Kusel Therapiehunde sorgen für Wohlbefinden im Kuseler Haus

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KUSEL. Die Ohren gespitzt, der Blick hellwach. Lusi sitzt brav auf dem Boden und wartet auf ihr Kommando. „Lusi, dreh’ dich!“, befiehlt Sandra und bewegt ihre Hand dazu im Kreis. Sofort dreht sich die vierjährige Hündin mit heftig wedelndem Schwanz um die eigene Achse. „Super“, lobt „Frauchen“ Sarah Stemler. Mit den Therapiebegleithunden Lusi und Willow besucht die Therapeutin am Samstag Bewohner des Kuseler Haus im Westrich.

Ganz umsonst macht Lusi ihre Kunststückchen natürlich nicht. Als Belohnung gibt es Hunde-Leckerli und ein Streicheln über das zarte, braun-weiße Fell. Jetzt ist Willow dran. Der schlaue Vierbeiner kann tatsächlich würfeln. „Willow, würfel!“, gibt Salina das Kommando. Salina geht wie Sandra und vier weitere Bewohner zur tiergestützten Gruppentherapie. Willow, der fünfjährige, rehbraune Mischling mit dem treuen Blick, hebt lässig die Pfote und bewegt den blauen Schaumstoffwürfel. Doch Stemler ist nicht zufrieden: „Der kann das auch mit der Schnauze“, weiß die Therapeutin, die in Kusel zusammen mit Francis Götz eine Praxis für Logopädie und tiergestützte Therapie betreibt. Seine Schnauze nutzt Willow allerdings lieber, um beherzt in den Beutel mit den Leckerlis zu beißen. „Du Eumel!“, bremst Stemler ihren Hund. „Du sollst doch mit der Schnauze würfeln!“ Der Trick bei der tiergestützten Therapie: Den Erfolg feiern nicht nur die Hunde, sondern vor allem die behinderten Teilnehmer. Aufmerksam erwarten die Hunde ihre nächsten Kommandos. Bewohnerin Silke zieht aus einem Stapel eine Karte. Das Bild verrät ihr, sie soll den Hund schlafen legen. Die lila Hundematte wird direkt vor Silke ausgebreitet, dann folgt ihr Befehl: „Willow, schlaf!“ Der Rüde legt sich brav nieder und dreht sich auf die Seite. Bei Walter springt er auf das Kommando „stups!“ mit der nassen Nase an die flache Hand, bei Thommy fängt er den Beutel mit den Leckerlis, Alex lässt beide Hunde um die eigene Achse drehen, und bei Sandra zieht der pfiffige Willow Holzklötze aus einem Brett. Nur ganz kurz lassen sich die beiden wohlerzogenen Therapiehunde mal ablenken, als eine schwarz-weiße Katze im Hof vorbeistreunert. Das Projekt der tiergestützten Therapie ist aus dem lokalen Teilhabekreis im Haus im Westrich hervorgegangen, schildert der Leiter der Einrichtung, Ulrich Weißenauer. Seit 2011 engagieren sich in diesem Gremium Partner aus unterschiedlichen Bereichen, damit behinderte Bewohner der Einrichtung des Ökumenischen Gemeinschaftswerkes Pfalz am gesellschaftlichen Leben trotz ihrer Beeinträchtigungen so gut wie möglich teilhaben können. Bereits zum zweiten Mal besucht Sarah Stemler mit den Hunden die Bewohner, die zumeist im Rollstuhl sitzen. Nach dem anfänglichen Beschnuppern macht denen der Kontakt nicht nur viel Freude, sie können sich besser artikulieren und bewegen. „Der Patient hat eben seine spastische Hand ganz harmonisch bewegt, ohne dass er es gemerkt hat“, registriert Ergotherapeutin Francis Götz erfreut. Die Hunde gehen später auch auf die Station zu den Bewohnern, die wegen schwersten und mehrfachen Einschränkungen nicht aufstehen können. „Es ist schön zu sehen, wenn diese Patienten auf taktile Reize der Hunde reagieren“, berichtet Götz. „Es geht dabei auch einfach um Wohlbefinden“, fügt Weißenauer hinzu. Lusi sitzt vor Walter und spitzt die Ohren. Dann stellt sie sich auf die Hinterbeine und macht ihr nächstes Kunststück. „Zeig ihr, dass du der Chef bist und die Leckerlis hast“, empfiehlt Stemler. „Sitz!“, sagt Walter und gibt dem Hund die Hand. Doch plötzlich riecht Willow seine Chance: Er schnappt sich rasch ein Leckerli. „Du Frechdachs“, rügt Stemler ihren Vierbeiner. „Der hat wohl schon ewig nichts mehr zu fressen bekommen“, scherzt Ingrid Nitsch-Schulz vom Haus im Westrich. Willow kann auch auf Kommando bellen. Die beiden liebenswerten Hunde hören aufs Wort. Beide stammen aus Griechenland, wie Stemler berichtet. Dort war es ihnen gar nicht gut ergangen. Nun sorgen sie dafür, dass es Menschen gut geht. „Es dauert Jahre, bis ein Hund so weit ist“, weiß Götz. Im kommenden Jahr will die Ergotherapeutin ihren Hund Sam mitbringen. Vor Weihnachten kommen die Hunde erneut zu den Bewohnern, anschließend finden die Termine 14-tägig statt, erläutert Weißenauer. Das Projekt soll in den nächsten Monaten mit Spendengeldern finanziert werden. Die „Blue Knights“, ein Verein motorradfahrender Polizeibeamter, hatten dafür die Grundlage gelegt.

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