Kusel Niehoffs Vaihinger baut Standort in Lauterecken aus

Lauterecken. Dass in Lauterecken Fruchtsaft hergestellt wird, das ist seit Jahrzehnten bekannt. Dass sich in der Bahnhofstraße 40 aber einer der führenden Fruchtsafthersteller der Republik befindet, vermutet wohl kaum jemand: Hinter den schlichten und unauffälligen Fassaden produziert die Niehoffs Vaihinger Fruchtsaft GmbH. Für Ende des kommenden Jahres kündigte Geschäftsführer Gerd Gründahl gegenüber der RHEINPFALZ eine Zwölf-Millionen-Investition für den Standort an. Dann wird eine neue Mehrweg-Abfüllanlage installiert samt Gebäude.

Niehoffs Vaihinger behauptet sich auf dem Markt für Fruchtsäfte, obwohl der Pro-Kopf-Verbrauch in den zurückliegenden Jahren deutlich zurückgegangen ist. „Wir waren vor zehn Jahren bei etwa 42 Liter pro Kopf, heute liegen wir bei 33“, skizziert Gründahl die Lage auf dem Markt. Vor diesem Hintergrund scheint Niehoffs Vaihingers Strategie, sich mit seinen Produkten nicht ausschließlich über den Preis einem ruinösen Wettbewerb auszusetzen, sondern mit Qualität am Markt zu punkten, plausibel. Unter dem Dach der Niehoffs Vaihinger Fruchtsaft GmbH, einer Tochter der Überkingen-Teinach Mineralbrunnen, die wiederum zu knapp 50 Prozent zu Karlsberg in Homburg gehört, werden eine Reihe von Marken für den Endverbraucher – beispielsweise Merziger, Lindavia, Schloss Veldenz – produziert, sowie die Premiummarken Niehoffs Vaihinger und Klindworth, mit denen ausschließlich Fachgroßhandel, Gastronomie und Hotellerie bedient werden. Insbesondere in diesem Segment ist das Unternehmen stark aufgestellt und die Nummer zwei auf dem Markt. „Im Bereich der Gastronomie liegt unser Marktanteil bei über 30 Prozent“, sagt Gründahl. An vier der fünf größten Hotelgruppen liefere Niehoffs Vaihinger seine Premiumsäfte. Allerdings sei der Aufwand, was die Kundenbindung angehe, auch größer, erläutert Marketingleiter Sven Frisch. „Da steckt viel Engagement unsererseits dahinter, das reicht von Seminaren bis zur Gastronomieausstattung, beispielsweise mit passenden Gläsern.“ Der Marketingexperte, der sich insbesondere darüber ärgert, dass Fruchtsäfte wegen ihres Zuckergehaltes kritisiert werden – „wenn sie einen Eimer voller Äpfel essen, sagt ihr Arzt prima, wenn sie dagegen Apfelsaft trinken, heißt es ungesund, obwohl es das gleiche Produkt ist“ – will den Fruchtsaft wieder populärer machen. „Wir wollen zeigen, dass es eben nicht uncool ist, Saft zu trinken. Saft zu trinken ist cool.“ Und Gründahl fügt hinzu: „Wir wollen gegen den Strom schwimmen.“ Betriebsleiter Rainer Kressmann, promovierter Ernährungswissenschaftler, ist sogar zuversichtlich, dass der Konsum wieder anziehen wird. Er ist sicher, dass der Fruchtsaftkonsum „wieder an Fahrt gewinnen wird, weil es ein natürliches Produkt ist und der Verbraucher die Einfachheit schätzt.“ In Lauterecken läuft die Produktion auf vollen Touren. Im Dreischichtbetrieb werden Fruchtsäfte vom Nektar über Mixgetränke und Cocktails bis zum Direktsaft abgefüllt. Insgesamt produziert Niehoffs Vaihinger 480 Artikel, die sich nach Rezeptur, Gefäß oder Gebindegröße unterscheiden. Dabei setzt das Unternehmen überwiegend auf Mehrwegverpackungen, obwohl in Deutschland die Mehrwegquote seit 1996 von 36 auf fünf Prozent zurückgegangen sei, wie Gründahl anmerkt. „Wir setzen aus Gründen der Nachhaltigkeit auf Mehrweg und Glas, weil es als Verpackung am besten geeignet ist“, ergänzt Kressmann. 90 Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Produktion in Lauterecken rund läuft, hinzu kommen mehrere Vertriebsmitarbeiter. Damit eine kontinuierliche Produktionssicherheit gewährleistet ist, bildet Niehoffs Vaihinger auch für den technischen Bereich aus. Zurzeit gibt es zwei Auszubildende, einmal als Fachkraft für Lebensmitteltechnik und zum anderen als Maschinen- und Anlagenfahrer für Lebensmittel, wie Kressmann erzählt. Auch für das nächste Ausbildungsjahr ab August 2017 werde man wieder zwei Ausbildungsplätze für die Berufe anbieten. 570.000 Hektoliter Fruchtsäfte füllt Niehoffs Vaihinger in Lauterecken jährlich ab. Der Löwenanteil von 90 Prozent wird in Deutschland abgesetzt, der Rest geht in europäische Länder. Rund 71 Millionen Umsatz erwartet Geschäftsführer Gründahl in diesem Jahr. Die zuweilen an der geografischen Lage des Standorts geäußerte Kritik sieht man bei Niehoffs Vaihinger nicht. „Für uns liegt Lauterecken ziemlich zentral“, sagt Kressmann. Als „klares Bekenntnis zum Standort Lauterecken“ kündigte Gründahl für Ende nächsten Jahres denn auch eine Investition von rund zwölf Millionen Euro in den Aufbau einer neuen Mehrwegabfüllanlage plus Gebäude an. Ebenso seien bauliche und optische Veränderungen für Bürotrakt und Logistikbereich geplant.

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