Landau Danke, Landau!

Der Wunsch der jungen Leute hat sich erfüllt: Bilder der eindrucksvollen Kundgebung gegen Gewalt und für ein friedliches Miteinander am Montag auf dem Rathausplatz gingen in den sozialen Netzwerken um die Welt. Landau wurde in einem Atemzug mit großen Anti-Pegida-Demos wie der in Leipzig genannt.


Montagabend, kurz vor 18 Uhr. Auf der Facebook-Seite der Gruppe #wirsindlandau haben sich 657 Teilnehmer für die Aktion angemeldet, die wenig später auf dem Rathausplatz beginnt und auf eine Initiative des SPD-Fraktionsvorsitzenden Maximilian Ingenthron zurückgeht. Eine „Aktion für Toleranz und ein friedliches Miteinander in unserer Stadt“. Tatsächlich finden noch viel mehr den Weg auf den zentralen Platz, um den Angehörigen der Opfer der Anschläge auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo in Paris ihr Mitgefühl zu zeigen (wir berichteten gestern). Vor allem aber auch deshalb, weil sie nicht länger tatenlos zusehen wollen, wie religiöse Fanatiker ihren Glauben als Vorwand benutzen, jenen, die anders denken, kaltblütig nach dem Leben zu trachten, und damit auch jene einem Generalverdacht aussetzen, die sich als Muslime friedlich in die Gesellschaft integrieren. Noch während Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer (SPD) zu Geschlossenheit aufruft, der Imam der arabisch-islamischen Gemeinde, Mostafa Yasmine, seine Glaubensbrüder und -schwestern dazu animiert, Botschafter der Toleranz und des wahren, friedlichen Islam zu sein, und die Dekane der beiden großen christlichen Kirchen, Axel Brecht für die Katholiken und Volker Janke für die Protestanten, an die Gemeinsamkeiten der Religionen erinnern, gehen die ersten Bilder aus Landau um die Welt. Nicht nur Politiker twittern und posten auf allen virtuellen Kanälen. Am Tag danach ist der Erfolg auch in den sozialen Netzwerken dokumentiert. Bilder von selbstgemachten Plakaten, auf denen Mandelblüten, Trauben, „Dubbegläser“, Wurst und „Keschde“ prangen, versehen mit dem Schriftzug: „Wir sind SÜW, wir sind bunt, #wirsindlandau“ werden von jungen Frauen getragen. Und überall tauchen im Netz aufmunternde und lobende Worte auf. Von Politikern („Ein kraftvolles Zeichen für ein friedliches Miteinander“, Bürgermeister Thomas Hirsch (CDU); „Auch wenn ich heute schon wieder in Berlin sein muss, bin ich in Gedanken bei der #wirsindlandau-Kundgebung“, Thomas Hitschler, SPD-Bundestagsabgeordneter), aber auch von anderen. So meldet sich Orhan Yilmaz zu Wort: „Danke Landau. Es war ein sehr gutes Zeichen für die Welt“, schreibt der Vorsitzende des türkischen Sportvereins in Landau. Dank sagen auch Ziy Jüksel, Vorsitzender des Ausländerbeirates in Germersheim, und Aydin Tas, bis vor Kurzem Vorsitzender des Beirates für Migration und Integration in Landau. „Vielen Dank für diese gemeinsame Aktion gegen Intoleranz und Gewalt!“. Lob gab es besonders auch für die von der Studentin Lisa Reinheimer initiierte Aktion #wirsindlandau. „Ein gutes Zeichen, wenn Menschen ohne Auftrag eine Facebook-Seite ,Wir sind Landau’ kreieren“, so Schlimmer. Es waren solche jungen Leute, die die Versammlung dazu aufriefen, sich an den Händen zu fassen. „Die Gruppe war das jugendliche i-Tüpfelchen, die zeigt, dass nicht nur religiöse Gruppen oder Politiker sich bei solchen Veranstaltungen einbringen wollen. Händchenhalten am Ende war das zwischenmenschliche Etwas, das alles abgerundet hat“, fasste ein Facebook-Nutzer den Eindruck zusammen, den viele hatten. (git)

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