Kreis Germersheim Bahnverkehr soll besser werden im Kreis Germersheim

Der Kreis weiß um die Schwächen im ÖPNV. Landrat Fritz Brechtel will einen runden Tisch, an dem Vorschläge aus einem Infoabend diskutiert werden.

Der Standard im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Landkreis Germersheim sei gut, sagte Landrat Fritz Brechtel am Montagabend im Stadthaus in Germersheim bei einer Diskussionsveranstaltung, zu der er eingeladen hatte – rund 30 Zuhörer waren gekommen. „Es gibt aber auch Ärgernisse.“ Und: „Wir wollen, dass es besser wird.“ Dafür tue der Kreis einiges und wolle dabei die Bürger einbinden. So kündigte Brechtel einen runden Tisch mit Kreistagsmitgliedern an, die sich auch mit den an diesem Abend unterbreiteten Vorschlägen befassen sollen. Herbert Jäger vom Verkehrsforum Südpfalz schlug beispielsweise vor, die gelben Stadtbahnzüge der Albtalverkehrsgesellschaft (AVG) und die roten S-Bahnzüge des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) besser miteinander zu vernetzen, um so zu einem durchgehenden Halbstundentakt zu kommen. Michael Heilmann, der VRN und Zweckverband Schienenpersonennahverkehr (ZSPNV) vertrat, sagte, dass die Verzahnung frühzeitig geplant werden müsse. Einfach so zusätzliche VRN-Züge etwa auf der Stadtbahnstrecke Germersheim-Wörth fahren zu lassen ginge nicht, weil es dann keine Anschlussverbindungen gebe. Außerdem sei dies auch eine Kostenfrage. Das gelte ebenfalls für ein größeres Fahrtenangebot an Wochenenden. Thorsten Metz, CDU-Ratsmitglied aus Bellheim pendelt täglich. Im Hinblick auf fehlende beziehungsweise defekte Echtzeitfahrtanzeigen sagte er, dass viele Passagiere auf dem Bahnsteig den AVG-Ticker im Internet nutzten, um sich über Verspätungen/Zugausfälle zu informieren. Er schlug vor, mit Plakaten an den Haltepunkten dieses Angebot noch besser zu bewerben. Die Landtagsabgeordnete Barbara Schleicher-Rothmund (SPD) wollte daraufhin wissen, was ältere Leute, die über kein Handy verfügen, bei Zugausfällen tun sollen. Kai Kampermann von der AVG antwortete, dass angestrebt werde auf dem Bahnsteig eine Live-Information zu liefern, die weitgehend automatisiert werden soll, um Zeit zu sparen. Die Lücken bei den Echtzeitanzeigen zwischen Germersheim und Wörth erklärte er mit Technikproblemen an einer Schnittstelle zwischen Computersystemen von AVG und und Deutscher Bahn (DB). Hier sei man im Gespräch mit DB Station und Service, der die Haltepunkte gehörten. Für die häufig von Fahrgästen auf der Strecke Germersheim-Wörth kritisierten Zugausfälle beziehungsweise Verspätungen machte Kampermann vor allem zwei Faktoren verantwortlich: den Fahrermangel und die Großbaustelle der Kombilösung in Karlsruhe. Daniel Sartorius von der AVG sagte, dass das Unternehmen im vergangenen Jahr rund 50 Fahrer ausgebildet habe; alle zwei Monate starte ein Kurs mit bis zu einem Dutzend Teilnehmern. Derzeit liege man noch etwa 30 Leute unter dem Soll von rund 380. Zur „Jahrhundertbaustelle“ sagte Kampermann, dass diese das Streckenangebot einschränke bei gleichbleibendem Verkehr. Was die Anschlusssicherheit anbetrifft, so sei man mit rund 90 Prozent etwa zehn Prozentpunkte besser als der VRN. Ein Pendler aus Schaidt sagte, dass die fünf bis acht Minuten Verspätung eines Zuges nicht so so schlimm wären wie der Umstand, dass die Fahrgäste bei längeren Wartezeiten auf manchen Bahnsteigen keinen Unterstand vorfinden würden. Die Frage aus dem Publikum, ob es bei Zugausfällen/-verspätungen Vertragsstrafen gebe, bejahte ZSPNV-Vertreter Heilmann. Die Strafen, zu deren Höhe er keine Angaben machte, würden am Jahresende zuggenau abgerechnet. Zum Thema „Pünktlichkeit“ sagte Kampermann (AVG), dass 95 Prozent das Ziel seien. 2016 habe man 92,7 Prozent erreicht; allerdings würden Verspätungen teils erst dann als solche in der Statistik registriert, wenn sechs Minuten überschritten werden. Bei der Zuverlässigkeit liege der angestrebte Wert bei 99 Prozent; 2016 seien 98,43 Prozent erreicht worden. Um die vor 20 Jahre reaktivierte Bahnstrecke Wörth-Winden-Landau verbessern zu können, müsse sie zumindest abschnittsweise zweigleisig ausgebaut werden, sagte Heilmann. Brechtel wies darauf hin, dass 2020 die Verträge für den Busverkehr im Kreis auslaufen (die Schienenverträge 2023) und man sich jetzt schon Gedanken machen müsse, wie es danach weiter geht. Vorstellbar wäre, dass auf manchen Touren statt großer kleine Busse eingesetzt werden. Zudem wünschte sich ein Zuhörer sonntags Busverkehr auf der Strecke Germersheim-Lingenfeld-Landau. In seinem Schlusswort sagte der Landrat, dass die Region wachse. So seien im vergangenen Jahr im Landkreis 8000 neue Arbeitsplätze entstanden, und „zu denen sollen die Leute mit dem ÖPNV gelangen“. |gs

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