Ludwigshafen Bunker bekommt Penthouse

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In den Anfangsjahren des Zweiten Weltkriegs hat die Stadt zahlreiche bombensichere Bunker gebaut, um die Zivilbevölkerung vor Luftangriffen zu schützen. Heute befinden sich einige von ihnen in privater Hand. Auf dem Hochbunker in der Saarlandstraße soll nun eine Penthouse-Wohnung entstehen.

Wer in letzter Zeit durch Mundenheim gefahren ist, wird sich gewundert haben, warum der achteckige Hochbunker in der Saarlandstraße von einem Gerüst umgeben ist. Auch der rote Kran vor dem Bau ist nicht zu übersehen. Die Außenfassade des 1941 gebauten Hochbunkers, der vor zwölf Jahren von der Stadt an einen privaten Eigentümer verkauft wurde, wird zurzeit saniert. „Der Bunker hat große Risse“, sagt der zuständige Architekt und Bauleiter. „Die gefährden zwar nicht die Bausubstanz, hätten aber in zwei bis drei Jahren zum Problem werden können.“ Die Sanierung soll verhindern, dass die Blöcke größer werden und sich Steinbrocken lösen. Gerüst und Kran dienen aber nicht nur der Instandhaltung. Auf dem Dach des 25 Meter hohen Bunkers soll eine geräumige Penthouse-Wohnung entstehen. Der Rest des Turms, erläutert der Bauleiter, sei aufgrund der geringen Größe der Räume (7,5 Quadratmeter) und der zwei Meter dicken Wände zur Nutzung für Wohnräume ungeeignet. In einem Jahr soll der Großteil der Baumaßnahmen abgeschlossen sein. Der Hochbunker in der Saarlandstraße ist nur einer der Bunker, die nach Ende des „Kalten Krieges“ in private Hand übergegangen sind. „Davor sind die meisten von ihnen aus Zivilschutzgründen von Bundesseite instandgehalten worden“, sagt Matthias Ehringer, bei der Stadtverwaltung für Stadtplanung und Denkmalschutz zuständig. „Danach wurden viele Bunker direkt vom Bund an Privatleute verkauft. Die übrigen gingen an die Stadt.“ Aufgrund der Kosten für die Erschließung und die Brandschutzmaßnahmen seien die wenigsten Bunker, auch die privaten, noch als Lager nutzbar. „Heute dienen viele auch als Tragkonstruktionen für Mobilfunkantennen und als Werbeanlagen“, sagt Ehringer. Ausnahme ist neben dem Bunker in der Saarlandstraße zum Beispiel der heute als „Kulturm“ bekannte und ebenfalls achteckige Bunker in der Rollesstraße im Hemshof, der 1943 gebaut wurde und zu Kriegszeiten 1600 Menschen Schutz bot. In dem seit 2001 in Privatbesitz befindlichen Turm finden seit sechs Jahren regelmäßig Konzerte und Ausstellungen statt. Außerdem gibt es eine Lounge, in der Cocktails und Flammkuchen serviert werden. Auch der 23 Meter hohe Spitzbunker an der Pasadenaallee wird seit 1985 „zweckentfremdet“ genutzt. Hier klettern die Mitglieder des Deutschen Alpenvereins (DAV) Ludwigshafen, der den Bau 1988 erworben hat, regelmäßig die Fassade auf und ab. Im Innern des Gebäudes gibt es einen Kletterraum. Den Bunker in der Schinkelstraße in Oppau wollte der Besitzer eigentlich zur Diskothek umfunktionieren. Zurzeit teilt der Bau aber das Schicksal vieler anderer ehemaliger Luftschutzbunker im Stadtgebiet: Er steht leer.

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