Ludwigshafen Mehr Helfer für Flüchtlinge

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Die Initiative „Respekt: Menschen!“ engagiert sich seit Oktober 2011 für Flüchtlinge. Im Frühjahr haben sich die Aktivisten als Verein konstituiert. Die Vorsitzenden Christel Aderhold und Marianne Speck sehen die Willkommenskultur in der Stadt auf einem guten Weg.

Als die beiden Frauen am frühen Nachmittag zum Gespräch in die Redaktion kommen, wirken sie bedrückt. Marianne Speck, Ärztin im Ruhestand, und die pensionierte Lehrerin Christel Aderhold haben an diesem Vormittag eine kleine Familie mit ein paar Koffern zum Bahnhof begleitet, dem Paar samt zwei kleinen Kindern in den Fernzug geholfen und die Vier schließlich in Richtung Montenegro verabschiedet. Die jungen Leute hätten für sich und ihre Kinder in Ludwigshafen gern ein neues Leben aufgebaut, hatten schon angefangen, Deutsch zu lernen. Aber ihr Asylantrag wurde abgelehnt, und so seien sie „freiwillig“ wieder in ihre Heimat in Osteuropa zurückgekehrt, die ihnen keine Perspektiven bietet, schildern Aderhold und Speck beklommen. Alltag für die beiden Frauen, die sich mit rund 20 Mitstreitern seit vier Jahren für einen respektvollen Umgang mit Flüchtlingen in Ludwigshafen engagieren, auf die schwierigen Lebensumstände der hier Gestrandeten hinweisen und im Hinblick auf die Unterbringung der Asylbewerber immer wieder auf Missstände aufmerksam machen. Aderhold und Speck freuen sich darüber, dass sich angesichts steigender Flüchtlingszahlen – 700 werden in diesem Jahr in Ludwigshafen erwartet – viele Menschen für ehrenamtliche Arbeit interessieren und sich in verschiedenen Stadtteilen bereits funktionierende Arbeitskreise gegründet haben. Sie stellen aber auch fest, dass es wichtig ist, die freiwilligen Helfer gut anzuleiten und ihren Einsatz zu koordinieren, damit jeder seine Aufgabe findet und nicht frustriert den Kopf wieder in den Sand steckt. Aderhold lobt die Arbeit der städtischen Integrationsbeauftragten Hannele Jalonen, die in jüngster Zeit als Bindeglied zwischen den ehrenamtlichen Initiativen und der Verwaltung fungiert habe. Die Friesenheimerin hofft, dass die Kooperation mit einem neuen Sozialarbeiter, der die Aufgabe demnächst nach Angaben der Verwaltung übernehmen soll, ebenso gut funktioniert. „Ich wünsche mir eine vertrauens- und respektvolle Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt“, sagt sie. Dringenden Handlungsbedarf sehen die Vorsitzenden von „Respekt: Menschen!“ mit Blick auf die Sammelunterkunft im Rheingönheimer Rampenweg. Das Gebäude sei rappelvoll und sehr ungepflegt, es herrsche eine große Unordnung, wie Marianne Speck berichtet. „Die hygienischen Zustände in den Toiletten und Küchen sind eine Katastrophe.“ Im jüngsten Sozialausschuss pflichtete ihr Joannis Chorosis (CDU) bei, der sich kurz zuvor ein Bild von der Lage gemacht hatte. Ebenso wie etwa auf dem Berliner Platz müsse hier angesichts der vielen Menschen, die auf engem Raum zusammenleben, täglich etwas dagegen unternommen werden. Ein Hausmeister müsse täglich vor Ort sein, notwendige Reparaturen veranlassen, die Bewohner mit ausreichend Putzmaterial versorgen und die erledigten Arbeiten kontrollieren, fordert Speck. Außerdem müsse man sich auch im Hinblick auf das geplante Sammellager in der Mundenheimer Wattstraße und das Oggersheimer Containerdorf für 210 Menschen in der Mannheimer Straße Gedanken machen, wie man die künftigen Bewohner sinnvoll beschäftigen könne, ergänzt Christel Aderhold. Der Verein „Respekt: Menschen!“ hat sich in den zurückliegenden Wochen besonders um Kinder aus Flüchtlingsfamilien gekümmert und unter anderem rund 40 Mädchen und Jungen in den Osterferien in Aktionen und Freizeiten vermittelt. Eine Spende der Firma Ladwig aus Dannstadt-Schauernheim habe das möglich gemacht, berichten Speck und Aderhold. Auch im Sommer sollen wieder viele Flüchtlingskinder schöne Ferien erleben, etwa bei der Stadtranderholung.

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