Landau Landau: Neuer Asphalt soll Verkehrslärm reduzieren

91-96647528.jpg

Flüsterasphalt heißt der neue Straßenbelag für den Marienring in Landau, von dem sich die Stadt einiges verspricht.

Rund 400 Meter misst der Marienring zwischen Ost- und Südring. Energie Südwest verlegt dort zurzeit neue Wasser- und Gasleitungen. Diesen Umstand nutzt die Stadtverwaltung, um beim Straßenbelag Neues zu wagen. Für 215.000 Euro breitet sie eine neue Straßendecke aus – Flüsterasphalt. Die Fachwelt spricht von lärmoptimiertem Asphalt (LOA). Viele Städte ächzen unter dem Straßenverkehr. An Stellen, an denen Verkehrsberuhigung keine Option ist, verheißen lärmdämmende Beläge Abhilfe. Im Marienring sind die zulässigen Höchstwerte von 60 und 70 Dezibel am Tag und in der Nacht um je drei bis vier überschritten. Um sie um drei Dezibel zu senken, erst dann sei eine Lärmänderung spürbar, müsste der Verkehr halbiert werden, sagt Ralf Bernhard, Leiter der Straßenabteilung im Landauer Bauamt. Um bis zu fünf Dezibel aber sinke die Belastung durch einen lärmmindernden Belag. „Ab Tempo 30 sind die Rollgeräusche viel lauter als die Motorengeräusche“, erklärt Bernhard. Worin unterscheidet sich Flüsterasphalt von seinem gemeinen Bruder? Hauptsächlich in der feinen Körnung der Deckschicht. Den Flüsterasphalt kennzeichnet eine relativ dichte Oberfläche mit einer glatten Gewebestruktur, im Jargon „Textur“. Die Körnung ist mit maximal fünf Millimetern kleiner als beim Standardasphalt, der eine Größtkörnung von acht oder elf Millimetern hat. „Die vielen Hohlräume setzen sich mit der Zeit zu, das verhindert beim LOA die sehr ebene Oberfläche. Der Belag ist langlebiger“, sagt Bernhard. Wie lange die Anwohner von der sachten Körnung im Marienring profitieren, ist unklar. Es gibt noch keine Langzeiterfahrungen. Die ersten Asphalte seien vor zehn Jahren eingebaut worden, erläutert Bernhard, die Erfahrungen seien gut. „Das hängt viel von der Einbauqualität ab.“ Entscheidend sei eine gute Bauüberwachung beim Walzen. Der Asphalt müsse auf großen Flächen sehr zügig aufgebracht werden. Die Stadtverwaltung setzt auf die Erfahrung der Pirmasenser Firma Theisinger&Probst, die auch in der Friedrich-Ebert-Straße ihre Handschrift hinterlassen hat. 2,5 Dezibel leiser rauscht der Verkehr durch die Stadt, wenn das Tempo von 50 auf 30 reduziert wird, heißt es in einem Bericht der Stadt Chemnitz vom April 2013. Demnach sind weitere zwei bis fünf Dezibel mit einer „lärmarmen Fahrbahnoberfläche“ herauszuschlagen. Chemnitz hat 2009 das Konjunkturprogramm II genutzt, um lärmarme Asphalte in die von der Europäischen Union geforderten Aktionspläne gegen Lärm aufzunehmen. Das Resümee 2013: Nach einem Jahr sank der Pkw-Geräuschpegel im Vergleich zum Altbelag um durchschnittlich drei Dezibel. Düsseldorf war 2007 die erste Stadt in Deutschland, die auf Flüsterasphalt auf Versuchsstrecken setzte. Deshalb läuft LOA in der Branche auch als „Düsseldorfer Belag“. Der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen sprach damals von einem vielversprechenden Ansatz. Die Messungen 2009 bescheinigten den Planern eine Lärmminderung von 5,4 bis zu 7,4 Dezibel auf verschiedenen Streckenabschnitten. Nachteil der neuen Beläge sei eine geringe Nutzungsdauer von nur sechs bis zehn Jahren, heißt es im Erfahrungsbericht der Stadtvertreter. Es gibt unzählige Veröffentlichungen zu diesem Thema. Das Umweltbundesamt verweist unter anderem darauf, dass Entwässerung und Kanalisation den Gestaltungsraum zusätzlich einschränken. In der Regel würden Anfahr-, Brems- und Abbiegevorgänge größere Scherkräfte auf die Deckschicht übertragen. Das ist auch im Marienring an Ampeln und Kreuzungen der Fall. Deshalb wird laut Ralf Bernhard die acht Zentimeter dicke Binderschicht, die unter der 2,5 Zentimeter dünnen Decke liegt, zur Hälfte ausgetauscht. Das koste zwar mehr – 20 statt 18 Euro pro Quadratmeter, mache die Straße aber standfester, also haltbarer. Die Lebensdauer einer Strecke hängt auch von der Belastung ab. Die Stadt hat im vergangenen Jahr zur Fortschreibung des Lärmaktionsplans Verkehrszählungen veranlasst. Die Ergebnisse sollen im Bauausschuss am 6. Juni präsentiert werden. Tempo 30 wäre eine weitere Möglichkeit, Rheinstraße und Marienring zu beruhigen, heißt es bei der Stadt.

x