Pirmasens Büffeltourismus im Blümelstal

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Das Blümelstal ist eins der schönsten Täler in der Region. Das ist das Verdienst von Oskar, seinen fünf Frauen und deren Kindern. Die Wasserbüffel sind seit Juli 2012 im Tal aktiv und betätigen sich als Artenschützer, in dem sie alles wegfressen, was im Tal zu viel wird. Die Herde war schon größer. Zwei Büffeljungs wurden geschlachtet, vorm Winter sollen vier weitere folgen.

Der Windsberger Patrick Dorst ist jeden Tag bei der Herde, obwohl es eigentlich nur als Hobby gedacht war, die Wasserbüffel zu betreuen. Eigentümer der Tiere ist der Landesbetrieb Mobilität, der die Büffel zur Pflege des Großbiotops im Blümelstal gekauft hat, das zuvor aufwendig renaturiert wurde; als Ausgleich für den B-10-Ausbau. „Oskar komm“, ruft Dorst und lässt eine Trockenfuttermischung in einem Eimer rascheln. Das hört der hundert Meter entfernte Bulle und beginnt zurückzumuhen. Oskar kommt. Noch vor zwei Jahren wäre das nicht möglich gewesen. Da war die aus sechs Tieren bestehende Herde noch halbwild. Mit Oskar, der bei seinem vorigen Besitzer mit der Flasche aufgezogen worden war, ist ein zahmer Geselle dazugekommen und das haben sich auch Oskars Damen zu Herzen genommen. „Mit dem Bullen muss man sich gut halten“, meint Dorst lachend und steigt über den mit 6000 Volt geladenen Elektrozaun, um Oskar entgegenzugehen. Die anderen Wasserbüffel kommen jetzt auch. „Die sind so was von neugierig“, erzählt Dorst, der jedoch nicht immer so munter zu den Wasserbüffeln geht. Wenn die Tiere beim Kalben sind, lässt er ihnen ein paar Tage Ruhe. Eine Mutterkuh mit frisch geborenem Kalb könnte unangenehm reagieren und ihr bis zu 600 Kilogramm Lebendgewicht erstaunlich schnell über die Wiesen bewegen. Probleme haben die Tiere bisher keine gemacht. Der Tierarzt kommt nur von Amts wegen zum Nachgucken. Krank sei noch kein Büffel gewesen, was für eine artgerechte Haltung der Tiere spricht. Das Bachwasser trinken die Büffel nicht. Ihren Durst können Oskar und seine Damen an drei Quellen im Tal stillen und deren Wasser werde regelmäßig untersucht, versichert Dorst. Auch für die Geburt der Jungbullen brauchten die Wasserbüffeldamen keine medizinische Hilfe. „Ich komme irgendwann morgens und das Kalb ist da.“ Drei der Büffelkühe dürften wieder trächtig sein, vielleicht sogar vier, schätzt Dorst. Wie zu Beginn geplant, wurden bereits die ersten zwei Büffel geschlachtet. Es trifft im Moment die Jungs, da diese sonst geschlechtsreif würden und sich an der Mutter vergreifen könnten. „Inzucht wollen wir hier nicht“, begründet er das Schlachtermesser für Bullenkälber. Das Schlachten erledigt die Metzgerei König in Donsieders. Dort werde auch das Fleisch vermarktet. Vorm Winter sollen vier weitere Jungbullen zum Metzger. Dorst will die Herde über Winter klein halten, sonst gebe es auf der Winterweide zu große Trittschäden, da die Tiere den Winter auf einer relativ kleinen Weide bleiben. Theoretisch müssten die Jungbullen auch nicht zum Metzger. Dorst würde lieber mit anderen Büffelprojekten tauschen, aber der Kontakt sei schwierig. Grundsätzlich sieht er im Blümelstal Platz für maximal 18 Tiere, die regelmäßig die Weide wechseln. Alle Weideflächen wurden aufwendig mit Elektrozäunen gesichert, die stärker unter Strom stehen, als es bei Weidezäunen für normale Rinder üblich ist. „Die brauchen ein paar Volt mehr“, meint Dorst. Am Anfang habe es öfter Diebstähle von Weidezaungeräten gegeben. Inzwischen seien alle mit GPS-Ortung ausgestattet. Sobald ein Dieb den Weidezaun in Betrieb nehme, melde der sich bei der Firmenzentrale und verrate, wo er steht. „Der LBM verfolgt das rigoros“, erzählt Dorst, der im Hauptberuf in der Forstwirtschaft tätig ist und die Büffelzucht mitnichten gelernt hat. Früher habe er auf einem Hof ausgeholfen und per Learning-by-Doing den Umgang mit Großvieh gelernt. Seine heutige Arbeit besteht in der regelmäßigen Kontrolle der 4700 Meter Zaun und dem Mähen der Zauntrassen. Nach jedem Sturm müsse er zur Kontrolle raus. Es könnte ja ein Baum auf den Zaun gefallen sein und die Büffel könnten bereits auf der Kreisstraße rumspazieren. Dazu kommt die allgemeine Kontrolle und das Fangen der Tiere, wenn der Tierarzt nach dem Rechten sehen will. Problematisch sind im Tal derzeit die vielen Büffelfans, die meinten, das Blümelstal sei ein Drive-In, moniert Dorst, während ein schicker Geländewagen mit Kindern auf dem Beifahrersitz gerade heranbrettert. „Der sollte besser mit seinen Kindern die paar Meter laufen.“ Was demnächst wohl auch alle tun müssen. Dorst fordert eine Schranke oder einen Poller. Sonst nehme der Büffeltourismus per Auto weiter zu.

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