Bad Dürkheim Fairtrade-Gruppe will für sich werben

Der Bio-Supermarkt Leprima der Dürkheimer Lebenshilfe führt etliche faire Produkte. Mitarbeiter Heiko Merz steht gleich vor eine
Der Bio-Supermarkt Leprima der Dürkheimer Lebenshilfe führt etliche faire Produkte. Mitarbeiter Heiko Merz steht gleich vor einer ganzen Reihe von Fairtrade-Kaffees.

Seit September 2014 ist Bad Dürkheim „Fairtrade-Stadt“. Um den Titel weiter tragen zu dürfen, muss sich die Kommune alle zwei Jahre einer Überprüfung unterziehen. Das entsprechende Zertifikat hat sie jetzt wieder erhalten. Für Horst Bäuml, seit 2017 Sprecher der Fairtrade-Steuerungsgruppe, Ansporn, fair gehandelte Produkte noch stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

„Wir haben viel bewegt im vergangenen Jahr“, resümiert Bäuml. Das soll 2019 nicht anders werden: Schüler der Berufsbildenden Schule (BBS) planen beispielsweise eine Modenschau mit fair gehandelter Kleidung. Die BBS ist seit 2013 Fairtrade School – bislang die einzige im Stadtgebiet. Das würde Bäuml gerne ändern: „Es wäre schön, wenn wir mehr Schulen dabei hätten“, sagt er – und berichtet von Aktionen in anderen Städten, wie dem Verkauf fair gehandelter Produkte durch Schüler an ihren Fairtrade-Schulen. Dafür könne die Lebenshilfe – mit Dieter Berger ebenfalls in der Steuerungsgruppe vertreten – einen kleinen Verkaufsstand bauen, schlägt Bäuml vor. Auch bei den ganz Kleinen soll die Fairtrade-Idee ankommen: So habe der Ungsteiner Kindergarten Regenbogen großes Interesse daran, Fairtrade-Kita zu werden, berichtet der Sprecher der Gruppe. Derweil planen Schüler der BBS einen Fragebogen für Interviews in Dürkheimer Geschäften und Gastronomiebetrieben. Ein Ziel: Gastronomen sollen zwei fair gehandelte Produkte auf die Karte nehmen. Auch durch einen besseren Auftritt in der Öffentlichkeit will die Gruppe den Fairtrade-Gedanken voranbringen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem Markenlogo „Wir sind dabei“ zu, das bekannter gemacht werden soll. Die Idee: Geschäfte und Gastronomen, die sich am Verkauf von Fairtrade-Produkten beteiligen, können das Logo auf Schaufenster oder Tür kleben. Außerdem werden sie auf der neuen Homepage, die im Frühjahr online gehen soll, erwähnt. Weitergeführt werden soll die Zusammenarbeit mit den Volkshochschulen, bei denen Referenten mehrmals im Jahr Vorträge rund um fairen Handel halten. Thema des Treffens des Steuerungskreises vergangene Woche war der Einstieg der Stadt in die sogenannte öko-soziale Beschaffung. Bei Sitzungen sollen künftig fair gehandelter Kaffee und ein weiteres Fairtrade-Getränk ausgeschenkt werden. Weitere Ideen sind fair gehandelte Blumen oder Geschenkkörbe mit Produkten aus fairem Handel für Jubiläumsfeiern und Ehrungen. Auch einen fair gehandelten Stadtkaffee oder eine Stadtschokolade könne er sich vorstellen, sagt Bäuml. Beispiele aus den anderen derzeit 575 Fairtrade-Städten kennt der Sprecher der Steuerungsgruppe zur Genüge. Vergangene Woche waren die Dürkheimer bei einem Vernetzungstreffen Gastgeber für andere faire Kommunen in Rheinland-Pfalz. In Bingen beispielsweise fordert die Stadt bei Ausschreibungen für Dienst- und Schutzkleidung den Nachweis, dass diese nicht von Kindern hergestellt und internationale Arbeitsnormen eingehalten wurden. Ein anderes Beispiel sind Pflastersteine. Diese stammten häufig aus Indien, berichtet Bäuml. In den dortigen Steinbrüchen sei Kinderarbeit weit verbreitet, sagt der Ingenieur, der selbst als Entwicklungshelfer auf den Philippinen war. Zwar hat sich die Lage neueren Studien zu Folge verbessert, die Arbeitsbedingungen in den Steinbrüchen seien aber nach wie vor miserabel. Die Stadt Bitburg hat 2016 erstmals Sozialstandards in die Ausschreibung für Pflastersteine aufgenommen. „Es gibt viele Produkte, von denen uns nicht bewusst ist, wo sie herkommen“, sagte Bürgermeister Christoph Glogger bei der Übergabe des Fairtrade-Zertifikats an die zuständige Beigeordnete Barbara Hoffmann (Grüne). Daher gelte es, in der Gesellschaft für Produkte aus fairen Handelsbeziehungen zu werben. Für die „Fairtrade-Stadt“ Bad Dürkheim blickt Hoffmann positiv in die Zukunft: „Wir kommen gerade richtig in Schwung.“

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