Grünstadt Bombenentschärfung: Eine Stadt im Ausnahmezustand

Grünstadt: Am Sonntag wird in Grünstadt eine Bombe entschärft, die im Baugebiet „In der Bitz“ gefunden wurde. Deshalb richtet die Stadtverwaltung um die Fundstelle am Gebäude der Lebenshilfe einen Sicherheitsbereich mit einem Radius von 500 Metern ein. Wir haben Fragen und Antworten zur Entschärfung und zur Evakuierung gesammelt.

Die Sicherheitszone:

In diesem Bereich (siehe Grafik) dürfen sich ab 9 Uhr bis vermutlich 15 Uhr keine Personen aufhalten. Die Entschärfung beginnt erst, wenn das Areal komplett geräumt ist. Betroffen sind rund 2500 Personen sowie diverse Gewerbebetriebe. Die Behörden fordern die Anwohner auf, ihre Häuser bis 9 Uhr verlassen zu haben. Wichtiger Hinweis: Man sollte zum Beispiel an Medikamente und persönliche Papiere, wie den Ausweis, denken. Flugblätter: Die Verwaltung hat gestern rund 2500 Flugblätter an alle erreichbaren Haushalte verteilt, darauf sind die betroffenen Straßen und Hausnummern aufgeführt. Diese Daten finden sich auch in einer Anzeige in der heutigen RHEINPFALZ. Das Flugblatt gibt es nur in deutscher Sprache. Wo kann ich hingehen: Jeder, der nicht bei Freunden oder Verwandten außerhalb des Sperrbezirks unterkommt, kann sich zur Sporthalle der Dekan-Ernst-Schule begeben, die für einen Aufenthalt bis zum Ende der Entschärfung hergerichtet wird. Die Betreuung, auch mit Essen und Trinken, übernimmt das DRK. Es werden Betten, Tische und Stühle aufgestellt. Auch eine behindertengerechte Toilette wird eingerichtet. Nach 9 Uhr: Lautsprecherwagen fahren durch den Sperrbezirk, um eventuelle Nachzügler daran zu erinnern, dass sie sich in Sicherheit begeben sollen. Die Polizei fährt verstärkt Streife, um eventuelle Straftaten zu verhindern. Mitarbeiter der Stadtverwaltung werden gemeinsam mit der Polizei prüfen, ob auch alle Betroffene das Gebiet verlassen haben. Wer nicht freiwillig geht, kann dazu gezwungen werden, informieren die Behörden. Erst wenn diese Trupps ihre Arbeit beendet haben, beginnt der Kampfmittelräumdienst mit seiner Arbeit. Verkehr: Von 9 bis 15 Uhr können keine Fahrzeuge in die Sicherheitszone fahren. Die Polizei sperrt die Straßen und achtet darauf, dass niemand das Verbot missachtet. Der Verkehr wird kleinräumig umgeleitet. Vorwegweiser auf die Sperrungen gibt es nicht. Betroffen sind auch Busse und Bahnen. Nach derzeitigem Stand wird der Zugverkehr um Grünstadt, Richtung Freinsheim, Monsheim und Ramsen, eingestellt. Die DB Regio will einen Ersatzverkehr mit Bussen organisieren. In den Bussen können keine Räder mitgenommen werden. Außerdem wird der Luftraum über Grünstadt gesperrt. Apotheke/Ärzte: Bereitschaft hat am Sonntag die Apotheke im Globus-Markt, Grünstadt. Sie liegt genau wie die Notdienstzentrale der niedergelassenen Ärzte (am Kreiskrankenhaus) nicht im Sperrbereich. Kirchen: Weil sowohl die katholische St.Peter-Kirche als auch die protestantische Martinskirche im Sicherheitsbereich liegen, fallen die Gottesdienste am Sonntag aus. Die katholische Kirche lädt stattdessen zu einer Vorabendmesse für Samstag, 18 Uhr, ein. Das Missionsessen des Frauenbunds wird um eine Woche auf den 6. November verschoben. Die Lebenshilfe: Seit Mittwoch sind die Kindertagesstätte und das Bistro Lebensreich geschlossen. Die meisten Eltern hätten die Möglichkeit, ihre Kinder in dieser Zeit selbst zu betreuen, sagte der Vorsitzende Walter Dörring. Eine kleine Gruppe sei mit ihren Erzieherinnen in einer städtischen Kita untergekommen. Ab Montag werde „hoffentlich“ wieder normal gearbeitet werden können, sagte Dörring. Die Bombe: Bei dem Blindgänger neben dem Gebäude der Lebenshilfe handele es sich eine gewöhnliche amerikanische 250-Kilo-Fliegerbombe, wie sie „hunderttausendmal abgeworfen wurde“, sagte der Leiter des Kampfmittelräumdienstes des Landes Rheinland-Pfalz, Horst Lenz. Sie besitze einen Aufschlagzünder, der normalerweise keine große Gefahr darstelle. Er werde am Sonntag mit fünf Kollegen und dem Baggerführer der Firma Schellenberg vor Ort sein. Das Geschoss werde in der Grube entschärft, die durch Brunnenringe abgesichert sei. Auf den ersten Anschein sehe die Bombe „ganz gut aus“. Und warum ist das Geschoss nicht detoniert? Die Sicherheitsverriegelung sei noch intakt, sagte Lenz. Das deute auf einen Bedienfehler des Bodenpersonals oder des Piloten hin. Eine Prognose, wie lange die eigentliche Entschärfung dauere, gab der Experte nicht ab. Der Blindgänger liege seit 71 Jahren im Boden, da sei man vor Überraschungen nicht gefeit. Entwarnung: Sobald der Sprengkörper entschärft ist, wird das Ordnungsamt der Stadtverwaltung informiert, das dann den Sperrbezirk wieder aufheben kann. Besondere Hinweise auf das Ende der Evakuierung, zum Beispiel durch Lautsprecherwagen, seien nicht geplant. Die Hilfs- und Rettungskräfte werden verständigt. Das Ordnungsamt ist überzeugt, dass sich das Ende schnell ’rumspricht. Die Polizei wird über Twitter und Facebook informieren, es soll auch Radiodurchsagen geben. Die Kosten: Alle Kosten, die durch die Entschärfung des Blindgängers entstehen, trägt nach dem Gesetz die Stadt Grünstadt. Sie geht davon aus, dass am Ende ein fünfstelliger Betrag fällig wird. P.S.: Dran denken, von Samstag auf Sonntag endet um 3 Uhr die Sommerzeit. Info — Wegen der Evakuierung hat die Stadtverwaltung ein Infotelefon eingerichtet, Nummer 06359/805-315.  —Wer nicht gehfähig ist oder liegend transportiert werden muss, soll sich rasch per Telefon oder per E-Mail melden: ordnungsamt@gruenstadt.de — Der Transport ist kostenlos.

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