Landau „Wir brauchen den Schwanen“

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Die Turnhalle des 1000 Seelen zählenden Stadtteils fasste die Besucher nicht. Fast 250 Bürger waren am Mittwochabend gekommen, um aus erster Hand zu hören, welche Pläne die Stadt für eine Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Hotel „Zum Schwanen“ in der Speyerer Straße verfolgt. Wie am 21. Januar berichtet, hat der Ortsbeirat das Vorhaben, dort 40 alleinstehende Männer einzuquartieren, vehement abgelehnt. Die Dammheimer fürchteten um die Struktur und den sozialen Frieden im Ort. Acht Familien – 35 Flüchtlinge, darunter zwölf Kinder – leben bereits in Dammheim, verteilt auf vier Adressen. „Die Bürger sind über alle Maßen für die Flüchtlinge engagiert“, betonte Ortsvorsteher Florian Maier (SPD). Er und seine Mitstreiter fanden bei Oberbürgermeister Thomas Hirsch (CDU) und Bürgermeister Maximilian Ingenthron (SPD) ein offenes Ohr. Hirsch präsentierte am Mittwoch einen Kompromiss: „Bis zu 20 Personen insgesamt, maximal zwölf männliche Einzelpersonen.“ In 16 Doppelzimmern, einem Einzelzimmer und einer Wohnung ist Platz für 40 Leute. Weil die Stadt das ganze Haus anmieten müsste, sollten die restlichen Zimmer Studenten angeboten werden. Der Saal reagierte mit Gelächter und Zwischenrufen. Alle Kommunen hätten derzeit mit den Herausforderungen der Flüchtlingswelle zu kämpfen, hatte Hirsch zuvor gesagt. „Die Situation verlangt uns allen viel ab.“ Themen der zunächst überwiegend kritischen Wortmeldungen waren unter anderem die gerechtere Verteilung der Flüchtlinge auf alle Ortsteile (in Godramstein leben vier, in Arzheim zwei, in Queichheim über 100 Flüchtlinge), Konfliktgefahr bei unterschiedlichen Nationalitäten, die Klassenstärken in der Grundschule und die Sorge, dass am Ende doch 40 Flüchtlinge im „Schwanen“ leben. Im zweiten Teil des Abends gab es auch konstruktive und Mut machende Beiträge. Mehrmals in der anderthalbstündigen Versammlung erklärte der Oberbürgermeister, dass es sich die Stadt nicht erlauben könne, Wohnangebote zu angemessenen Preisen abzulehnen. „Wir brauchen den Schwanen.“ Der Mietvertrag sei noch nicht unterschrieben. Mitte März sollten die ersten Bewohner einziehen. Hirsch zeigte Verständnis für die Sorgen der Dammheimer, „nach Köln und den Geschichten, die in Umlauf sind“. Der Ankündigung, einen Hausmeisterservice zu organisieren, hielt eine Besucherin entgegen, wichtiger sei ein Sozialarbeiter rund um die Uhr. Thomas Sommerrock, Leiter der Polizeidirektion Landau, versprach, Polizeioberkommissar Frank Bruder werde zweimal die Woche vor Ort sein. Eine Streife fahre Tag und Nacht alle Unterkünfte ab. Die Leute sollten sich an die Fakten halten und nicht den Schauergeschichten glauben, die unbegründete Ängste schürten. „Ängste lassen sich abbauen, wenn man die Menschen kennenlernt“, sagte Magdalena Schwarzmüller vom Café Asyl in Landau. Probleme ließen sich gemeinsam lösen. Sie bat darum, auch die andere Seite zu sehen. Es sei manchmal schwer auszuhalten, wenn die Flüchtlinge von sich erzählten. Durch Ängste komme etwas in Bewegung, meinte ein Dammheimer: „Wir können ausgrenzen oder wir können integrieren.“ Er forderte dazu auf, sich ehrenamtlich zu engagieren und meldete sich gleich als Freiwilliger. (sas)

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