen 23 Uhr verlassen worden seien, um gegen 1 Uhr dort wieder einzulaufen. Das will Glogger besonders aus Lärmschutzgründen unterbinden. Ohnedies ist der Lärmschutz ein Thema, dem die Stadt besondere Aufmerksamkeit schenkt. Das Ordnungsamt sei inzwischen im Besitz eines geeichten Messgeräts, sagt Glogger. Als Marktmeister sei Roland Poh Hauptverantwortlicher, mit Florian Moritz sei aber ein weiterer Mitarbeiter der Stadt mit dem Thema vertraut. Beraten lässt sich die Stadt hier weiterhin vom Sachverständigen Guido Kohnen aus Freinsheim. Beschlossen werden soll die Gefahrenabwehrverordnung für die Zeit des Wurstmarktes in der Stadtratssitzung am Dienstag. Zum großen Teil tauchen dort die bisher bekannten Paragrafen auf. Gegen Lkw-Attacken vergleichsweise harmlos wirkt dort etwa das Verbot von Konfetti und Papierschlangen. Wenn sonst nix ist ...

Nahezu wirkungslos: Bei Tests der Firma Dekra hat sich gezeigt, dass Betonpoller einen Lkw kaum aufhalten können.
Nahezu wirkungslos: Bei Tests der Firma Dekra hat sich gezeigt, dass Betonpoller einen Lkw kaum aufhalten können.
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