Bad Dürkheim Kerngeschäft Herrenmode

Blick ins Bekleidungshaus Manthey aus dem Jahr 1971: Mittlerweile hat sich die Verkaufsfläche mehr als verdreifacht.
Blick ins Bekleidungshaus Manthey aus dem Jahr 1971: Mittlerweile hat sich die Verkaufsfläche mehr als verdreifacht.

Die Herausforderungen waren andere als heute, als Hans Manthey im November 1918 eine Schneiderei in der oberen Schillerstraße in Bad Dürkheim eröffnete. Der Erste Weltkrieg war gerade zu Ende gegangen, überall herrschte Mangel. Dennoch wagte der Schneidermeister den Schritt. 1925 folgte der Umzug an den heutigen Standort in die Mannheimer Straße – der Grundstein für den Erfolg des Geschäfts. „Mein Großvater war jemand, der aktiv in die Zukunft geschaut hat. Und die lag für ihn in der Stadtmitte. Das war eine kluge Entscheidung“, erzählt Seniorchef Arno Manthey. Er beschäftigte fünf Mitarbeiter und hatte die Befugnis, Schneider auszubilden. „In dieser Zeit gab es keine Fertigkleidung“, berichtet Manthey. Kunden kamen ins Geschäft, suchten sich den Stoff aus, die Kleidung wurde maßgeschneidert. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäude in der Mannheimer Straße anders als weite Teile der Dürkheimer Innenstadt weitgehend unbeschadet. „Unmittelbar nach dem Krieg gab es in unserem Geschäft eine Tauschzentrale“, berichtet Manthey von einer kurzen Episode. Kleidung oder Stoffe wurden gegen andere Dinge des täglichen Bedarfs getauscht – wie etwa Kartoffeln. Ehe der Siegeszug der Stangenware begann, lieferten Kleiderfabriken in den Nachkriegsjahren Maßkonfektion. Die Maße wurden vor Ort genommen und die entsprechenden Stoffe ausgewählt. „Die Maßkleidung wurde peu a peu abgelöst“, erzählt Manthey. 1971 übernahmen er und seine Frau Ursula das Geschäft von Mantheys Vater. 1990 folgte ein Meilenstein in der Firmengeschichte: Die Mantheys kauften ein altes Nachbarhaus und erweiterten ihr Geschäft. „Die Verkaufsfläche haben wir damals fast verdreifacht“, berichtet Manthey. Auf mehr als 400 Quadratmetern verkauft der Familienbetrieb seitdem Herrenmode in der Mannheimer Straße. Damals habe man überlegt, auch Damenkleidung ins Sortiment zu nehmen, sich schließlich aber dagegen entschieden. Was Christian Manthey, der 2005 in das Geschäft eingestiegen ist und es seit Anfang 2007 als geschäftsführender Gesellschafter leitet, richtig findet: „Wir sehen uns als Spezialist für den Mann und wollen das auch so beibehalten. Da brauchen wir diese Fläche.“ Der 40-Jährige hat nach einer Ausbildung im Einzelhandel Textilbetriebswirtschaft studiert. „Christian ist zwischen Hosen und Anzügen groß geworden“, erzählt Ursula Manthey mit einem Schmunzeln. 2010 folgte dann aber doch der Einstieg in die Damenmode: In diesem Jahr eröffneten die Mantheys die „Street One“-Filiale am Stadtplatz mit etwa 100 Quadratmetern Verkaufsfläche. Insgesamt beschäftigen die Mantheys zwölf langjährige Mitarbeiter. Kunden können zum Jubiläum von einer Rabattaktion profitieren. Anders als für seinen Urgroßvater, der den Herren die Kleidung auf den Leib schneiderte, sieht Christian Manthey eine der Herausforderungen darin, aus einem riesigen Angebot immer und immer wieder ein ausgewogenes Sortiment zusammenzustellen, das seine Kunden anspricht – sowohl solche mit klassischem Geschmack als auch jene, die stärker mit modischen Trends gehen. Basis des Geschäfts, dessen Umsatz laut Christian Manthey im „beginnenden siebenstelligen Bereich“ liegt, sind Stammkunden, die mitunter weite Wege auf sich nehmen, um sich in Dürkheim auszustatten. „Wir haben beispielsweise einen Kunden, der in Mexiko lebt und sich bei uns einkleidet“, erzählt Arno Manthey. Von diesem Ausreißer abgesehen wohnen die Manthey-Kunden zwischen Viernheim und Kaiserslautern. 15- oder 16-Jährige, die sich ihren Anzug fürs erste Vorstellungsgespräch kaufen, gehören ebenso dazu wie Männer in hohem Alter. In Zeiten des Online-Handels sei es die vielleicht größte Herausforderung, die Kunden durch Service und Beratung zu binden, sagt Christian Manthey. Und ihnen ein Einkaufserlebnis zu bieten: „Dazu gehört eine lebendige Innenstadt. Und da ist Dürkheim hervorragend.“

Christian Manthey (rechts) führt das Geschäft jetzt in vierter Generation. Der 40-Jährige hat es von seinen Eltern Arno und Ursu
Christian Manthey (rechts) führt das Geschäft jetzt in vierter Generation. Der 40-Jährige hat es von seinen Eltern Arno und Ursula Manthey übernommen.
x