Bad Dürkheim Stationen eines Erlebnistages

Sonne? Kaum! Der 29. Weinstraßenerlebnistag leidet unter trübem Wetter. Stimmung kommt bei Schorle unterm Regenschirm kaum auf. Radfahren wollten wenige. Wir haben Szenen auf der Weinstraße gesammelt.

Ein einsamer Mann hopst in Neonorange in seinen „Jumpingschuhen“ auf der Dürkheimer Weinstraße Süd in Richtung Wachenheim. War es deswegen nötig, gleich die Straße zu sperren, könnte man gehässig fragen? Die autofreie Weinstraße gleicht einer großen Verkehrsberuhigungsmaßnahme. „Erlebnis“? – weit gefehlt. Aber: Endlich hört man mal die Vögel zwitschern, ein Baby kreischt, die Nachbarn plaudern. Es ist grau-trüb. Die wenigen Radfahrer sind vorsichtshalber schon ins Regencape gehüllt. Was sich am Nachmittag als sinnvoll erweist. Hier radeln nur vereinzelte Grüppchen. Ein Schild an der Weinstraße lockt mit Schorle für drei Euro die 50 Meter hinauf zur Winzergenossenschaft. „Bis jetzt war es sehr ruhig. Langsam kommen etwas mehr Radfahrer vorbei“, sagt Jakob Sippel von der Winzergenossenschaft. Er hat Besuch aus Wiesbaden. Das Ehepaar hat sich von der Sperrung der Weinstraße nicht aufhalten lassen. „Die kennen die Schleichwege“, sagt Sippel über die Stammkunden, die mit Auto kommen. Zum Gutsausschank Petri geht’s immerhin zu Fuß. Harald Gerlach hat die Aufsicht im Stadtmuseum, aber niemanden, den er beaufsichtigen müsste. Daher liest er Zeitschriften. Seit er um halb zwölf die Tür aufgeschlossen hat, konnte er gerade mal vier, fünf Leute begrüßen. „In den ersten Jahren war das gerammelt voll“, erinnert er sich an frühere Weinstraßenerlebnistage. Aber klar, wer wolle bei dem trüben Wetter aufs Rad? Plötzlich füllt sich die Wachenheimer Hauptader. Fahrradfahrer, aber auch Rollerblader und Skateboarder zeigen, wie entbehrlich das so allgegenwärtige Auto manchmal sein kann. Viele machen sich auch einfach ohne jegliches Gefährt auf den Weg – per pedes zum Mittagessen. Entlang der Wachenheimer Weinstraße reicht das Angebot vom Stadtmauerburger bis zum Apfel-Nuss-Krapfen. Eine Familie aus Kleinkarlbach kommt mit dem Fahrrad an. Sie will etwa bis Ungstein radeln. „Wir haben Regensachen dabei. Wie weit wir fahren, hängt eher davon ab, wo wir essen gehen“, sagt der Familienvater. Vielleicht am Dürkheimer Stadtplatz: Vor der SWR-Bühne versammeln sich viele Radler zur Pause. Die Sänger der Superphonix begeistern die Besucher. Am Obermarkt ist es ruhig. Hier bildet sich nicht mal eine Schlange vorm Damenklo. „Für viertel zwei läuft es nicht so gut“, findet Ute Türk, die Kuchen verkauft. Auch in der Herxheimer Weinstube Becker geht es für einen Sonntagmittag gemütlich zu. Hier ist der Erlebnistag nicht gut fürs Geschäft. Einige Tische sind unbesetzt. „Wenn die Zufahrtswege zu sind, haben wir immer etwas weniger Betrieb als sonst“, hat Ronald Becker schon am Morgen gesagt. Wenn dann noch die Radfahrer ausblieben, mache sich das bemerkbar. Zurück bei Ute Türk, die Kuchen verkauft. Von den etwa 20 bis 24 Kuchen, die das Weingut Heißler vorbereitet hat, sind jetzt einige weg. „Jetzt zieht es an“, hatte sie um 13.45 Uhr gesagt, als die Sonne ’rauskam. Jetzt ist der Himmel blau. Dichter Verkehr sieht anders aus. Es hat zu regnen begonnen. Einzelne Fahrradfahrer sind mit Regenklamotten unterwegs. Sie lächeln nicht. Die Band Brass Machine spielt „Music was my first Love“. Es nieselt leicht. Noch recht viele Schorletrinker harren auf Bierbänken aus. Fahrräder sind kaum noch da. Der Erlebnistag ist gleich vorbei. (bnh/jpl/val)

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