Landau Vögeli tritt zurück: „Will noch in den Spiegel schauen können"

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Winzermeister Dirk Vögeli hat seine Mandate im Stadtrat und im Wollmesheimer Ortsbeirat niedergelegt und ist aus der CDU ausgetreten. Grund sind die Pläne zu „Landau baut Zukunft".

Dirk Vögeli (45) will noch in den Spiegel schauen können. Das sagte er gestern, nachdem Oberbürgermeister Thomas Hirsch (CDU) am Dienstagabend im Stadtrat mitgeteilt hatte, dass sein Parteifreund Vögeli seine Mandate im Stadt- und im Ortsbeirat Wollmesheim niedergelegt habe. Auf Nachfrage ergänzte Vögeli gestern, dass er auch aus der CDU ausgetreten sei. „Ich habe fast mein halbes Leben Politik gemacht“, so der Wollmesheimer, daher sei ihm der Schritt nicht leicht gefallen – auch weil er der einzige Winzer im Stadtrat sei, was ja „schon traurig genug“ für die (noch) größte Weinbau treibende Gemeinde Deutschlands sei. Vögeli, der auch als Lohnunternehmer mit dem Vollernter für andere Betriebe herbstet, kann es nach eigenen Angaben nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, Politik gegen Berufsstand und Kollegen zu machen, die schon genug mit Klimawandel und Wetterkapriolen sowie dem schwierigen Weinmarkt zu kämpfen hätten. „Man muss seine Meinung vertreten und man muss in der Politik Kompromisse schließen. Aber wenn die zu weit gehen, muss man Konsequenzen ziehen“, sagt Vögeli. Dass er sich auch aus dem Ortsbeirat zurückzieht, begründet er damit, dass das Gremium kaum etwas zu entscheiden habe und dessen Ablehnung der „Landau-XXL-Pläne“ vom Stadtrat einfach übergangen worden sei. Nur Stimmenfänger wolle er nicht sein. Nur vereinzelt hätten ihm Parteifreunde vorgeworfen, sich gegen die CDU positioniert zu haben. Mit den meisten sei der Umgang aber nach wie vor sehr freundschaftlich, betont Vögeli. Sich einer anderen Partei anzuschließen, ist für ihn kein Thema, auch nicht den Grünen, die die Siedlungspläne ablehnen. „Da gibt es andere Punkte, mit denen ich nicht d’accord bin“, sagt er. Trotz aller berechtigter und gut begründeter Kritik – beispielsweise an der Inwis-Studie zur Wohnraumversorgung – „sieht man nicht, dass die Stadtspitze einlenkt. Es geht mit vollem Karacho weiter“. Vögeli hält das Verfahren für falsch, 100 Hektar als städtebauliche Entwicklungsmaßnahme auszuweisen. Auch wenn am Ende deutlich weniger Bauland übrig bleibe, werde der Markt massiv beeinflusst. „Viele, die nie damit gerechnet hatten, hoffen jetzt, dass ihr Gelände Bauland wird. Wenn nicht jetzt, dann irgendwann“, sagt Vögeli und bringt es so auf den Punkt: „Der Druck wächst, die Preise steigen“ – auch für die am Ende nicht benötigten Flächen. „Dass Bauland gebraucht wird, wird ja wohl so sein“, räumt Vögeli ein – nicht zuletzt für Senioren, die zunehmend aus den Dörfern in die Stadt zögen. Er glaube aber nicht, dass es 50 Hektar sein müssten, „obwohl man die sicher auch voll bekäme“. Die Kreisbevölkerung schrumpfe, daher hätte Landau sich mindestens mit der Südlichen Weinstraße auf ein gemeinsames Konzept verständigen müssen. Er habe aber auch gegen das Ankaufsmodell gestimmt, mit dem die Stadt die Bodenpreise niedrig halten will. „Damit greift die Stadt massiv in Eigentumsrechte ein.“ Da gerate der nicht Verkaufsbereite sehr schnell im Dorf unter Druck, weil andere auf schnelles Geld hofften. „Das grenzt schon an Enteignung“, meint Vögeli. Er halte das bewährte Umlegungsverfahren in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer für den langwierigeren, aber besseren Weg, weil es Landwirten Planungssicherheit gebe. „Jeder ist ersetzbar“, sagt Vögeli. Für ihn ist in der CDU-Stadtratsfraktion der Godramsteiner Ortsvorsteher Michael Schreiner nachgerückt. |boe

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