Kusel Dauerfrost erwünscht

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Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, hin und wieder Schnee. Der Winter hat lange auf sich warten lassen. Die milde Witterung im November und Dezember hat für einige Branchen Folgen: Beispielsweise konnte auf dem aufgeweichten Waldboden kaum gearbeitet werden, der Verkauf von Winterbekleidung ging teilweise nur schleppend voran, und vor allem der Verkauf von Gas war zum Ende des vergangenen Jahres auf einem niedrigen Niveau.

Das Netz der Stadtwerke Kusel versorgt rund 3200 Kunden in der Kreisstadt und der Verbandsgemeinde Kusel mit Gas. „Die hohen Temperaturen waren für uns spürbar“, sagt Friedrich Beck, Leiter der Stadtwerke. Auf den ersten Blick sehe es gar nicht so schlecht aus. Denn im Dezember verbrauchten die Kunden rund zehn Prozent mehr Gas als im Vergleich zum gleichen Monat im Vorjahr – „und 2014 war auch ein recht warmer Winter“. Im Vergleich zu einem Normaljahr, Beck nennt als Beispiele 2010 und 2012, haben die Stadtwerke im Dezember 2015 dennoch rund 30 Prozent weniger Gas verkauft. „Das birgt mehrere Risiken“, schildert Beck. Die Stadtwerke verpflichten sich jedes Jahr zum Einkauf einer bestimmten Gasmenge, die dann an ihre Kunden weitergeleitet wird. Dabei unterliegt das Unternehmen einer sogenannten Take-or-pay-Verpflichtung. Das heißt: „Wir müssen die vereinbarte Menge beziehen, auch wenn sie nicht ins Netz geflossen ist.“ Und das kostet Geld. Bei niedrigem Gasabsatz bleiben allerdings die Fixkosten gleich. „Da lässt irgendwann die Kostendeckung nach und die Betriebsergebnisse werden schlechter“, sagt Beck. Hinzu komme, dass viele Kunden ihren Gasverbrauch durch Isoliermaßnahmen, moderne Heizungsanlagen oder das Zuheizen mit Holz weiter reduzierten. Beim Verkauf von Heizöl sieht es dagegen anders aus. „Es gab keine Phase, in der wir nichts verkauft hatten“, erläutert Michael Preis, Geschäftsleiter bei Preis Mineralöl in Konken, und ergänzt: „Das hängt mit dem derzeitigen Ölpreis zusammen.“ Das Angebot auf dem Ölmarkt sei momentan zu groß. Am Montag wurden nun noch die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben. „Die Iraner wollen nun täglich 500.000 Barrel Öl (rund 79,5 Millionen Liter) auf den bereits überversorgten Markt bringen. Man kann also erwarten, dass der Ölpreis noch weiter sinkt.“ Generell sei der Verbrauch der Kunden im Vergleich zu einem „normalen Winter“ rund 20 Prozent geringer. Allerdings nutzten viele Hausbesitzer die Chance, den Heizöltank erneut zu füllen. „Unsere Kunden bestellen nicht mehr nur einmal, sondern bis zu dreimal im Jahr nach.“ Dennoch wünscht sich der Geschäftsleiter, dass es nun doch noch über einen längeren Zeitraum kälter wird: „Das wäre schon nicht schlecht.“ Über Dauerfrost würde man sich auch beim Forstamt Kusel freuen. „Die Waldböden sind aufgeweicht, sodass wir das Stammholz nicht aus dem Wald ziehen können“, erläutert Klaus Grigull, Leiter des Kuseler Forstamtes. Dennoch sei man im Plan. Allerdings führe der milde Winter dazu, dass sich die Wildbestände nicht reduzieren. „Viele Jungtiere sterben durch Kälte. Im Moment gibt es keinen natürlichen Selektionsprozess“, sagt Grigull. Größtes Problem seien allerdings nicht die Wildschweine, sondern Rehe, die die Baumrinde als Nahrungsquelle nutzen. Durch die hohen Temperaturen sei es nicht zu einem Anstieg der Käferpopulation gekommen, sagt Grigull. „Vielen Borkenkäfern macht auch Kälte nichts aus“, so der Förster. Einzig stetige Temperaturwechsel schwächten die Tiere und förderten zugleich den Pilzwuchs, so dass auch die Borkenkäfer durch Pilzinfektion befallen werden können. „Endgültige Schlüsse zum Forstschutz können wir natürlich erst im Frühjahr ziehen, aber jetzt wird es ja auch kalt“, sagt Grigull lachend. Die Auswirkungen des milden Winters auf die Landwirtschaft seien hingegen minimal, schildert Marcel Müller, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes im Landkreis Kusel. „Die Arbeit hat sich in den Stall verlagert. Auf den Feldern ist außer Pflegearbeit derzeit nichts zu machen. Das Wintergetreide wurde ja im Herbst schon ausgesät.“ „Wir wünschen uns schon seit Ende des Winzerfestes, dass es spürbar kälter wird“, sagt Ute Klein von Mode Wenk in Offenbach-Hundheim. „Wir haben das schon gemerkt – vor allem beim Absatz richtiger Winterkleidung.“ Seit Weihnachten werden Einzelstücke bereits zu reduzierten Preisen angeboten. Allerdings bleibe man nicht auf der Winterkollektion sitzen, so Klein – zumal es Ende Januar einen Schlussverkauf gebe. Bei Mode Even in Kusel können Schnäppchenjäger bereits jetzt zuschlagen. „Überall sieht man schon die Prozente-Schilder“, sagt Volker Even und ergänzt: „Wir sind, Gott sei Dank, unsere Winterbekleidung schon fast los.“ Bereits im Oktober hätten die Lieferanten signalisiert, dass man beim Einkauf der Winterkollektion etwas zögerlicher sein solle. Nun, da die Temperaturen unter den Gefrierpunkt gesunken sind, blickt Even bereits in Richtung Frühjahr: „Mode ist eben ein schnelllebiges Geschäft.“

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