Zweibrücken Terex-Mitarbeiter wehren sich gegen Stellenabbau

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Mehr als 500 Terex-Mitarbeiter machten gestern Nachmittag in der Zweibrücker Festhalle ihrem Ärger Luft. Die Ankündigung, dass das Zweigwerk Bierbach geschlossen werden soll und an den drei Standorten Bierbach, Dinglerstraße und Wallerscheid bis zu 500 Menschen ihren Job verlieren werden (wir berichteten mehrfach), hat die Belegschaft unvermittelt und ins Mark getroffen. Am Mittwoch war dem Betriebsrat zudem mitgeteilt worden, dass wegen zu geringer Aufträge weitere 75 Jobs gestrichen werden sollen.

Die IG Metall stimmte die Terex-Belegschaft gestern auf den bevorstehenden Kampf für den Erhalt der Arbeitsplätze und die Struktur der Standorte ein. „Letztendlich geht es doch nur ums Geld. Wir müssen eine Alternative bieten, die Einsparungen bringt. Vielleicht treffen wir damit auf ein offenes Ohr“, sagte der zweite Bevollmächtigte der IG Metall Homburg-Saarpfalz, Ralf Cavelius. Er verwies auf das John-Deere-Werk Zweibrücken, wo 300 der 1000 Stellen gestrichen werden sollten. Marc Möller, der IG-Metall-Vertrauensleute-Vorsitzende bei John Deere, machte den Terex-Beschäftigten Mut. In Verhandlungen sei es gelungen, dass statt der geforderten 300 nur 100 Mitarbeiter gehen müssten – innerhalb von sechs Jahren und auf freiwilliger Basis. „Wenn man an einem Strang zieht, kann man was erreichen“, sagte er. „Wir werden zu einem Zusammensteckbetrieb“, beschrieb der Terex-Betriebsratsvorsitzende Eduard Glass am Rande der Versammlung die möglichen Folgen der von Steve Filipov, Präsident der Kransparte des Terex-Konzerns, in der vergangenen Woche vorgestellten Umstrukturierungspläne. „Das ist eine Katastrophe für den Standort, für die ganze Region“, sagte er. In den letzten Wochen hatte der Betriebsrat mit der Geschäftsleitung erfolglos über Kurzarbeit in den Monaten Januar bis März verhandelt. Jetzt habe die Unternehmensführung angekündigt, dass als Folge des Auftragsrückgangs weitere 75 Stellen abgebaut werden sollen. Betriebsbedingte Kündigungen ohne Sozialplan oder Abfindung drohen. Glass möchte den jetzt angekündigten Stellenabbau nicht als einzelne Betriebsänderung sehen, sondern gemeinsam mit der Umstrukturierung als Gesamtmaßnahme. Und „das erfordert einen Interessenausgleich, einen Sozialplan“, sagte er. Im 39. Jahr sei er nun im Unternehmen, in dieser Zeit seien einige wirtschaftliche Krisen überwunden worden. Das, was jetzt bevorstehe, sei nicht die Folge einer Wirtschaftsentwicklung, „das ist von Menschen gemacht“. Er zeigte sich überrascht über den plötzlichen Strategiewechsel bei Terex: „Vor einem halben Jahr hieß es noch Wachstum am Standort. Jetzt heißt es schrumpfen.“ Filipov habe dem Betriebsrat gegenüber gesagt, dass das Unternehmen 100 Millionen Euro für den zu erwartenden Konflikt zurückgestellt habe, so Glass. Darin enthalten seien die Kosten für Abfindungen und einen Sozialplan, aber auch der Ausgleich möglicher Verluste. „Würde man das Geld hier an diesem Standort investieren, würde man in einer anderen Liga spielen“, sagte Cavelius, der bei der IG Metall seit 14 Jahren für Terex zuständig ist. An der Höhe der Zurückstellung erkenne man, „wie massiv die das Projekt vorantreiben wollen“. Zweibrückens Oberbürgermeister Kurt Pirmann sprach von „Psychoterror“ durch das Unternehmen. „Ich habe einen solchen Umgang, der menschenverachtend ist, noch nie erlebt“, sagte er. Die angekündigte Umstrukturierung könne nicht ohne Widerstand gehen. |daa

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