Zweibrücken Konzert für Togo macht mit markanten Komponistinnen bekannt

Beim Benefizkonzert der Stiftung Aimer la vie für Togo (von links): Beate Günther, Helma Terres, Wolfgang Emanuel und Holger Veh
Beim Benefizkonzert der Stiftung Aimer la vie für Togo (von links): Beate Günther, Helma Terres, Wolfgang Emanuel und Holger Vehling.

„Wahrscheinlich kräht wieder kein Hahn danach“ war das Motto des Benefizkonzertes für Togo am Sonntag, das mit gut 3600 Euro Spendenerlös die Stiftung Aimer la vie unterstützt. Im Mittelpunkt standen Werke von Komponistinnen.

Von Barbara Strozzi bis Sylva Bouchard-Beier und Meri Davitashvili reicht das Spektrum der Komponistinnen, deren Werke zu hören waren. Mit dem temperamentvollen „La Vendetta“ der venezianischen Sängerin, Komponistin und Kurtisane Barbara Strozzi (1619-1677) begann die Zeitreise durch die Welt der komponierenden Frauen. Ein ausgewogenes Klangbild zeichnete die Sonate für Flöte (Helma Terres) und Basso Continuo (Marina Kavtaradze) von Anna Amalia von Preußen (1723-1789) aus, der Schwester des Preußenkönigs Friedrichs des Großen.

In der Romantik war Deutschland mit der mit Robert Schumann verheirateten Starpianistin und Pädagogin Clara Schumann (1819-1896), Felix Mendelssohn Bartholdys Schwester Fanny Hensel (1805-1847) und der wenig bekannten Josephine Lang (1815-1880) vertreten. Eingebettet war das Konzert in einen abwechslungsreichen Dialog zwischen Pfarrer Wolfgang Emanuel und Helma Terres, die das Konzert konzipiert hat, sowie Sopranistin Beate Günther.

Starke Emotionen

Nach der Heirat mit Robert Schumann hatte Clara wenig Zeit zum Komponieren, nur dank der ständigen Geldprobleme konnte sie ihre Karriere als Star-Pianistin und Klavierpädagogin fortsetzen. Ihre Toccatina in a-Moll zeichnete sich durch intensiven Ausdruck aus, den Pianistin Marina Kavtaradze mit ihrem kraftvollen und doch verinnerlichten Spiel bestens zur Geltung brachte. Innere Aufgewühltheit und starke Emotionen klangen aus diesen Themen, ohne Scheu vor Ecken und Kanten endete das Werk in einer markanten Coda.

Auch Fanny Hensel machte ihre Familie klar, dass sie sich nach ihrer Heirat auf repräsentative Auftritte beschränken sollte. Geld verdienen mit der Musik gehöre sich für eine Frau nicht, meinte sogar ihr berühmter Bruder Felix Mendelssohn-Bartholdy. Doch „dass niemand nach meiner Musik tanzt“, hat sie nicht vom Komponieren abgehalten. Das Lied „Schwanengesang“ ist eine romantische Strophenballade, die Beate Günther mit hellem lyrischem Sopran und nuancenreich schattiertem Ausdruck interpretierte. Auch Hensels „Fantasie“ steht in der romantischen Tradition, das kraftvolle Thema spielte Marina Kavtaradze sehr eindringlich und kraftvoll. Die Celloweise von Holger Vehling erinnerte an eine menschliche Stimme mit ihren weit gespannten, melodischen Klangbögen, während des Klavierthema sich zu immer größerer Erregung steigerte und nahezu überstürzte, ein Prozess, den die Pianistin rhythmisch absolut sicher gestaltete.

Aus Melanie wird Mel

Als Wunderkind galt Josephine Lang (1815-1880), Tochter einer Opernsängerin. Sie durfte aber keine professionelle Ausbildung absolvieren und verdiente nur mit Klavierstunden Geld. In „Die Liebende schreibt“ fesselte Beate Günther durch eine satte, leicht getönte Mittellage ihres lyrischen Soprans voll verhaltener Dramatik. Romantische Gefühlswelten wurden in ihrem Vortrag lebendig.

Die Französin Mel Bonis (1858-1937) hatte ihren Vornamen Melanie verkürzt, um nicht sofort als Frau erkannt zu werden. Ihr „Pièce“ bestach durch die warmen satten Kantilenen der Querflöte, die Helma Terres in weichen Klangbögen formte. Cécile Chamonade (1857-1944) schaffte es als erste Frau, in die Légion d'Honneur aufgenommen zu werden. Ihre berührende Flötenweise „Autumn“ erinnerte an impressionistische Werke.

Georgischer Kriegertanz

Weltberühmt wurden die Schwestern Nadia (1887-1979) und Lili Boulanger (1893-1918). Markant-kriegerische Klavierakkorde und pochende Celloklänge prägten Nadias „No 3“ aus ihren „Trois Pièces“, in Lilis impressionistischer „Nocturne“ entfaltete sich eine schwebende Flötenweise über Klangtropfen des Klaviers. Germaine Taillefer (1892-1983) gehörte zu der berühmten Groupe des Six. Ihr Stück „Forlane“ begeisterte durch die malerische Flötenweise, die Helma Terres immer intensiver spielte. Mit Sylva Bouchard-Beiers „Blatt im Wind“ und dem von Kavtaradze fulminant interpretierten georgischen Kriegertanz „Khorumi“ von Meri Davitashvili (1924-2024) klang eine spannende Entdeckungsreise im Zweibrücker Pfarrsaal Heilig-Kreuz aus.

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