Kreis Bad Duerkheim Ein Stuhl für jedes Land

Bettina Meier, Leiterin der Sommerwerkstatt, zeigt Nele wie man am besten einen Stuhl bemalt.
Bettina Meier, Leiterin der Sommerwerkstatt, zeigt Nele wie man am besten einen Stuhl bemalt.

Der Hof des Haus Catoir in Bad Dürkheim steht voller bunt bemalter und beklebter Stühle, Kinder sitzen an Tischen und basteln, es riecht nach frischer Farbe und Heißkleber. Ganz klar, es ist Sommerwerkstatt. Dieses Jahr steht sie unter dem Motto „Wir in Europa – Europa bei uns“.

Jeden Tag können die Kinder bei zwei Bastelworkshops mitmachen. Stolz präsentieren die Jungen und Mädchen Reisepässen, die sie am Montag gestaltet haben. Am Mittwoch werden „Länderstühle“ und die „Schatzkiste Europas“ gebastelt. Besonders bei den Länderstühlen sind die Kinder schwer beschäftigt. Allein oder zu zweit „upcyceln“ sie Sperrmüllstühle mit Farbe, Pappe und Muscheln und bekommen dabei Unterstützung von den Leiterinnen der Sommerwerkstatt Bettina Meier und Tanja Mahn-Bertha. Die Gestaltung von jedem Stuhl passt jeweils zu einem Land. Sarah bemalt eifrig ihren Italien-Stuhl bunt. „Da kommen noch Muscheln drauf und der Schiefe Turm von Pisa und eine Sonne“, erklärt sie ohne von ihrer Arbeit aufzublicken. „Am Morgen haben wir gemeinsam Ideen gesammelt und Vorlagen gemalt“, berichtet Meier. Damit ein schiefer Turm von Pisa am Schluss auch aussieht wie ein schiefer Turm von Pisa, müssen die Vorlagen gemeinsam gezeichnet werden. An einem Bär arbeiten Nele und Johann, die für den Schweizer Stuhl zuständig sind. Sie sind so beschäftigt damit sorgsam rote und blaue Blumen auf das Polster des Stuhls zu malen, dass sie nur sehr einsilbig antworten. Oben am Stuhl, das seien die Berge und ein paar Skier und unten eben ein Bär und dazwischen eine bunte Blumenwiese, berichten sie. Als die Blumen nicht ganz so gelingen, wie sie sollen, kommt Meier, um die beste Pinselhaltung zu erklären. „Die Kinder können heute motorisch immer weniger“, sagt sie später. Das fange bei Pinselhaltungen und dem Auswaschen von Pinseln an und höre bei Arbeitstechniken wie Nägel einschlagen und Sägen noch nicht auf. „Basteln und Spaß haben ist super, aber es ist mehr als das“, sagt sie, „und das, was dabei am Schluss heraus kommt, ist mehr als ein Produkt“. Neben den motorischen Fähigkeiten der Kinder werde auch deren Kreativität gefördert. Etwas einfaches, wie ein Sperrmüllstuhl, regt die Kinder zu Ideen an, die sie dann weiter entwickeln. So habe ein Junge, an dessen Stuhl ein Papp-Wal angebracht ist, die Idee gehabt, sein Wal solle Wasser spritzen. „Wenn die jüngeren Kinder so eine Idee haben, dann sagen wir ganz klar, dass das nicht möglich ist“, sagt Mahn-Bertha, „aber bei den Älteren suchen wir gemeinsam nach einer Möglichkeit der Umsetzung“. „Ich habe den England-Stuhl gemacht“, sagt Darian, „ich mag England“. Er ist gerade dabei den Stuhl mit dem Union Jack zu dekorieren, während er verkündet, das Sägen für die halbrunden Deckelteile der Kiste sei einfach gewesen. Alles, was die Kinder hier basteln, dürfen sie mit nach Hause nehmen. „Außer den Stühlen“, sagt Bettina Meier, „die würden wir erst mal gerne irgendwo ausstellen“. Es werde noch nach einem passenden Platz gesucht. Auch die Wappen von Bad Dürkheim und seinen Partnerstädten, die bei der Seidenmalerei entstanden sind, sind nicht zum Mitnehmen. Die Bastelarbeiten sollen den Partnergemeinden geschenkt werden. Die Werkstatt des Haus Catoir gibt es seit 1973 und dementsprechend lange auch schon Ferienangebote, wie zum Beispiel die Sommerwerkstatt. Anfangs seien dabei teilweise um die 70 Kinder dabei gewesen. Inzwischen dürfen nur noch 20 bis 25 mitmachen. So sollen die Gruppen übersichtlich bleiben und jedes Kind kann bei Bedarf unterstützt werden.

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