Neustadt Kampf um Ressourcen ferner Galaxien

In einem versteckten Winkel des Haßlocher Industriegebiets tummeln sich jeden Freitagabend seltsame Gestalten aus allen Teilen der Galaxie: Orks und Necrons treffen auf Cybots und Marines, wenn Spieleabend angesagt ist im Lokal „Waldesruh“ in der Daimlerstraße 5. „Firebugs“ heißt die lockere Spielegemeinschaft, die hier zum Beispiel bei „Warhammer 40k“ der Lust am „Tabletop“-Spielen frönt. Die Spieler – fast durchweg Männer – kommen aus dem weiteren Umkreis, um hier ihren Freitagabend in der Gesellschaft Gleichgesinnter zu verbringen: aus Worms und Ludwigshafen zum Beispiel, aber auch aus Speyer, Bad Dürkheim und Limburgerhof. Nur aus Haßloch findet sich an diesem Freitagabend gegen 19 Uhr kein Mitspieler. Die meisten haben über Mundpropaganda von Bekannten und Freunden, aber auch über das Internet hierhergefunden. Denn schon seit rund 15 Jahren treffen sich Spielebegeisterte in der „Waldesruh“, erklärt Stefan Bug, der Sohn der Inhaberin. Fast ebenso lange existiere der Club „Firebugs“, was zu Deutsch „Feuerkäfer“ bedeutet oder auch „Feuerteufel“. Rund 40 bis 50 Spieler sitzen hier freitagabends, in der Regel direkt nach der Arbeit, an den Spieltischen zusammen. Gespielt werden auch Rollen- oder Gesellschaftsspiele, laut Bug bis maximal 2 Uhr oder anders ausgedrückt: „Bis der Wirt einschläft.“ Mancher treffe erst gegen 22 Uhr ein und bekomme auch dann noch sein Schnitzel, so Bug. Die Form des Clubs sei zeitgemäß, da sie offener und weniger verpflichtend sei als ein Verein. Und das Treffen in der Gaststätte sei dazu noch wesentlich bequemer, als zuhause zum Spielabend einzuladen. Freitag, 17.45 Uhr. Martin Lehmann, 39, kommt aus Limburgerhof und baut gerade mit einigen anderen Spielern den Tisch für „Warhammer 40k“ auf. Die Handlung spiele in einer fernen Zukunft, in der die Menschheit mehr als eine Million Welten besiedelt habe, erklären Kai Huber aus Ludwigshafen und Florian Latos aus Bad Dürkheim. Dort lebten allerdings auch andere Wesen, und so sei ein Kampf um Territorien, Rohstoffe und Glaubensinhalte entbrannt. Zwar seien die zugehörigen Regelwerke „nicht so kompliziert wie unser Steuersystem“, sagt Stefan Bug. Doch sich nach und nach in diese fremde Welt einlesen, das müsse man schon, erklärt er, während er die zum Spiel gehörigen Bücher zeigt. Diese stellen wie fiktive Sachbücher die Akteure dieser Fantasy-Welt vor und sammeln zum Beispiel auch frei erfundene historische Details, Mythen und Erzählungen dieser Völker zum Nachlesen. Genau dieses Eintauchen in eine andere Welt ist es, die Lehmann an dem „Tabletop“-Spiel reizt. Die Kulisse und die Figuren, die nach und nach auf dem Tisch aufgestellt werden, sind selbst aus Bausätzen zusammengestellt und bemalt. Michael Herz aus Thüringen, der heute Abend mit einem befreundeten Spieler aus Worms nach Haßloch gekommen ist, hat sich weniger dem Spielen als vielmehr rein dem Bemalen und Bauen der Spielkulissen verschrieben, wie er sagt. „Hunderte Stunden Arbeit“ stecken im „Warhammer 40k“-Tisch, schätzt Stefan Bug. Und locker über 1000 Euro. „Tabletop“-Spiele sind kein ganz billiges Hobby: „Der große Panzer kostet etwa 100 Euro, die kleineren rund 50 Euro“, nennt Bug Beispiele. Wesentlich kostengünstiger war da ein weiteres wichtiges Utensil: ein Zentimetermaß, mit dem gemessen wird, wie weit die Figuren und Panzer sich jeweils über das Spielfeld bewegen dürfen. Und jetzt machen sich die Männer bereit zum Strategiespiel, bei dem auch das Glück mittels Würfeln eine Rolle spielt, während einen Tisch weiter das Weltraumspiel „X-Wings“ aufgebaut wird. Bei „X-Wings“ geht es um Meteoriten und Raumschiffe, die durchs All schweben. Fantasy ist eben Trumpf freitagabends in der „Waldesruh“. Währenddessen raucht Lena Guhmann draußen vor der Tür zusammen mit ihrem Freund Ralph Knoll schnell noch eine Zigarette, bevor es losgeht. Die beiden Ludwigshafener haben über Arbeitskollegen in der BASF von dem Spieleabend in Haßloch gehört. Sie werden heute aber etwas anderes spielen: „Zombiecide“, ein kooperatives Zombie-Bekämpfungsspiel. Dabei versuchen die Spieler gemeinsam gegen die Untoten zu bestehen. „Das Strategiekampfgedöns ist nichts für mich“, bekennt Lena Guhmann. „Aber ich male die Figuren gerne an.“

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