Bad Dürkheim Weniger Müll, mehr Komfort

Im Imbiss Bruchstüb´l in Dürkheim soll die herkömmliche Styroporbox komplett ersetzt werden. Die Inhaberinnen Manuela Jeblick (l
Im Imbiss Bruchstüb´l in Dürkheim soll die herkömmliche Styroporbox komplett ersetzt werden. Die Inhaberinnen Manuela Jeblick (links) und Anja Freiermuth haben für Gerichte zum Mitnehmen ein Mehrwegsystem eingeführt. Sauerbraten und Knödel gibt es nun in einer Glasschüssel, Salate in einer recycelbaren Box.

Im Bruchstüb’l in Bad Dürkheim haben die Inhaberinnen Anja Freiermuth und ihre Schwester Manuela Jeblick dem Plastikmüll den Kampf angesagt. „Wir haben täglich zwischen 30 und 50 Kunden, die ihr Essen mitnehmen. Bisher wurde das in die klassischen Styroporboxen gepackt. Wenn man das auf die Woche hochrechnet, kommt ein riesiger Müllberg zusammen“, berichtet Anja Freiermuth. Dass Kunden ihre eigenen Behälter mitbringen, sei keine Option gewesen. „Das hat hygienische Gründe“, sagt Freiermuth. Im Sommer haben die Schwestern – in Absprache mit den Lebensmittelkontrolleuren des Kreises – aber ein Mehrwegsystem eingeführt. Die Idee habe es schon länger gegeben, sagt Manuela Jeblick. „Es hatte bis dahin nur am passenden Produkt gefehlt.“ Fündig wurden Freiermuth und Jeblick bei einer schwedischen Möbelhauskette: eine rechteckige Glasschüssel mit Plastikdeckel. „Das Glas ist eine gute Alternative“, sagt Jeblick. „Das Essen bleibt länger heiß und der Deckel schließt besser als bei der Styroporbox.“ Auch Suppen seien kein Problem. Die Schüsseln werden gegen fünf Euro Pfand an die Kunden ausgegeben. Bevor die zurückgebrachten Behälter wieder eingesetzt werden können, müssen sie zunächst im Imbiss mit der Gastronomiespülmaschine gesäubert werden. „Die spült sehr heiß. So können wir gewährleisten, dass alles richtig sauber wird.“ 80 Mehrwegdosen seien derzeit im Umlauf. Weitere 20 sind bestellt. Das Konzept komme bei den Kunden an. „Wir hatten die Information kaum auf unserer Wochenkarte, da kam auch schon der erste Anruf: ,Ich hätte mein Essen dann gern im Mehrwegbehälter’“, erinnert sich Jeblick. Mittelfristig wollen die Schwestern komplett umrüsten. „Zuerst müssen wir aber noch die übrig gebliebenen Styroporbehälter wegbekommen. Die wegzuwerfen, würde noch mehr unnötigen Müll bedeuten“, meint Freiermuth. Mit der Dose zum Imbiss? Das sagt das Veterinäramt Imbisse wie das Bruchstüb’l und Gastronomiebetriebe im Kreis Bad Dürkheim werden von den Lebensmittelkontrolleuren des Veterinäramts betreut. Sie überprüfen regelmäßig, ob sich die Betriebe an die Hygienevorschriften halten. Die spielten auch bei Umstellungen auf Mehrwegsysteme eine Rolle, informiert Amtstierärztin Regina Kerth, die als Fachaufsicht beim Veterinäramt für die Lebensmittelüberwachung zuständig ist. „Grundsätzlich ist es möglich, dass Kunden in Gastronomiebetrieben ihre eigenen Behälter mit Essen befüllen lassen.“ Dabei gebe es aber einiges zu beachten. „Die Mitarbeiter dürfen die Behälter nicht anfassen, die Gerätschaften dürfen nicht damit in Berührung kommen. Man weiß ja nie: Ist die Dose richtig gespült oder ist sie auf dem Parkplatz noch mal runtergefallen?“ Im Umgang mit kundeneigenen Behältern gälten in Gastronomiebetrieben die gleichen Richtlinien wie an Fleisch- und Wursttheken (wir berichteten). Um das alles zu gewährleisten, bräuchten die Betriebe ein sehr gutes Konzept, sagt Kerth. Ein System wie im Bruchstüb’l sei da einfacher umzusetzen. „Die Behälter werden gegen Pfand ausgegeben. Wenn sie zurückgegeben werden, kommen sie direkt zum anderen schmutzigen Geschirr und so gar nicht erst in Berührung mit sensiblen Bereichen.“ So könne auch gewährleistet werden, dass die Behälter im Betrieb richtig gesäubert werden. Auf der Suche nach Alternativen: Göbel’s Schlemmerland Das Thema Plastik beschäftigt auch Dieter Göbel, Inhaber von Göbel’s Schlemmerland in Ellerstadt. Dort befinde man sich gerade im Umbruch. „Bislang bekommen die Kunden im Imbiss ihr Essen in Styroporboxen, die mit Alufolie verschweißt werden. Das soll sich aber ändern“, informiert Göbel. Derzeit gebe es Gespräche mit einem Hersteller, der kompostierbare Behälter aus Holz anbietet. Als nächstes sollen verschiedene Muster getestet werden. Das Essen, das das Schlemmerland an Schulen liefert, werde schon in Mehrwegbehältern verpackt. „Die gehen wieder an uns zurück und werden hier auch gespült.“ Dass Kunden ihre eigenen Dosen für das Essen zum Mitnehmen mitbringen, sei aber keine Option. „Im Imbissbereich sind solche mitgebrachten Behälter eine gefährliche Sache“, warnt Göbel. „Wir wissen ja nie, wo der Kunde den Behälter vorher liegen hatte. Den können wir nicht einfach hinter die Theke nehmen.“ Generell finde er es gut, für Müllvermeidung zu sensibilisieren, so Göbel. „Es kommen immer mal wieder Kunden, die wissen wollen, wie das bei uns läuft. Aber das sind nicht viele, vielleicht zehn Prozent.“ Praktische Probleme bei Kochlöffel und Dönerladen Ein Mehrwegsystem im Kochlöffel in der Dürkheimer Innenstadt hält Inhaber Rajkumar Nagpal, der den Laden als Franchisenehmer betreibt, für wenig sinnvoll. Das sei allenfalls für Stammkunden geeignet. „In unserem Laden kommen aber auch viele Touristen“, sagt Nagpal. Plastiktüten hat der Inhaber bereits vor längerer Zeit verbannt. „Unsere Tüten und Boxen bestehen aus Gastronomiepapier.“ Um Alternativen für andere Plastikprodukte kümmere sich die Unternehmenszentrale im niedersächsischen Lingen. „Wir sind noch auf der Suche nach Alternativen zu Trinkhalmen oder Besteck aus Plastik“, heißt es von dort. Das Thema habe man schon seit längerem auf der Agenda. Bislang seien aber noch keine optimalen Ersatzprodukte gefunden worden. Im 44 Stones Restaurant in der Dürkheimer Innenstadt werden Döner zum Mitnehmen nach wie vor in Alufolie und auf Nachfrage auch in Plastiktüten verpackt. Das habe einen einfachen Grund, sagt Inhaber Münür Tas. „Die Leute wollen sicher sein, dass die Dönersauce nicht ausläuft und das Auto verschmutzt. Alufolie ist nicht gerade umweltfreundlich, aber ich habe mich schon früher nach Alternativen umgesehen“, berichtet Tas. Einen passenden Ersatz habe er aber bisher nicht gefunden.

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