Ludwigshafen Ein Kernproblem, zwei Meinungen

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Alles reine Ansichtssache? Während Jochen Kehl vom Aussterben der Innenstadt spricht und die Stadtentwicklung der vergangenen Jahrzehnte als Ursache dafür identifiziert, dass sich immer mehr Einzelhändler aus dem Zentrum verabschieden, spricht Klaus Dillinger von Umstrukturierungen und einem Wandlungsprozess. Die Wortwahl mag eine andere sein, das Kernproblem bleibt. „Das ist der Gang der Dinge, wie er sich schon vor Jahren abgezeichnet hat“, sagt der Bau- und Umweltdezernent, der seit zwölf Jahren auch an der Spitze der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG) steht. Und: „Im Grunde ist das der Abschied von der Einkaufsinnenstadt, wie es sie in Ludwigshafen in den 60er-Jahren gab“, betont der CDU-Politiker mit Blick auf die aktuelle Entwicklung in der City. Die Flucht der Einzelhändler aus den Innenstädten sei kein singuläres Problem von Ludwigshafen, sondern bei einem wachsenden Konkurrenzdruck überall dort zu beobachten, wo – wie etwa in Speyer – historische Kulissen nicht ohnehin schon eine große Sogwirkung ausüben. Mit Mannheim als traditioneller Einkaufsstadt in direkter Nachbarschaft habe es Ludwigshafen zudem nicht einfach. Deshalb sei die Eröffnung der Rhein-Galerie vor fünf Jahren wichtig und richtig gewesen. Dadurch sei wieder ein Kundenmagnet in der Stadt verankert worden. Auch wenn das Einkaufscenter einige Geschäfte aus der Innenstadt abgeworben habe, „gibt es dort eine Vielzahl von Filialisten und Händlern, die es sonst in der Innenstadt nicht gäbe. Das ist meine tiefste Überzeugung“, sagt Dillinger. Unterm Strich sei diese Entwicklung für den Einzelhandel zwar „ein schmerzhafter Prozess“, den laut Dillinger aber weder die WEG noch die Stadtspitze zu verantworten hätten. „Unser Einfluss wird da überschätzt.“ Die Stadt könne nur Rahmenbedingungen schaffen, um auf den Strukturwandel zu reagieren, indem sie etwa auf die Themen Wohnen, Arbeiten und Dienstleistung setzte, um das Zentrum künftig attraktiver zu gestalten. „Die Rhein-Galerie mag für Ludwigshafen insgesamt eine Erfolgsgeschichte sein, aber diesen Erfolg hat man mit einer leeren Innenstadt bezahlt“, widerspricht Kehl. In der Vergangenheit seien Großprojekte von den politisch Verantwortlichen extrem gefördert worden, während das Gewerbe vor Ort stiefmütterlich behandelt und nicht ausreichend unterstützt worden sei. „Der S-Bahn-Haltepunkt Mitte war noch das Beste, was in den letzten Jahren passiert ist. Die negative Gesamtentwicklung konnte damit aber nicht aufgehalten werden“, kritisiert Kehl. Das ausführliche Streitgespräch lesen Sie auf

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