Zweibrücken Umherziehende Trickbetrüger betteln aggressiv Passanten an

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Die Stadt Zweibrücken warnt vor Trickbetrügern, die Passanten aggressiv anbetteln und behaupten, Geld für Taubstumme zu sammeln. Das Problem ist auch in den Zweibrücker Nachbarstädten bekannt. Mehr als die Verdächtigen kurz festzuhalten und wieder ziehen zu lassen, kann die Polizei nach eigenen Angaben nicht machen.

Die jüngsten Fälle in Zweibrücken: Junge Frauen, teilweise auch ein Trio mit einem Mann, hätten Spenden, angeblich für Taubstumme, gefordert, teilte Stadtsprecher Heinz Braun mit. Teilweise seien die Angebettelten bis an ihr Auto verfolgt und unter Vorhalt einer Liste zu Unterschrift und Spende aufgefordert worden. Die aufdringliche Vorgehensweise verärgere Passanten und Kunden von Kaufhäusern. Laut Braun handelt es sich bei dem Trio offensichtlich um Personen aus Südost-Europa. Die Spenden seien nachweislich nicht für Taubstumme oder Heime für Behinderte. Teilweise gäben die Bettler vor, selbst taubstumm zu sein, was jedoch laut Braun widerlegt ist. Auch in Pirmasens sind die Trickbetrüger seit Jahren ein Problem, wie Polizeisprecher Martin Sema auf Anfrage mitteilte. „Meistens sind es osteuropäische Familienbanden, die die Landstriche periodisch heimsuchen“, berichtet Sema. Deren Betrügereien seien vielfältig, laufen aber immer nach der gleichen Masche: Ablenken, dann stehlen und nichts wie weg. Anrempeln, nach Wechselgeld fragen oder Verkäufer ablenken, während andere Waren klauen, seien momentan die angesagten Methoden in Pirmasens. In Blieskastel wurden jüngst vor allem ältere Menschen auf den Parkplätzen von Einkaufsmärkten nach Wechselgeld angesprochen und dann bestohlen. „Wenn so ein Fall passiert, sofort die Polizei anrufen. Wir sind eiligst da“, verspricht Martin Sema. Werden die Täter gefasst, nimmt die Polizei Fingerabdrücke und fotografiert die Leute. Innerhalb weniger Stunden lasse sich so deren Identität prüfen und feststellen, ob sie schon früher bei Taschendiebstählen aufgefallen sind. Auf die Papiere der Täter sei kein Verlass: „Meistens haben sie keine oder die sind gefälscht“, berichtet Sema. Haben die Diebe ihre Beute noch dabei, wird sie ihnen abgenommen und sie müssen eine Sicherheitsleistung zahlen – sofern sie Bargeld dabeihaben. „Dann reisen sie in die nächste Stadt, und alles fängt von vorne an. Wegen einfachen Diebstählen können wir sie nicht festhalten und ins Gefängnis geht dafür auch niemand. Das Grundgesetz ist so“, erklärt Sema und klingt angesichts der Sisyphusarbeit etwas verzweifelt. Dennoch, sinnlos sei das Eingreifen der Polizei keinesfalls. „Wenn die merken, wir machen Druck, ziehen sie weiter. So erreichen wir wenigstens einen Verdrängungseffekt“, sagt Sema. Auch in Zweibrücken habe diese Strategie Erfolg. Offenbar reagierten die Bettler auf die vermehrten Kontrollen durch Polizei und Ordnungsamt. Sie hielten sich nur noch kurz an einem Ort auf, um dann schlagartig woanders ihre Betrugsmasche fortzusetzen. Bei Betrügereien bleibe es nicht immer. „Die selben Täter, meistens die Männer, sind auch für die Wohnungseinbrüche in Grenznähe verantwortlich“, sagt Sema. Betroffen seien unter anderem Bottenbach, Hornbach und Riedelberg. Dank DNA-Analyse gelinge es deutschlandweit recht oft, den Täterweg nachzuvollziehen und sie an der Grenze nach Osteuropa zu fassen. „Nur in der Westpfalz gibt es keine derartige Erfolgsgeschichte. Die Täter nutzen die nahe Grenze zum Rückzug nach Frankreich“, sagt Sema. Die Banden seien bestens organisiert, wenige Stunden nach dem Einbruch sei das Diebesgut nicht mehr auffindbar. (mco/sig) Einwurf: Gesellschafts-Gift Von Marco Hey  Die Trickbetrüger, die mittlerweile anscheinend in jeder Stadt unterwegs sind und dabei immer dreister werden, richten mehr als materiellen Schaden an. Vertrauen und Hilfsbereitschaft sind zwei wesentliche Pfeiler im gesellschaftlichen Miteinander – beides untergraben diese Menschen perfide. Wer nicht sicher ist, ob er mit seiner Spende wirklich jemandem hilft oder nur eine Bande von Verbrechern unterstützt, wird nichts mehr spenden. Und wohin es führt, wenn in einer Gesellschaft jedem Fremden misstraut wird, muss man nicht weiter ausführen. Von einem Fremden auf der Straße angesprochen, ist mittlerweile meine erste Reaktion: Schritt zurück und Geldbeutel festhalten. Vertrauen zum Gegenüber, der mir diesmal nur seinen Parkzettel geben wollte, der noch eine halbe Stunde gültig war? Fehlanzeige. Das ist doch nicht normal! Dass die Polizei nicht mehr darf, als diese Banden kurz festhalten und wieder ziehen zu lassen, ist ein unmöglicher Zustand.

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