Bad Dürkheim Perlenkette und Pralinen

Eine Marionettenbühne in historischem Gewand gab es im Haus Catoir zu sehen.
Eine Marionettenbühne in historischem Gewand gab es im Haus Catoir zu sehen.

Beim Festival „Theater International für Kinder und Jugendliche“ gab es in diesem Jahr auch zwei Nachmittagsvorstellungen. Eine zeigte am Montag im Haus Catoir das Stück „Die Schöne und das Tier“. Mit einer historisch gestalteten Marionettenbühne versetzte das Figurentheater Marmelock aus Hannover seine Zuschauer in die Zeit des barocken Theaters.

Die bekannte Geschichte, die auf ein französisches Volksmärchen zurückgeht, wurde in Literatur, Film und Theater vielfach abgewandelt. Das Marmelock-Theater bezieht sich auf die Version der französischen Autorin Jeanne-Marie Leprince de Beaumont aus dem Jahr 1756. Dass hier besonders die Tugendhaftigkeit der jüngsten Kaufmannstochter herausgearbeitet wird, kommt auch auf der Bühne zum Tragen. So hält sich die Inszenierung an die Tradition des Märchens, wo Gut und Böse den einzelnen Rollen klar zugewiesen sind. Britt Wolfgramm führt Stabmarionetten in historisch böhmischer Technik. Dabei wird der Körper der Puppe durch einen stabilen Draht gehalten. Das macht die Figur robuster als eine reine Fadenmarionette und vereinfacht das Führen am Waagebalken. Die Zuschauer können die Handhabung der Puppen verfolgen, denn während der ganzen Vorstellung bleibt die Marionettenspielerin sichtbar. Während sie hinter der Bühne steht und von oben die Fäden hält, scheint sich ihr riesiger roter Reifrock wie ein Vorhang um die Kulisse zu legen. Einschließlich der Bühnenlichter am Boden zeigt sich die Aufmachung in geschichtlichem Gewand. Die Geschichte vom verarmten Kaufmann beginnt im Häuschen, das er mit seinen drei Töchtern bewohnt. Britt Wolfgramm hebt die Charaktere deutlich voneinander ab, zeigt die Jüngste namens Tausendschön lieblich und genügsam, die beiden Älteren dagegen eigensüchtig und hochnäsig. Lisette und Ninette, so heißen die zwei, finden bei den jungen Zuschauern kaum Sympathie. Perlenkette und Pralinen sind nur zwei der unzähligen Wünsche, die sie unentwegt äußern. Als der Vater zum Hafen reist, wo eines seiner verschollen geglaubten Schiffe anlegt, ist die Kulisse schnell ausgetauscht. An Schnüren wechselt die Darstellerin die hübsche Bühnendekoration im Hintergrund, um das Geschehen neu zu bebildern. So folgt das Publikum dem Vater auf seiner Rückreise durch den unheimlichen Wald und schließlich zum prachtvollen Schloss, wo das hässliche Tier wohnt. Hier kommt es zum folgenschweren Abpflücken der Rose für die jüngste Tochter. Während der Handlung knüpft eine kesse Maus immer wieder den Kontakt zum Publikum. Ihre Ausdrucksweise klingt im Gegensatz zur Sprache der Märchenfiguren forsch und salopp. Wenn sie ihre Fragen in den Raum wirft und die Kinder ihr antworten, spürt man: Die Zuschauer bleiben dicht am Geschehen. Sie leiden förmlich mit, als die Einsamkeit des hässlichen Tiers deutlich wird, und sie geben gutgemeinte Ratschläge, um der Geschichte zum glücklichen Ausgang zu verhelfen. Wie man weiß, ist das gar nicht nötig. Britt Wolfgramm zeigt, wie das Tier allmählich die Zuneigung von Tausendschön gewinnt. Dabei gelingen ihr kurzzeitig anrührende Momente. Allerdings eilt sie doch eher flüchtig über die einzelnen Szenen hinweg. So sieht man die Rückverwandlung des Tiers in den hübschen Prinzen sehr flott umgesetzt. Wenn sich die Inszenierung in solchen wichtigen Augenblicken mehr Zeit ließe, könnte sie noch gewinnen.

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