Landau Anwohner beschwert sich über Wildpinkler

Nach Einschätzung des Ordnungsamts sollten die zwei Toiletten-Container beim Landauer Fest des Federweißen eigentlich ausreichen

Karlheinz Bodenstein hat genau mitgezählt: Beim Fest des Federweißen haben exakt 240 Menschen in die Gymnasiumstraße gepinkelt. „Das geht schon 33 Jahre so“, sagt er, aber jetzt hat er endgültig genug und hofft, dass die Stadt endlich tätig wird.

„Dieses Jahr war es besonders schlimm“, sagt Bodenstein, der in einem grünen Taschenkalender akribisch Strichlisten geführt hat: Am Donnerstag hat er von 19 bis 23 Uhr 17 Striche gemacht, am Freitag von 19 bis 24 Uhr 110, am Samstag von 19 Uhr bis 0.30 Uhr 105, und am Sonntag waren es von 16 bis 20 Uhr immerhin auch noch acht. Das Fest des Federweißen sei leider keineswegs ein Einzelfall. Beim Landauer Sommer hat Bodenstein rund 200 Wildpinkler registriert. Natürlich habe er die Menschen vom Fenster aus angesprochen und auf die Festtoiletten verwiesen, aber außer frechen Antworten habe ihm das nichts eingebracht. „Die Straße hat geschwommen“, er habe nachts zum Schlauch gegriffen, um den Gestank ein wenig einzudämmen. Er sei mit seinen Klagen auch nicht allein, sagt Bodenstein. Andere Anlieger hätten dieselben Probleme. Eine Nachbarin habe sogar eigens einen Rollladen anbringen lassen, damit die Haustürnische nicht missbraucht werde. Beim Wasserlassen sei es dort in der Vergangenheit nicht immer geblieben. Bei allen habe es sich eingebürgert, das Licht im Hausflur anzulassen, sonst würden sich die Männer sogar gegen die Tür erleichtern. Frauen duckten sich hinters nächste Auto, sagt er und berichtet, dass er eine zufällig vorbeikommende Polizeistreife auf zwei Damen in Aktion hingewiesen habe. Die Beamten hätten ihm nur gesagt, dass sie da auch nichts machen könnten. Möglicherweise hätten seine Leute einen anderen, dringenderen Einsatz gehabt, sagt Peter Berens, Leiter der Polizeiinspektion Landau. Wenn nicht, hätten sie sich der Ordnungswidrigkeit annehmen müssen. Dann hätten sie Personalien erheben und den Fall dem Ordnungsamt der Stadt melden sollen. Bodenstein hat sich um einen Termin bei Ordnungsdezernent Maximilian Ingenthron (SPD) bemüht, bisher erfolglos. Franz Müller, Geschäftsführer des Büros für Tourismus, habe die Beschwerden bisher stets als übertrieben bezeichnet. Doch das ist dieses Jahr anders: Das Ordnungsamt habe bestätigt, dass das Wildpinkeln dieses Jahr „sehr schlimm“ gewesen sei, sagt Stadt-Pressesprecherin Sandra Diehl und bestätigt, dass auch Frauen aufgefallen sind, beispielsweise auf dem Parkplatz Waffenstraße. Bei beiden Festen sind laut Diehl die Ordnungskräfte gehalten, solche Ordnungswidrigkeiten mit je 20 Euro zu ahnden. Weil nicht alle sofort zahlen, liegt noch keine Auswertung vor, wie viele Festbesucher erwischt wurden. „Viele flüchten auch, wenn sie die uniformierten Ordnungskräfte sehen“, räumt Diehl ein. Nach Einschätzung des Ordnungsamtes reiche die Zahl der Toiletten – zwei große Container (wir berichteten am 15. Oktober) und zwei Dixiklos in Gymnasiumstraße und Salzhausgasse – eigentlich aus. Aber oft werde neben die Dixiklos uriniert. Als Gründe fürs Wildpinkeln werde immer wieder die WC-Gebühr (50 Cent, und die auch nur als Bitte) genannt – meist seien die Reaktionen der Ertappten aber einfach nur sehr unfreundlich. Das Ordnungsamt lässt montags nach dem Fest die Straße säubern – feucht, weil es um die Probleme weiß. |boe

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