Grünstadt Martina Hauenstein will Grünstadts erste Bürgermeisterin werden

BEGEGNUNG: Die SPD-Frau sagt: „Ich habe nichts zu verlieren. Ich kann nur gewinnen.“

GRÜNSTADT. Martina Hauenstein bekommt hautnah mit, wenn andere Menschen glücklich sind. Und sie ist da, wenn Menschen trauern. Sie ist Standesbeamtin in der Verbandsgemeindeverwaltung Grünstadt-Land, unterschreibt die Urkunden für Geburten, aber auch Todesfälle und traut Hochzeitspaare. Die Fotos, die Hauenstein mitgebracht hat, zeigen sie bei ihrer „Berufung“, wie sie sagt: Einmal 1991 als junge Standesbeamtin bei der Stadtverwaltung in Grünstadt, wo sie von 1985 bis 1994 beschäftigt war und sofort nach der Ausbildung (1985 bis 1988) ins Standesamt wechselte, das andere Mal 25 Jahre später bei einer Trauung in Großkarlbach. Die 48-Jährige will Bürgermeisterin der Stadt Grünstadt werden, erste Frau an der Spitze der Stadtverwaltung sein. Hauenstein ist über ihren Beruf in die Kommunalpolitik gekommen. Als Mitarbeiterin der Stadtverwaltung in Grünstadt und als Personalratsvorsitzende der Verbandsgemeindeverwaltung Grünstadt-Land (wo sie seit 1995 Standesbeamtin ist) habe sie erkannt: „Du musst in die Politik gehen, um etwas bewirken zu können.“ Die Grünstadterin, die als Vorbild Herbert Gustavus nennt (Bürgermeister von 1973 bis 1992 und Ehrenbürger), ist erst 2013 in die SPD eingetreten. Im Kommunalwahlkampf 2014, der ihr einen Sitz im Stadtrat und im Kreistag Bad Dürkheim brachte, habe sie sich stark engagiert, erzählt sie. Woraufhin die SPD-Kollegen anklopften und fragten, ob sie bei der Bürgermeisterwahl am 7. Mai kandidieren wolle. Sie überlegte lange – und wollte. Sie habe, sagt Hauenstein, bereits im Alter von 22 Jahren als Standesbeamtin Verantwortung übernommen, jetzt, mit 48, wolle sie es als Bürgermeisterin tun. Durch ihre 32-jährige Verwaltungserfahrung könne sie sich gut einbringen. „Klar muss ich noch viel lernen. Aber das kann ich erst, wenn ich Bürgermeisterin bin“, erklärt sie. Hauenstein berichtet, sie wolle „eine andere Politik“ machen, offen und transparent sein, die Bürger einbinden: „Ich will, dass die Bürger jederzeit bei mir vorsprechen können, wenn’s Probleme gibt.“ Sie kritisiert in diesem Zusammenhang beispielsweise, dass es angebracht gewesen wäre, die Anlieger der Haydnstraße früher über die wiederkehrenden Beiträge für den Straßenausbau zu informieren. Bei so etwas, sagt sie, müsse man die Leute vorher miteinbeziehen. Allerdings gebe es durchaus Dinge, die vom Stadtrat entschieden werden müssten und nicht über Bürgerbefragungen: „Ich bin kein Fan der Abgabe von Entscheidungen.“ Bei der Frage, ob das Allwetterbad saniert werden soll oder ein Neubau besser sei, hätte sie keinen Bürgerentscheid angestoßen. Sollte sie Bürgermeisterin werden, wolle sie die Fraktionen im Stadtrat im Vorfeld besser informieren: „Wir erfahren manchmal Aktionen aus der RHEINPFALZ“, berichtet sie für die SPD-Fraktion, ein Beispiel dafür sei die Sperrung der Fußgängerunterführung am Bahnhof. Hauenstein glaubt an die Kraft des Gespräches und der Kommunikation mit Stadtratsmitgliedern, mit Kollegen, mit Bürgern. Neben der Sanierung des Leininger Oberhofes und des Rudolf-Harbig-Stadions – also der großen Brocken, die in der Stadt anstehen, unabhängig davon wer Bürgermeister ist – will sich Hauenstein um bezahlbaren Wohnraum kümmern. Die Frage, wie man die Leerstände in der Innenstadt beheben könne, sei nicht einfach zu lösen, merkt die SPD-Kandidatin an: „Aber ich lasse mich so schnell nicht entmutigen.“ Umsetzen müsse man auch die Vorschläge, die im Klimaschutzkonzept von 2013 stehen. „Das ist ein ganz tolles Konzept. Unten steht drauf, was man alles machen muss“, erklärt Hauenstein. Es sei irgendwie in Vergessenheit geraten, bedauert sie. Hauenstein hat ein gutes Verhältnis zu ihrem elf Monate älteren Bruder Andreas und zum Vater, der städtischer Arbeiter auf dem Bauhof war. Sie liebt den Bodensee, ist einmal im Jahr in Langenargen. Die 48-Jährige ist geschieden, hat einen großen Freundeskreis, drückt dem 1. FC Kaiserslautern die Daumen. Gefragt, was sie in der Stadtverwaltung ändern würde, ist sie zurückhaltend, schließlich arbeiten dort ihre ehemaligen Kollegen. Nur soviel: „Die Öffnungszeiten der Stadtverwaltung könnte man erweitern.“ Hauenstein ist als Dozentin für den Fachverband der Standesbeamten in ganz Rheinland-Pfalz unterwegs und freut sich auch angesichts oft schwieriger bürokratischer Vorgänge (Geburten, Hochzeiten, Sterbefälle im Ausland), mit denen sie in der Verbandsgemeindeverwaltung zu tun hat, über viele gute Rückmeldungen: „Man kann den Leuten weiterhelfen, da habe ich viel positives Feedback.“ Das habe sie jetzt auch bei ihrer Kandidatur für das Bürgermeisteramt erfahren: „Das pusht mich.“

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