Speyer „Mit Dankbarkeit überhäuft“

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Unter Hochdruck haben die Verantwortlichen gestern am weiteren Aufbau der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in der Kurpfalzkaserne gearbeitet. Die ersten 114 Flüchtlinge sollen möglichst wenig davon spüren, dass noch nicht alles in geregelten Bahnen verläuft. Heute können Sachspenden abgegeben werden.

Ein „extrem hohes Engagement“ bescheinigt die Landesregierung den Helfern in der Kaserne, die vor allem vom Roten Kreuz (DRK) kommen. Sprecherin Eveline Dziendziol: „Alle ziehen an einem Strang, das sind sehr gute Leute.“ Wie gestern berichtet, leistet das DRK nicht nur logistische, sondern seit Ankunft der Asylbewerber am Donnerstagabend auch medizinische Hilfe. Untergebracht sind auch etwa 30 Babys und Kinder. Nach Auskunft von Klaus-Peter Wresch, Vorsitzender des DRK Speyer, sind alle ärztlich untersucht worden. „Wer gesund war, war nach 90 Sekunden fertig.“ Eingehende medizinische Untersuchungen hätten gestern in der ersten Sprechstunde in der Einrichtung stattgefunden. Zur Abklärung und weiteren Behandlung seien einige kranke Flüchtlinge in die Speyerer Krankenhäuser gebracht worden. Der gestern auf dem Parkplatz vor der Kaserne aufgestellte begehbare Container für Kleiderspenden der Bevölkerung werde heute und morgen zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet, so Wresch. Er wies auf dringend Benötigtes wie gut erhaltene Oberbekleidung, Schuhe, Socken, Handschuhe, Mützen, Schals für Frauen, Männer und Kinder sowie Babywäsche hin. Reisetaschen, Kinderwagen und Rucksäcke, Bettwäsche und Handtücher seien ebenso Mangelware wie robustes Spielzeug, Malstifte, Papier, Kinderbücher, englischsprachige Literatur oder arabisch-deutsche Wörterbücher. „Die Kinder würden sich über Fußbälle und einen Basketballkorb sehr freuen“, sagte Wresch. Die Öffnungszeiten für kommende Woche seien im Container angeschlagen, sagte er. „Die Leute waren müde, haben sich schlafen gelegt. Die Ersten haben sich aber auch schon außerhalb der Kaserne umgeschaut“, berichtet Dziendziol. Einen genauen Zeitplan für den weiteren Bezug des Quartiers gebe es derzeit nicht, weil zuerst noch Betten organisiert werden müssten. Derzeit stünden 130 zur Verfügung, man hoffe auf schnellen Nachschub. „Ganz Deutschland benötigt Betten“, sagt Dziendziol, die nicht vorhersagen kann, ob bis Monatsende wie angepeilt 600 Flüchtlinge in der Kaserne sein werden. Das Land habe binnen kurzer Zeit die Kapazität in zwölf Erstaufnahme-Standorten auf 9000 Plätze aufgestockt. „Wir sind an allen Ecken und Enden beschäftigt.“ Einen genauen Personalplan für Speyer gebe es deshalb noch nicht, ebenso wenig einen Zeitplan für den Ausbau der Kinderbetreuung, Sozialberatung und Verwaltung. Klar sei aber: „Das kommt alles noch, und wir sind froh, dass es erst mal gut angelaufen ist.“ Die neuen Flüchtlinge in Speyer kommen vor allem aus Syrien, aber auch viele Personen aus Afghanistan, Somalia und Eritrea sind darunter. „Da erfährt man von schlimmen Schicksalen“, berichtete gestern Polizeisprecher Wolfgang Hoffmann, der ebenfalls vor Ort war. Er erinnert sich an den Mann, der nur noch die zerfledderten Reisedokumente seiner Tochter vorweisen konnte. Alles andere sei auf dem Meer vernichtet worden. Hoffmann: „Helfer werden mit Dankbarkeit überhäuft.“ Speyers Bürger nehmen großen Anteil. Bei der Pressestelle der Stadt wie bei Ute Brommer von der Ehrenamtsagentur Spefa gingen verstärkt Anrufe ein, seit über das neue Quartier berichtet werde. „Die allermeisten wollen wissen, wo und wie sie helfen, was sie spenden können“, so Stadtsprecherin Barbara Fresenius. Auch sie rät, Spenden am Container abzugeben. (kya/pse/ell) Im Netz Infos unter www.speyer.de, dort die Rubriken Leben in Speyer, Netzwerk Asyl, Erstaufnahmestelle anklicken.

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