Kreis Bad Duerkheim „Korallenriff“ für Mikro-Organismen

Festbettreaktoren für das Belebungsbecken werden angeliefert.
Festbettreaktoren für das Belebungsbecken werden angeliefert.

«Weisenheim am Sand.» „Das ist unser Korallenriff“, scherzt Verbandsbürgermeister Jürgen Oberholz (FWG), als sich einer der sogenannten Festbettkörper gestern in das Belebungsbecken der Kläranlage in Weisenheim am Sand hinabsenkt. 3,5 Tonnen Gewicht hängen am Haken des 350-PS-starken Schwerlastkrans, der eigens für die Montage der vier Kuben angefordert wurde. Nun wird das neue Zuhause für die Mikro-Organismen angeliefert: „Vier Zimmer, Küche, Bad für die kleinen Helfer“, witzelt auch Werkleiter Stefan Dachsteiner. Die Technik steckt im Inneren der Würfel, die dicht gedrängte Kunststoffröhren mit einer großen Oberfläche beherbergen, so Dachsteiner: „Ein Biorasen“ auf einer Fläche von rund 11.000 Quadratmetern für Mikro-Organismen. „Diese Bakterien machen die Arbeit in dem Kaskadenbecken der dreistufigen Kläranlage“, ergänzt der Betriebsleiter Ralf Rogenwieser. Drei Phasen heißt mechanisch, biologisch und chemisch. Die alten Elemente aus den 1980ern waren in die Jahre gekommen. Um die Biomasse in den Belebungsbecken zu erhöhen, ohne gleichzeitig die Becken vergrößern zu müssen, werden die etwa vier mal zwei mal drei Meter großen Würfel in das Becken eingetaucht. Hier sollen die Bakterien künftig siedeln und einen neuen Biorasen bilden. Die Herausforderung für die Weisenheimer Anlage, für die sich die Werke rüsten wollen: „der Herbst.“ Die Abwässer während der Weinbaukampagne forderten die Anlage enorm, nun müsse der Wirkungsgrad erhöht werden. Normalerweise sei die Kläranlage für rund 20.000 Einwohner der Verbandsgemeinde Freinsheim samt Battenberg ausgelegt. Zu Zeiten der Weinlese seien das bis zu vier Mal so viel, etwa 80.000 „Einwohnereinheiten“, erklärt Rogenwieser. „Wir müssen Stoßbelastungen abfangen, kommen aber teilweise an unsere Grenzen.“ Weiteres Problem sei die Nitratbelastung: die wird in einem anderen Becken über Denitrifikation geklärt. Ziel sei eine „Klärschlammstabilisation“. Währenddessen senkt sich der dritte Würfel langsam ins Tief des leeren Beckens, wo Helfer nun die Feinjustierung vornehmen und das Teil auf den Füßen absetzen. Seit sieben Uhr in der Frühe ist der Montage-Trupp im Einsatz und wird die Grobmontage am gleichen Tag abschließen, so Rogenwieser. Am heutigen Mittwoch erfolge voraussichtlich die Endmontage. Dann wird wieder das Schmutzwasser vom Nachbarbecken einströmen. Insgesamt rund 80.000 Euro kostet die Maßnahme. Zu den Monteuren vom Kranbetrieb aus Bobenheim-Roxheim, der Lieferfirma Horst Bruns Umwelttechnik aus Stadtland und den Freinsheimer VG-Werken haben sich am Mittag noch einige Besucher geschart. So auch der frühere stellvertretende VG-Werkleiter, Hans-Peter Ferber. Er verrät am Rande, dass im Jahr gut eine Million Kubikmeter Wasser gereinigt werden. Und er hebt den besonderen Charakter der Kläranlage, die in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag feiert, hervor: „Dieses Verfahren mit den Festbettreaktoren ist in der Region einzigartig.“

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