Zweibrücken Neuer Hochbehälter fürs Trinkwasser

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Damit das Wasser aus dem Wasserhahn kommt, ist ein kompliziertes System von Brunnen, Leitungen, Pumpen und Speichern notwendig. Ein solcher Speicher wird gerade auf dem Zweibrücker Galgenberg fertiggestellt. Er ersetzt einen Speicher aus den 1930er-Jahren.

Der neue Hochbehälter verschwindet fast völlig in der Landschaft. Nur die futuristisch anmutende, spitz zulaufende Südseite ragt aus dem steil abfallenden Hang hervor. 75 Prozent der Anlage liegen unterirdisch. Von der schweren, gesicherten Eingangstür führt der Weg auf eine breite Galerie. Rechts und links geben große Glasfenster den Blick frei auf die riesigen Wasserkammern. Sie nehmen den größten Teil des Gebäudes ein. Jede davon ist 17,5 Meter lang, 9,5 Meter breit und an der höchsten Stelle acht Meter hoch. „Es sind zwei spiegelgleiche Kammern, jede fasst 600 Kubikmeter, zusammen also 1200 Kubikmeter“, erklärt Marcus Ruhstorfer, Technischer Leiter bei den Zweibrücker Stadtwerken. Von der Galerie zweigen Flure ab, in die Büroräume und in das Testlabor, in dem die Wasserqualität geprüft wird. Eine schmale Treppe führt hinab ins Untergeschoss. Hier befindet sich unter der Galerie der Technikraum mit den drei Förderpumpen. „Jede davon schafft 100 Kubikmeter in der Stunde. Das Wasser kommt von den Brunnen über eine 300er-Wasserleitung, die quer übers Feld verläuft, im Hochbehälter an. Es wird in die Kammern geleitet, dort gespeichert und läuft von dort ins Versorgungsnetz“, beschreibt Ruhstorfer die Funktionsweise des Behälters. Die beiden Kammern, die über einen Steg und Drucktüren betreten werden, sind vollkommen unabhängig voneinander. „Im laufenden Betrieb ist es nicht möglich, die Kammern zu betreten, der Wasserdruck hält die Türen geschlossen“, so Ruhstorfer. Die Türen ermöglichen nur im Fall der Fälle einen unkomplizierten Zugang. Zweimal im Jahr sollen die Kammern nacheinander gereinigt werden. Die betroffene Kammer wird dann geleert und kann betreten werden. Auch die Rohre können abschnittsweise gesperrt, überprüft und gespült werden. Hygiene und Sicherheit bestimmen alle Abläufe, so Ruhstorfer. Alle Wände im Behälter sind aus Stahlbeton. „Absolut geschlossener, reiner Sichtbeton, ohne zugesetzte Mittel, alles entsprechend der Wasserverordnung für Hygienebereiche zertifiziert“, erklärt Daniel Brill, Geschäftsführer von Wolf & Sofsky. Die Zweibrücker Firma hat den Hochbehälter nach Plänen des Kaiserslauterer Architektenbüros Molter-Linnemann gebaut. Der gesamte Behälter steht auf einer 60 Zentimeter dicken, fugenlosen Bodenplatte aus einem Guss. Auch die Kammerwände sind aus einem Guss, 40 Zentimeter dick und speziell behandelt. „Der Beton hat eine Oberfläche wie eine Orangenhaut, ohne Löcher, ohne Einschlüsse, wie man es normalerweise kennt. Das Wasser dringt etwa drei bis vier Millimeter in den Beton ein. Hätte die Oberfläche Löcher, könnte es tiefer eindringen. Außerdem könnten sich in den Löchern Bakterien ansiedeln“, erklärt Brill. Die Orangenhaut verhindere das. Der neue Hochbehälter wurde notwendig, weil der alte, aus dem Jahr 1938 stammende Behälter mittlerweile erste Risse aufweist. „Er ist 80 Jahre alt und wurde durch Anbauten erweitert. Die haben sich im Lauf der Zeit gesetzt, und durch die Fugen könnte irgendwann Fremdwasser in die Wasserkammern eindringen“, erklärt Ruhstorfer. Deshalb entschied man sich für den 1,8 Millionen Euro teuren Neubau, der nur ein paar Meter höher als der alte Speicher liegt. Der neue Behälter hat das gleiche Fassungsvermögen wie der alte, ist aber aus einem Guss, sodass sich hier keine Risse bilden können. Durch seine Lage kann er laut Ruhstorfer außerdem mit dem Hochbehälter auf dem Kreuzberg verbunden werden, im Bedarfsfall also auch die Nordstadt versorgen und umgekehrt. Der neue Hochbehälter ist technisch gesehen ein Erdbehälter, da er unterirdisch liegt. Er versorgt nur die tiefer liegenden Bereiche der Südstadt. Für die hoch liegenden Gebiete gibt es einen weiteren, oberirdischen Wasserturm weiter oben auf dem Galgenberg. Die Anlage wird die meiste Zeit des Jahres völlig selbstständig arbeiten. Ein Meister und zwei Monteure kümmern sich bei Bedarf um den Hochbehälter, entnehmen Wasserproben, warten die Pumpen und reinigen die Kammern. Überwacht und gesteuert wird alles von der Zentrale der Stadtwerke aus.

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