Landau Wildtierverbot in Zirkussen: OB will abwarten

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Es ist wie vor Mai- oder Herbstmarkt: Während dort immer wieder die Forderung hochploppt, das Ponykarussell zu verbieten, rufen Gastspiele wie die des Zirkus Karl Busch 2012 oder das bevorstehende des Circus Krone Kritiker auf den Plan, die ein Verbot von Wildtieren in solchen Unternehmen fordern. Landaus OB Thomas Hirsch will abwarten.

Change.org ist eine weltumspannende Plattform für Internet-Petitionen. Sie bezeichnet sich selbst als führendes Forum für soziale Veränderung und stößt beispielsweise (elektronische) Unterschriftensammlungen gegen Pegida an oder für die Freilassung inhaftierter Journalisten in Iran, gegen Olympia in Hamburg oder gegen den Auftritt von Xavier Naidoo beim Eurovision Song Contest. Seit dem 11. April haben sich auch schon 638 der 145 Millionen Nutzer weltweit an Oberbürgermeister Thomas Hirsch (CDU) und Bürgermeister Maximilian Ingenthron (SPD) gewandt, damit diese sich für ein Wildtierverbot in Zirkussen einsetzen. Auslöser ist das Gastspiel des Zirkus Krone ab dem 19. Mai. Der frisch gewählte Kreisvorstand der Grünen, Linda Galm und Sigfrid Knapp, hält von diesem Gastspiel nichts. Sie beziehen sich dabei auf dieselben Quellen wie die Change.org-Initiatoren: unter anderem auf die Tierschutzorganisation Peta. Eigentlich fordern die Landauer Grünen ein Wildtierverbot in Zirkussen auf Bundesebene, meinen aber, dass sich die Stadt Landau auch schon ohne einen entsprechenden Bundestagsbeschluss dafür entscheiden könnte, keine städtischen Flächen mehr für Zirkusunternehmen mit Wildtieren zur Verfügung zu stellen. Doch davon hält Hirsch noch immer nichts. Noch immer deshalb, weil das Thema erst 2011 intensiv diskutiert worden sei – auf seine Initiative hin. Federführend war die Stadtholding, die das Messegelände bewirtschaftet. „Es bleibt dabei“, sagt der Oberbürgermeister: Ein Verbot würde Zirkusse von öffentlichen auf private Grundstücke verdrängen, könne aber keineswegs ein Gastspiel komplett verhindern. Wobei die Verdrängung für den Zirkus Krone wohl eher nicht gelten würde. Der ist allein schon wegen seiner schieren Größe auf große Plätze mit guter Infrastruktur angewiesen. Als für Landau vorbildlich wird immer wieder Neustadt genannt, wo seit dem Jahr 2000 Zirkusse mit Wildtieren nicht mehr auf die Festwiese oder ähnliche stadteigene Plätze dürfen. Seitdem gastieren sie im Ortsteil Lachen-Speyerdorf, gerne auch mit einer Löwendressur. Hirsch fürchtet zudem, dass von der Stadt abgelehnte Zirkusse sich die Gastspiel-Erlaubnis erklagen könnten. Die Stadtholding war im Mai vor fünf Jahren von einer Zulassungspflicht seitens der Stadt ausgegangen. Und „von reinen Show-Beschlüssen halte ich nichts“, so Hirsch. Erding bei München hat mit einem Wildtierverbot keine schlechten Erfahrungen gemacht. In erster Instanz hatte die Stadt Recht bekommen, in zweiter hatte der klagende Zirkus seine Berufung vor wenigen Tagen zurückgezogen – bedauerlich, weil nun die Klärung durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ausgeblieben ist. Der hat am 21. April in einer ähnlich gelagerten Sache durchaus Kante gezeigt, als er die Wegnahme eines Braunbären aus einem Zirkus aus Tierschutzgründen für rechtmäßig befand. Hirsch rät dazu, die Klärung auf anderer Ebene abzuwarten: Der Bundesrat hat Mitte März einen Antrag der Bundesländer Hessen, Thüringen, Saarland, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz verabschiedet, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, ein Verbot bestimmter Wildtiere im Zirkus zu erlassen. Allerdings: Ähnliche Vorstöße gab es auch schon in den Jahren 2003 und 2011. Anders in den Niederlanden: Da gibt es das Verbot seit Ende 2014. (boe)

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