Kreis Germersheim Ein Herz für Baby-Buchfinken

Schüler der Klasse 4c der Eduard-Orth-Grundschule in Germersheim haben vor knapp drei Wochen einen kleinen Baby-Buchfinken am Eingang der Sporthalle gefunden. Sie nahmen ihn mit und übergaben ihn Erich Ofer vom Germersheimer Vogelschutzverein. Inzwischen ist der Vogel ausgeflogen.

Das kleine Buchfinken-Küken hatte ganz strubbeliges Haar, saß auf dem Boden, piepste, hoppste hin und her. Schnell waren sich Elif Döring, Bekir Hasmaoui und Tunahan Gültekin einig: Sie mussten sich um das Vogelküken kümmern! Gegen eine Katze hätte er keine Chance gehabt und ohne Nahrung wäre er gestorben. „Wir drei haben ein Herz, wenn es um Tiere und Leben retten geht, wir konnten da nicht wegschauen“, sagt Tunahan Gültekin. Zunächst besorgte Elif Döring eine Schachtel aus Karton, um „Wuschel“, wie ihn die Schulkinder nannten, hinein zu setzen. Bekir Hasmaoui holte etwas Moos und legte den Karton damit aus. „Dann haben wir Wuschel Frau Hellmann von der Nachmittagsbetreuung gezeigt und ihr alles erzählt“, sagt Elif Döring. Die Leiterin der AG „Natur erfahren“ besprach mit den Kindern, wie es mit dem kleinen Buchfinken weitergehen sollte. Wer nimmt ihn mit nach Hause? Wer hat Zeit, sich um ihn rund um die Uhr zu kümmern? Schnell war klar, die Schulkinder konnten es nicht. Von 8 Uhr bis 16 Uhr hatten sie Schule. Daraufhin telefonierte Hellmann mit Vogelexperte Erich Ofer, Vorsitzender vom Verein für Natur- und Vogelschutz in Germersheim, der sich bereits seit 40 Jahren um Vogelkinder kümmert. Ofer kam am gleichen Tag noch in der Grundschule vorbei und holte den kleinen Vogel ab. Er versprach den Schülern, sich gut um ihn zu kümmern. Doch woher kam der Buchfink? War er aus dem Nest gefallen? Wuschels Nest haben die Kinder verzweifelt gesucht, aber nicht gefunden. Normalerweise bleiben die Vogelkinder im Nest bis sie fliegen können. Bei kleinen Singvögeln wie dem Buchfinken dauert es 14 Tage. Wenn sie aus dem Nest fallen, werden sie in den meisten Fällen von den Eltern weitergefüttert. „Wir lassen sie in diesen Fällen unbedingt sitzen. Schauen aber nach, ob ihre Eltern kommen“, erklärt Ofer. Vogelbabys ohne Federn können ins Nest zurückgesetzt werden. Verlassene und verletzte Jungvögel aufzuziehen ist aber nicht ganz einfach. Man benötigt das richtige Futter und vor allem viel Zeit. Mehrmals am Tag haben die Kleinen Hunger. „Den meisten Singvögeln kann man handelsübliches Aufzuchtfutter geben“, so der Vogelexperte. „Man braucht eine Pinzette zum Futter geben und eine Kanüle wie etwa ein Strohhalm für Trinkwasser. Kann das Vogelbaby selbstständig fressen und fliegen, wird es Zeit, den Vogel freizulassen.“ Vergangene Woche wollte er gemeinsam mit dem Buchfinken die Kinder in der Grundschule besuchen. Kurz zuvor entwischte ihm aber Wuschel durch die Käfigtür, als er ihm frisches Wasser geben wollte. Zum vereinbarten Treffen mit den drei tierlieben Schulkindern kam Ofer aber nicht mit leeren Händen. Er brachte eine verwilderte Baby-Haustaube mit, die er aufpäppeln will.

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