Ludwigshafen Neue Parkregeln sorgen für Ärger

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Bei der BASF hängt der Haussegen schief. Ab November tritt eine neue Parkregelung in Kraft. Das Problem: Einige Fremdfirmen fühlen sich vom Werk ausgesperrt und reden von „Mobbing“. Der Chemiekonzern weist die Kritik zurück und bietet als Lösung einen Ausweichparkplatz an.

Ein Heer von bis zu 14.000 externen Mitarbeitern ist täglich bei der BASF in Ludwigshafen im Einsatz. Sie arbeiten für rund 1600 Kontraktoren, wie Fremdfirmen im BASF-Jargon genannt werden. Bisher konnten sie die etwa 16.000 Parkplätze rund um das Werksgelände mitbenutzen. Alle Flächen waren frei zugänglich und es gab keine Kontrollen. Ab morgen gibt es jedoch eine neue Regelung für die Benutzung der Parkhäuser und Stellflächen vor den Werkstoren. Nur noch mit einem speziellen Parkberechtigungsschein darf dort geparkt werden. Für die Mitarbeiter von Kontraktoren gibt es ein bestimmtes Kontingent. Wer bei der Verteilung der Parkgenehmigungen nicht zum Zuge gekommen ist, soll künftig sein Auto draußen an der Kläranlage auf einem Parkplatz abstellen, der extra dafür eingerichtet worden ist und Platz für 1000 zusätzliche Fahrzeuge bietet. Ein Shuttlebus transportiert die Mitarbeiter ins Werk. Das sorgt für Frust. Wenn man im Südteil des Werks beschäftigt sei, müsse man doppelte Zeiten und Wege in Kauf nehmen, klagen mehrere Firmen, die aus Angst Aufträge zu verlieren, ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. Die Mitarbeiter fühlten sich im Vergleich zur BASF-Belegschaft als „Menschen zweiter Klasse“ behandelt. Von der Pendelproblematik sind besonders große externe Firmen betroffen, die teils mit mehreren Hundert Mitarbeitern im Werk arbeiten. „Wir haben nur ein Dutzend Parkplätze abbekommen“, klagt eine Fremdfirma, die vergebens gehofft hatte, bei der Vergabe der zentralen Parkplätze vor den Werkstoren stärker berücksichtigt zu werden. Angeblich seien nach einem Verteilerschlüssel den Kontraktoren nur fünf Prozent der werksnahen Parkplätze zugewiesen worden. Deswegen werde es rund um das Werk ab November zu einem „Parkplatzchaos“ kommen, weil der Ausweichparkplatz an der Kläranlage zu weit entfernt sei, prophezeit ein weiterer Betroffener. Außerdem könnten lange Schlangen vor den geplanten Parkplatzschranken entstehen. Von „Aussperrung“ und „Mobbing“ ist die Rede. Die BASF weist die Kritik zurück, spricht von „partnerschaftlichem Umgang“ und „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“. In den vergangenen Jahren sei die Mitarbeiterzahl im Stammwerk auf rund 36.000 Menschen angestiegen. Durch Bauvorhaben an neuen Produktionsanlagen oder Bürogebäuden sei die Anzahl der Kontraktoren-Mitarbeiter am Standort Ludwigshafen deutlich gestiegen. Die Parkmöglichkeiten seien begrenzt. „Im Ergebnis gibt es bei den Parkplätzen in Werksnähe an bestimmten Tagen Engpässe“, erläutert eine BASF-Sprecherin. Deshalb habe der Konzern draußen an der Kläranlage einen Parkplatz mit zusätzlich 1000 Stellplätzen für Kontraktoren geschaffen, der bisher jedoch fast nicht genutzt worden sei. Der kostenlose Parkplatz sei dort angelegt worden, weil er verkehrsgünstig an die A 6 und die B 9 angebunden sei. Die Akzeptanz sei jedoch unzureichend, räumt die BASF ein. Mit dem neuen Parkraumkonzept will der Chemiekonzern das ändern. Denn ab morgen werden die Einfahrten zu allen werksnahen Parkplätzen und Parkhäusern von Personal kontrolliert. Rein kommt nur, wer eine entsprechende Parkberechtigung vorweisen kann. Im kommenden Jahr sollen dann automatische Schranken zum Einsatz kommen. Parkberechtigt seien alle BASF-Mitarbeiter am Standort Ludwigshafen einschließlich ihrer Tochtergesellschaften, Leasingmitarbeiter und Standortpartner sowie eine festgelegte Anzahl von Kontraktoren, erläutert die BASF-Sprecherin. Wie viele Parkkarten an Mitarbeiter von Fremdfirmen gehen, darüber macht der Konzern keine Angaben. Stattdessen verweist die BASF auf den eigens geschaffenen Kontraktoren-Parkplatz an der Kläranlage. Das Werk sei von dort mittels kostenloser Shuttlebusse in zehn bis 15 Minuten erreichbar. Die BASF erhofft sich, dass der Kläranlagen-Parkplatz besser angenommen wird. Das Verfahren zur Vergabe der Parkausweise in Werksnähe sei fair gewesen. Alle Kontraktoren seien gleich behandelt worden. „Wir werden aber die Nutzung aller Parkflächen genau beobachten, um bei Bedarf nachsteuern zu können“, ließ der Konzern verlautbaren. Im Klartext: Falls das neue Konzept nicht wie geplant funktioniert, hält sich die BASF noch ein Hintertürchen offen, um die Parkplatznot auf andere Weise in den Griff zu bekommen. Ohnehin bemüht sich der Konzern, die Blechlawine zu reduzieren, die sich im Berufsverkehr zur BASF wälzt. Schon jetzt werden Fahrgemeinschaften von Anilinern gefördert, indem sie reservierte Parkflächen bekommen. Eine Mitfahrbörse gibt es online. Der Konzern räumt aber auch ein, dass die Nahverkehrsnutzung seiner Mitarbeiter rückläufig ist. Ein Grund dafür könnte sein, dass es für die Aniliner kein Jobticket gibt. Die Parkplatzsituation könnte sich indes in den kommenden Jahren anders entspannen: Die BASF plant, eher weniger im Stammwerk zu investieren – und mit dem Ende der aktuellen Großbauvorhaben wird die Anzahl der Kontraktoren sinken.  

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