Panorama Klimawandel: Ein Teppich gegen Schneemangel

Immer weniger Skigebiete sind schneesicher. Sind textile Skipisten tatsächlich eine Alternative?
Immer weniger Skigebiete sind schneesicher. Sind textile Skipisten tatsächlich eine Alternative? Foto: dpa

Wintersport ohne Schnee? In den Skigebieten wachsen angesichts des Klimawandels die Sorgen. In Sachsen wollen zwei Firmen Vorreiter für Abfahrt und Langlauf auf Teppichen sein – und so auf Dauer die Schneekanonen überflüssig machen. Das hat aber seinen Preis.

In einem Labor im Vogtland tüfteln Ingenieure an der Zukunft des Wintersports. Die Experten suchen Lösungen für den befürchteten Schneemangel in den Skigebieten wegen des Klimawandels. Die Firma Vis GmbH in Treuen stellt eigentlich Transportbänder her; nun forschen sie an Gleiteigenschaften, Kältebeständigkeit und Flexibilität einer textilen Unterlage, auf der irgendwann Skifahrer stehen sollen. „Inzwischen sind die Untersuchungen erfolgreich abgeschlossen“, sagt Geschäftsführer Werner Weitz.

Auftraggeber ist das junge Chemnitzer Unternehmen Mr. Snow GmbH, gegründet von drei Absolventen der dortigen Technischen Universität. Inzwischen wurden unterschiedliche Gleitmatten für Langlauf, Abfahrt und Skitraining entwickelt. Bei dem aktuellen Projekt mit der Vis GmbH geht es um ein neues Langlaufband. „Wir sind mit sächsischen Wintersport-Kommunen im Gespräch. Das Interesse an Lösungen, die vom Schneefall unabhängig sind, ist da“, sagt Jens Reindl, Mitgründer und Geschäftsführer des Start-ups.

Schneehöhen gehen zurück

Die Kosten, um einen mittelgroßen Skihang mit dem textilen Belag auszustatten, liegen bei rund einer halben Million Euro. „Das schreckt viele regionale Kommunen noch ab. Im Moment kommen unsere Kunden aus China, Skandinavien und dem Taunus. Aber auch in unserer Region setzt ein Umdenken ein“, berichtet er.

Das kommt vermutlich nicht von ungefähr. Ersten Ergebnissen einer Schneeklimatologie-Studie des Landes-Umweltministeriums zufolge gehen Schneehöhen und Liegedauer des Schnees in den 21 sächsischen Skigebieten zurück. Reindl sieht die eigenen textilen Skibeläge als Möglichkeit, Touristen bei Schneearmut in den Wintersportgebieten zu halten. „Die Energiekosten, Wartungskosten und die Lärmbelästigung fallen bei unserem Produkt weg.“ Außerdem bestehe nicht wie etwa bei Schneekanonen das Risiko, dass alles wieder wegschmilzt.

Skigebiete skeptisch

Für Derrick Schönfelder, Geschäftsführer des Skiverbands Sachsen, sind die textilen Beläge aber noch nicht ausreichend entwickelt, um für den Leistungssport interessant zu sein. „Wir favorisieren weiterhin das Training im Schnee, da auch die Wettkämpfe ausschließlich im Schnee stattfinden.“ Nur geringfügig würden textile Alternativen bei dem Verband mit seinen 6000 Mitgliedern eingesetzt.

Als höchstgelegenes sächsisches Skigebiet rechnet Oberwiesenthal auch mit einem positiven Ergebnis der Schneeklimatologie-Studie. „Wir sind schneesicher, auch wenn sich die Zeiträume verschieben. Wir können ausreichend maschinell beschneien, da wir noch die erforderlichen niedrigen Temperaturen haben“, sagt Geschäftsführer René Lötzsch von der Fichtelberg Schwebebahn GmbH, die das Skigebietes betreibt.

Schneekanonen ökologisch problematisch

Deshalb habe sich Ideen über textile Skihänge noch nicht verfestigt. „Probleme machen die zurückgehenden Niederschläge. Die Wetterdienste melden zwar Schnee, aber es kommt weniger an“, sagt Lötzsch. Deshalb laufen seit sechs Jahren Planungen für eine effektivere Beschneiungsanlage, die mehr Schnee in kürzerer Zeit produzieren könnte.

Felix Ekardt als Vorsitzender der Umweltschutzorganisation Bund Sachsen erklärt hingegen: „Das gerade in Madrid von den Staaten weiterverhandelte Pariser Klima-Abkommen verlangt null fossile Brennstoffe in zwei Jahrzehnten weltweit. Das passt schlecht zu Schneekanonen. Und selbst wenn sie mit erneuerbaren Energien betrieben werden, bleibt oft die Landschaftszerstörung durch den heutigen Ski-Betrieb“, sagt der Wissenschaftler.

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