Bad Dürkheim Freinsheimer streitet mit Bahn wegen quietschender Züge

Seit über einem Jahr steht Arno Krüger in Kontakt mit der Deutschen Bahn, um der Lärmproblematik vor seiner Haustür Herr zu werden.

„Wir sind nicht bereit, uns länger an der Nase herumführen zu lassen. Wir gingen davon aus, dass die Deutsche Bahn partnerschaftlich und fair mit uns umgeht. Das scheint nicht der Fall zu sein. Wir werden das nicht mehr akzeptieren.“ Mit deutlichen Worten hat Arno Krüger auf die Bahn-Dokumentation einer Lärmmessung am Freinsheimer Bahnhof reagiert und letztmals mit dem Gang zum Anwalt gedroht. Seit der Einführung neuer Züge vom Typ Lint im Dezember 2015 beklagen er und weitere Anwohner in Freinsheim, aber auch in Grünstadt, deutlich höheren Lärm. Die Situation wurde bei einigen Vor-Ort-Terminen gemeinsam mit der Bahn geprüft. Drei Punkte stören die Anwohner gravierend: das Quietschen der Bremsen im Bahnhof selbst, die Standgeräusche (Brummen) der Züge während des kurzen Aufenthalts und das Quietschen der Züge, das kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof wohl durch den Kontakt zwischen Rad und Schiene in der Kurve erzeugt wird. Krügers Vorwurf heute: Bei der Lärmmessung habe es sich um einen Alleingang der Bahn gehandelt, der mit den Anwohnern nicht final abgestimmt gewesen sei. Und insofern nicht geeignet sei, die drei unterschiedlichen Lärmphänomene erfassen zu können. Krüger hätte gerne den ortsansässigen Lärmgutachter Guido Kohnen mit im Boot gehabt. Nun hat die Messung aber an Stellen stattgefunden, die die Bahn selbst festgelegt hat. „Nach intensiver interner Diskussion“, wie Alexa Ratzkowski, Leiterin der Regionalnetze Pfalz, in einer Replik an Krüger schreibt. Man habe sich letztlich für eine automatisierte Messung über einen langen Zeitraum entschieden. Dies auch in Höhe des Eingangs zum Bahnhof, wo mit zusätzlichen Störgeräuschen zu rechnen gewesen sei, die nicht zwangsläufig durch Züge hervorgerufen würden. Was die Schallmessungen der Bahn zwischen 12. und 26. Juli 2016 genau ergeben haben, findet sich in der Dokumentation der Bahn: „Von 254 korrekt erfassten Fahrten konnten 206 gültige Fahrten ausgewertet werden.“ Am Mikrofon im Bereich der problematischen Weiche 10 wurde in 7,50 Meter Entfernung und 1,20 Meter über der Schienenoberkante ein Pegel bis 99 Dezibel (dB) gemessen. Durchschnittlich entstand dort ein Pegel von 93,5 Dezibel. Der Schädigungsbereich beginnt nach Immissionsschutzgesetz bei 100 Dezibel. Die Bahn hebt diesen Aspekt in ihrer Zusammenfassung eigens hervor. Ab 70 Dezibel spricht man von Lärmbelästigung (siehe Grafik). Das Kurvenquietschen ist nach den Messungen der Bahn in 90 Prozent aller Fahrten aufgetreten. Aber: Am Messpunkt „Haus“ seien wiederum 90 Prozent der Zugbewegungen mit einem Pegel von unter 90 Dezibel gemessen worden. Der Pegel steige pro Zug lediglich über einen Zeitraum von 8,2 Sekunden an, so die Bahn. Summiert auf eine Stunde seien das tagsüber 40 Sekunden Kurvenquietschen. Der Maximalpegel in der Nähe des Hauses erreiche 95 Dezibel. In der Nacht kommen hier acht Züge vorbei. In ihrem Fazit kommt die DB Netz AG zu dem Standpunkt, dass es für die Anwohner keinen Rechtsanspruch auf Lärmvorsorge gebe und der Freinsheimer Bahnhof im Arno Krüger ist mit seiner Geduld am Ende. Seit über einem Jahr steht der Freinsheimer in Kontakt mit der Deutschen Bahn, um der Lärmproblematik mit quietschenden Zügen direkt vor seiner Haustür in der Franz-Lind-Straße am Bahnhof Herr zu werden (wir berichteten). Bewegt hat sich der Konzern bisher wenig. Nun legt die DB Netz AG ein 29-seitiges Papier über die Geräuschentwicklung vor. Die Ursache bleibt weiter unklar. Rechtliche Schritte erscheinen jetzt Krügers letztes Mittel.Konzept für Lärmsanierung nicht vorgesehen sei. Arno Krüger sieht das naturgemäß anders: „Stellen Sie die enorme Belästigung ab. Und zwar umgehend“, schreibt er an DB Regio. Der Hinweis, dass die Lint-Züge der Firma Alstom von der Aufsichtsbehörde zugelassen seien, interessiere ihn und die weiteren Betroffenen nicht. Für ihn steht fest, dass die Lint-Züge im Zusammenspiel zwischen Rad und Schiene fehlerhaft sind. Eine zwischenzeitliche Besserung von Bremsgeräuschen sei inzwischen wieder Vergangenheit. Anwohner hätten herausgefunden, dass die Bahn zwischendurch Lint-Züge ausgetauscht habe, so Krüger. Auch dazu vermisst er eine transparente Informationspolitik seitens der Bahn, wie er vergangene Woche wieder an den Konzern schrieb. Die Antwort kam schnell: Man sei noch bei der Recherche technischer Möglichkeiten, die eine Verbesserung der Geräuschemission herbeiführen können. „Wir bitten um ein paar Wochen Zeit“, so ein Konzernsprecher.

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