Grünstadt Seit 35 Jahren entsteht kleine heile Welt

GRÜNSTADT: Jutta und Wolfgang Weckerle bauen fortwährend an einer Krippe. 1981 fing alles mit einem Stall und der Heiligen Familie an. Rund 1000 Mark hat das Ehepaar damals dafür bezahlt. Inzwischen ist die Krippe auf eine beeindruckende Anlage mit einer Länge von fünf Metern und einer Tiefe von vier Metern angewachsen.

Inzwischen lässt sich der Gesamtwert der Häuser, Figuren, Tiere und Pflanzen kaum mehr ermitteln. Jedes Jahr im Dezember stellen die beiden ihr Prachtexemplar im Wohnzimmer ihres Grünstadter Hauses auf – und bauen fortwährend an. „Zu dem Stall sind die Könige gekommen, dann Hirten und Schafe“, erinnert sich Jutta Weckerle. „Jedes Jahr holten wir Schafe dazu“, ergänzt ihr Gatte, der seit mehr als 30 Jahren Presbyter ist. Gegenwärtig dürften es an die 90 sein, sogar ein schwarzes ist darunter. In der kleinen heilen Welt leben die Schäfchen friedlich zusammen unter anderem mit Gänsen, Hunden und Kamelen, Elefanten sowie einer Gruppe wohlgeformter Schweine. Auch eine Eule und eine Katze sind zu finden – und eine Weihnachtsmaus. Das winzige Nagetier sitze immer an anderer Stelle und müsse von den Enkeln gesucht werden, ist zu hören. Kindeskinder haben die vierfachen Eltern reichlich: zwölf sind es, im Alter zwischen zehn Monaten und 16 Jahren. Zusammen mit einigen Enkeln hat ein Schwiegersohn das Backhaus und die Kapelle konstruiert. Im Ofen, unter dem Holzscheite liegen, backt ein Brot im Feuerschein und im Kirchlein flackert eine Laterne. Sterne beleuchten die Landschaft, durch die sogar ein echtes Bächlein fließt, und manche Figuren oder Szenen sind dezent angestrahlt. Für die Lichttechnik zeichnet Wolfgang Weckerle verantwortlich, der unzählige Glühbirnchen und LEDs in verschiedenen Farbtönen installiert hat. Auch manche der Sprossenfenster in den windschiefen Fachwerkhäuschen sind erleuchtet. Das Dorf, einschließlich eines Troges aus echtem Sandstein, hat der Neuleininger Krippen-Baumeister Horst Erhardt gemacht. Das Gros der 20 Zentimeter hohen Figuren – Flötenspieler, Körbe tragende Frauen, im Leiterwagen tollende Jungen, Reiter hoch zu Ross oder Männer mit Rauschebart und Hirtenstab – stammt aus Oberammergau. „Sie bestehen aus Holz und die Gliedmaßen sind beweglich“, erläutert Jutta Weckerle. Vereinzelt sind die Gestalten auch in Herxheim bei Landau geschnitzt worden. Drei Terrakotta-Figuren, die sich durch besonderen Detailreichtum bis hin zu intensiven Gesichtsausdrücken auszeichnen, sind in der Werkstatt der Italienerin Angela Tripi entstanden – darunter das Lieblingsstück der Weckerles: der Verkündigungsengel. Nach diesem Himmelswesen hätten sie sehr lange gesucht, erzählen die beiden, für die Weihnachtsgeschenke nicht wirklich schwer zu finden sind: Man kauft einfach eine weitere Ergänzung für die Krippe. In jüngster Zeit kommen immer mehr Bäume hinzu. „Eine Tochter brachte uns mal einen Hasenstall mit“, erzählt Jutta Weckerle. Um dem liebevoll gestalteten Schmuckstück der guten Stube, das bis 20. Januar stehen bleibt, noch mehr Atmosphäre zu geben, hat die in der Region bekannte Künstlerin im vergangenen Jahr einen achttägigen Hintergrund-Malkurs bei den Klüsserather Krippenfreunden besucht. So kam zum Nachthimmel auf der Schmalseite der Krippe eine typische Pfälzer Gegend auf der Längsseite. Bis die Krippe auf einem Holz-Styrodur-Gestell komplett aufgebaut ist, vergehen rund 14 Tage. „Wir haben aber inzwischen schon eine gewisse Routine“, sagt Wolfgang Weckerle. Er lacht und meint: „Eine zunehmende Herausforderung ist allerdings die Lagerung bis zum nächsten Weihnachtsfest.“

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