Ludwigshafen Ludwigshafen: Hängepartie um Hochhaus

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Fragen & Antworten: Das Hochhausprojekt „Metropol“ auf dem Berliner Platz ist ins Stocken geraten. Auf der Baustelle ruht der Betrieb.

Wer ist verantwortlich für die Baustelle auf dem Berliner Platz?

Das Grundstück auf dem Berliner Platz gehört mittlerweile der Metropol Plaza GmbH, hinter der internationale Finanzinvestmentfirmen stehen. Das 70-Millionen-Euro-Vorhaben soll über die irische Firma Allcap finanziert werden, die internationale Investoren im Immobiliengeschäft berät und deren Geld verwaltet. Allcap-Geschäftsführerin Jana Becher managt auch die Metropol Plaza GmbH. Nach RHEINPFALZ-Informationen soll das Kapital für den Neubau unter anderem von chinesischen Investoren kommen. Was ist mit Altinvestor Tetzner? Der ursprüngliche Investor Günther Tetzner hat die „Tortenschachtel“ nach RHEINPFALZ-Informationen für eine Million Euro erworben, 2015 abgerissen und im Winter das Grundstück verkauft. Außerdem ist er Mitte Januar als Geschäftsführer der Metropol-Entwicklungsgesellschaft ausgeschieden und von Jana Becher abgelöst worden. Dem Vernehmen nach soll der Kaufpreis etwa sieben Millionen Euro betragen haben. „Tetzner ist damit draußen“, heißt es in politischen Kreisen. Warum ist das Projekt ins Stocken geraten? Offenbar gibt es einen Streit zwischen dem alten Investor Tetzner und dem neuen Eigentümer. Angeblich soll der Kaufpreis von sieben Millionen Euro bisher nicht überwiesen worden sein. Über die Gründe dafür wird momentan heftig spekuliert. In der Immobilienbranche wird gemutmaßt, Tetzner sei möglicherweise windigen Investoren aufgesessen. Er wolle deshalb den Verkauf wieder rückabwickeln und suche andere Kapitalgeber. Gut informierte Kreise sagen aber auch, dass Tetzner selbst beim Verkauf nicht mit offenen Karten gespielt und sich womöglich finanziell übernommen haben könnte. Denn das „Metropol“-Projekt sei in einem ungewöhnlich frühen Stadium weiterveräußert worden. Der Gebäudeentwurf sei nicht fertig, viele Detailfragen wie der Brandschutz seien offen, es fehle ein konkreter Zeitplan. Und ganz wichtig für den Neubau: Es gibt noch keine Baugenehmigung, weil Detailpläne fehlen. Sie zu erstellen, sei extrem kostspielig. Was sagen die Beteiligten? Nichts. Die neuen Investoren haben bisher nicht auf RHEINPFALZ-Anfragen reagiert. Altinvestor Tetzner hatte Ende Januar erklärt, er sei bei dem Bauprojekt weiterhin an Bord und wolle sich auch um die Vermietung der Immobilie kümmern. Für Nachfragen in den vergangenen Tagen war das alte Projektentwicklungsteam nicht erreichbar. Gibt es denn überhaupt Mieter für das künftige Hochhaus? Es soll Interessenten für das geplante Wohn-, Büro- und Geschäftshaus geben, aber keine unterschriebenen Mietverträge. „Auf der Basis dessen, was bei dem Projekt momentan vorliegt, unterschreibt kein Mieter“, sagt ein Branchenkenner. Vor einem Baustart sei es üblich, dass mindestens 50 Prozent der Flächen bereits vermietet sind. Aufs Geratewohl werde nicht gebaut. Wie geht es jetzt weiter? Ludwigshafens Baudezernent Klaus Dillinger (CDU) hat von den Differenzen zwischen dem altem und dem neuen Eigentümer gehört. Er spricht von einer „Hängepartie“. Die Verwaltung halte Kontakt zu beiden Seiten. Eigentümerwechsel bei solchen Projekten seien üblich, doch normalerweise laufe dies geräuschlos im Hintergrund ab. „So etwas ist bei uns hier noch nicht da gewesen“, sagt Dillinger. Die Stadt hofft, dass sich die verworrene Lage bald klärt. Für das „Metropol“-Projekt wäre es gut, wenn bis Ostern eine neue Struktur erkennbar sei. „Das wäre meine Empfehlung an alle Beteiligten“, sagt Dillinger. Die grundsätzlich positive Entwicklung am Berliner Platz dürfe jetzt nicht nachhaltig beschädigt werden. Hat die Stadt Einfluss auf die Entwicklung? Ja und Nein. Zunächst einmal ist das „Metropol“ ein privates Bauprojekt auf privatem Grund. Zugriff gibt es nur über das Baurecht, sprich die Baugenehmigung und einen neuen Bebauungsplan, der für das Hochhaus benötigt wird. Darüber können die Verwaltung und auch der Stadtrat die Rahmenbedingungen für den Neubau beeinflussen. Wann wird gebaut? In diesem Jahr definitiv nicht mehr. Wenn sich die Investoren einigen, es eine neue Organisationsstruktur für das Projekt gibt und die Planung dann weiter vorangetrieben wird, könnte der Bebauungsplan im Dezember vom Stadtrat beraten und verabschiedet werden. Mitte 2018 könnte dann ein möglicher Termin für einen Baustart sein. Warum hat die Stadt nicht selbst das Areal gekauft? Laut Baudezernent Dillinger hätte die Finanzaufsicht des Landes der hoch verschuldeten Stadt einen Kauf nicht genehmigt. Und auch der Umweg über die kommunale Wohnungsbaugesellschaft GAG ist nicht möglich gewesen. „Das wäre vom Volumen zu groß für uns gewesen. Wir hätten sonst keine anderen Projekte realisieren und keine Wohnungen mehr sanieren können“, sagt GAG-Vorstand Ernst Merkel.

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