Bad Dürkheim „Die fehlt mir noch“

„Man muss diese Sprache richtig kauen und beißen“, sagt Ursula Strauss über das Stück „Siegfrieds Erben“.
»Man muss diese Sprache richtig kauen und beißen«, sagt Ursula Strauss über das Stück »Siegfrieds Erben«.

Sie stammt aus Niederösterreich, doch die Städtenamen Worms und Alzey sind ihr schon seit der Kindheit vertraut. Ursula Strauss ist eine vielbeschäftigte Fernsehschauspielerin („Das Sacher“, „Schnell ermittelt“) und Präsidentin der Akademie des Österreichischen Films. Und sie spielt die Brunhild in dem Stück „Siegfrieds Erben“, das ab 20. Juli bei den Nibelungen-Festspielen in Worms aufgeführt wird.

„Ich komme aus einer Nibelungenstadt“, erläutert Ursula Strauss im Gespräch am Rande der Proben. „Aus Pöchlarn, wie Rüdiger von Bechelaren, der in der Nibelungensage ja eine wichtige Position einnimmt.“ Die 4000-Einwohner-Gemeinde liegt im Nibelungengau an der Donau, ziemlich genau auf halber Strecke zwischen Linz und Wien. „Bei uns in der Stadt steht ein riesiges Nibelungendenkmal mit den Wappen von Worms und Alzey und so weiter. Ich bin mit der Nibelungensage aufgewachsen, und alle diese Geschichten und Städte sind mir ein Begriff.“ Strauss erinnert sich an einschlägige Festspiele in ihrer Heimatgemeinde: „Da haben sich alle verkleidet, und dann wurde das nachgespielt.“ Beim Schattentheater in Pöchlarn hat sie als Zwölfjährige zum ersten Mal die Kriemhild gegeben, später die gleiche Figur in Friedrich Hebbels Version bei den Sommerspielen in ihrem Geburtsort Melk. Als aus Worms das Angebot kam, nunmehr die Brunhild zu spielen, habe sie nur gedacht: „Ja, geil, die fehlt mir noch!“ Das Stück von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel, das vor dem Wormser Dom uraufgeführt wird, findet sie spannend. „Es ist eine Vision, wie es weitergehen könnte. Was könnte passieren, nachdem Kriemhild ihren Rachefeldzug hinter sich gebracht hat und eigentlich alle tot sind, bis auf die, die eben zurückbleiben im Leid: Ute und Brunhild?“ Ursula Strauss lobt die Sprache, derer sich die Verfasser bedienen: „Sie hat eine große Kraft.“ Dabei sei es keine so leichte Aufgabe, ihren Text angemessen rüberzubringen. „Man muss diese Sprache richtig kauen und beißen und merkt sofort, wenn man drüberschludert, ist die Spannung weg.“ „Früher stemmt’ ich Mühlsteine, wenn sich mir die Brust zusammenschnürte“, zitiert die 44-Jährige einen Satz Brunhilds. Die Wagnersche Walküre, Königin von Island und Burgherrin am Hof der Burgunder, „hat ihre Heimat verloren, kann nie wieder zurück nach Island, lebt jetzt an einem Hof, den sie hasst und wird von allen gehasst“, beschreibt Strauss ihre Figur. „Alle lassen sie permanent spüren, dass sie eine Außenseiterin ist, die Ausländerin, das Barbarenweib, das zu Unrecht auf dem Thron sitzt.“ Sie werde gedemütigt, sei nicht mehr so stark wie einst, dennoch eine sehr kämpferische Frau. „Sie ist kräftig, rotzig und impulsiv, lässt sich nichts sagen und macht, was sie will“, schildert die Schauspielerin. „Eine sehr coole Figur, ich mag sie sehr gern.“ Es sei sicher schon drei Jahre her, dass sie zuletzt auf der Bühne gespielt habe, bedauert die Österreicherin, die am Wiener Volkstheater begann. „Ich spiele nur noch ganz wenig Theater“, sagt sie. „Leider, denn das macht mir unheimlich Spaß – aber Drehen macht auch großen Spaß.“ Beides zusammenzubringen, auf der Bühne und vor der Kamera zu agieren, sei schwierig. „Ich konzentriere mich gerne auf eine Sache.“

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